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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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umher, ob sich in der Galerie irgendwo ein Spiegel befand. Da entdeckte sie Teddie. Er trug einen Smoking mit Stehkragen und hatte eine rote Nelke im Revers. Liebevoll kam er auf sie zu, nahm ihre Hände und hauchte einen Kuss auf ihren Mund. Sam konnte machen, was sie wollte: Ihn zu sehen, fühlte sich wie Hitze und Lachen und Betrunkensein in einem an.
    »Ich habe den Eindruck, hier störe ich«, sagte Valerian und war im Begriff, sich den Gästen zuzuwenden. »Wie bekommt dir übrigens mein Geschenk?«, fragte er über die Schulter.

    »Geschenk?«
    »Der Saft der Bariactar-Kirsche.«
    »Sie hat brav davon getrunken«, antwortete Teddie. »Hinterher ging es dir besser, nicht wahr?«
    Sofort war ihr Misstrauen wieder da. Letzte Nacht hatte sie den Namen des seltsamen Gebräues in den Computer eingegeben, aber eine Bariactar-Kirsche war in der weiten Welt des Internet unbekannt. Was hatten ihr die Kóranyis da eingeflößt?
    »Ich finde die Wirkung so erstaunlich, dass ich das Elixier gerne unserer toxikologischen Abteilung zur Analyse geben möchte«, sagte sie. »Hätten Sie etwas dagegen?« Wenn sie mit einer abschlägigen oder ausweichenden Antwort gerechnet hatte, täuschte sie sich.
    »Das ist eine hervorragende Idee«, sagte Valerian. »Auch mich würde interessieren, worin die Wirkung besteht. Man weiß nur, dass der Saft Stärke gibt und Wohlbefinden erzeugt. Aber nun lasse ich euch Turteltäubchen allein.« Er mischte sich unter die Vernissagebesucher.
    »Ich hoffe, du langweilst dich nicht.« Taddeusz hakte sie unter. »Ich kann mit diesen Kunst-Events nicht viel anfangen. Wollen wir uns bald verdrücken?«
    »Wohin denn?«
    »An einen schummerigen Ort, wo wir ganz unter uns sind.«
    Sam fühlte, dass ihr in seiner Gegenwart das Detektivspielen schwerfiel. »Warum muss es immer dunkel sein, wenn wir uns treffen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja … Ich hätte Lust, mit dir mal über eine Herbstwiese zu laufen oder shoppen zu gehen oder in einem Café in der Sonne zu sitzen.« Sie hoffte, das Wort Sonne würde eine Reaktion bei ihm auslösen, aber er blieb entspannt und freundlich.

    »Du magst also nicht, dass ich ein Nachtfalter bin?«
    »Ein ziemlich extremer Nachtfalter«, nickte sie. »Ich weiß gar nicht, wie du bei Tageslicht aussiehst.«
    Taddeusz warf einen kurzen Blick in den hinteren Ausstellungsraum. Sam drehte sich um; täuschte sie sich oder hatte er zu seinem Vater geschaut?
    Schon waren Teddies Augen wieder bei ihr. »Gut, wenn du willst, treffen wir uns tagsüber. Warum nicht gleich morgen?«
    Wie hätte der alte Kóranyi über diese Entfernung mitanhören können, was sie und Taddeusz besprachen? Und doch wurde Sam den Eindruck nicht los, Teddie hätte eben bei seinem Vater die Erlaubnis eingeholt. »Morgen? Das passt mir gut. Da habe ich erst nachmittags Dienst.«
    Während sie überlegten, was man zusammen unternehmen könnte, war Sam von seiner Zusage verwirrt: Hieß es nicht in jeder Beschreibung von Vampiren, dass diese nichts so sehr mieden wie das Sonnenlicht? Zwar schien die Sonne im herbstlichen London nicht allzu oft, aber ein kräftiger Sonnenstrahl konnte einen Vampir tödlich schwächen. War vielleicht doch alles ein Hirngespinst?
    »Warum nicht nach Kew Gardens?«, fragte sie. »Ich möchte so gern mal wieder raus aus der Stadt.«
    »Gute Idee«, pflichtete er ihr bei.
    Sie verabredeten die Uhrzeit und den genauen Treffpunkt. Sam fiel im Moment nichts mehr ein, womit sie ihren Geliebten testen könnte. Einen Spiegel hatte sie nirgends entdeckt. Sie nippte an einem Glas Sekt und wandte sich den Bildern zu.
    »Erzähl mal, was lösen sie bei dir aus?« Sam spürte eine kalte Hand an ihrem Hals und schaute in Mirceas atemberaubend schönes Gesicht.
    »Was sie auslösen?« Sie räusperte sich. »Na ja, die Farben sind …«

    »Mich interessieren nicht die Farben. Du! Du bist das Einzige, was mich interessiert. Du als Betrachter. Wenn die Bilder erst bei den Leuten daheim hängen, erfahre ich nie wieder, was sie darüber denken.«
    Sam konnte sich zwar nicht vorstellen, dass irgendjemand solche Bilder an seine Zimmerwand hängte, aber das behielt sie lieber für sich.
    »Was macht dieses Bild mit dir? Sag mir deine Gefühle.«
    »Angst, Schock und Abscheu«, antwortete Sam spontan.
    »Angst, Schock und Abscheu«, wiederholte Mircea. »So hätten wir die Ausstellung nennen sollen.«
    Mr Lockool trat zu ihnen. »Gruseln Sie sich auch schön bei Mirceas Exponaten?«
    Sam fand den

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