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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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Wäscheabteilung musste, um die Kleidergröße zu wechseln; sonst würde bald jeder sehen, wie es um sie stand. Ob
Tante Margret etwas bemerkt hat, überlegte sie, schlüpfte in die Schuhe und fuhr nach oben.
    Während der Dienststunden vergaß Sam zeitweise ihren Zustand. Erst als sie bei Andrew eintrat, fiel ihr Teddies Angebot wieder ein. Sie zog die Jalousien hoch und betrachtete den schlafenden Jungen. Die Kontrollapparate liefen gleichmäßig, eine Infusion trat über den Katheter in seinen Körper ein. War es wirklich falsch, diesem schwerkranken Kind zu helfen? Rechtfertigte seine Gesundheit nicht jedes Opfer? Wenn es stimmte, dass die modernen Vampire keine Menschen töteten, wenn Taddeusz tatsächlich jemanden gefunden hatte, der im Sterben lag und nach seinem Tod Andrews Retter werden konnte, durfte sie dieses Angebot ausschlagen? Sam setzte sich an den Bettrand. Vielleicht stimmt es wirklich, dachte sie, vielleicht ist ein toter Mensch nichts anderes als die Summe seiner Einzelteile. Wenn Andrew mit Teddies Hilfe dieses Bett für immer verlassen könnte, muss ich seine Hilfe nicht annehmen? Sie weckte den Jungen sanft, servierte ihm sein Frühstück und plauderte eine Viertelstunde mit ihm.
    Kurz vor Mittag erinnerte ein Ziehen in der Bauchgegend sie daran, was sie sich vorgenommen hatte. Mit dem Personalaufzug fuhr sie ins vierte Obergeschoss. Um diese Zeit waren die Wartezimmer voll und die meisten Ärzte beschäftigt, doch als Insider wusste Sam, dass irgendwer immer gerade Pause machte. In ihrer Schwesterntracht ging sie selbstbewusst an den wartenden Frauen vorbei. Die runden Bäuche, die aufgequollenen Beine der Hochschwangeren erinnerten sie daran, dass ihr eigener Zustand für jemanden im zweiten Monat unerklärlich war. Sie nickte der Empfangsschwester freundlich zu, die wohl annahm, Sam habe beruflich hier zu tun. Nach kurzem Suchen fand sie die Teeküche und darin eine junge
Ärztin, die es sich mit einem Schinkensandwich gemütlich gemacht hatte.
    »Hallo. Hätten Sie einen Moment Zeit für mich, Doktor äh …« Sie entzifferte das Namensschild. »Doktor Caine.«
    »Setz dich. Was gibt’s?«, antwortete die Ärztin kauend.
    Sam machte keine langen Umschweife, sondern sagte, dass sie schwanger sei.
    Lächelnd zeigte die Ärztin auf Sams gespannten Kittel. »In deinem Zustand ist das wohl keine große Neuigkeit mehr für dich. Fünfter Monat?«
    Sam schluckte. So deutlich war es also bereits zu erkennen. »Ich habe da eine Frage.«
    »Wer ist dein behandelnder Arzt?« Dr. Caine trank einen Schluck Tee. Sie hatte ihr blondes Haar zum Zopf geflochten und warf ihn über die Schulter.
    »Ich dachte … dass Sie mich vielleicht kurz untersuchen könnten.« Auf den irritierten Blick der anderen setzte Sam hinzu: »Ich besuche sonst meinen Hausarzt in Schottland. Aber im Moment komme ich hier nicht weg.«
    »Das geht nicht. In deinem Zustand brauchst du medizinische Versorgung vor Ort.«
    »Hätten Sie vielleicht Zeit …?« Hoffnungsvoll sah Sam sie an.
    »Du hast ja Nerven.« Trotz der schroffen Antwort schmunzelte Dr. Caine. »Na gut. Ein paar Minuten länger werden die andern wohl warten können.«
    Als hätten sie gemeinsam etwas zu erledigen, gingen die beiden Frauen in Weiß durch die Station und betraten einen freien Untersuchungsraum. Sam machte sich unten frei und wollte die Position im Gyn-Stuhl einnehmen.
    »Nicht nötig.« Dr. Caine zeigte auf die Behandlungsliege. »Das lässt sich alles schon mit dem Ultraschall sehen.«

    »Sie können es bereits sehen?« Sam legte sich hin.
    »Ist das dein erstes Kind?« Die Ärztin schien erst jetzt zu bemerken, wie jung Samantha war. »Natürlich ist es das. In der jetzigen Phase ist der Fötus schon ziemlich aktiv. Seine Lunge arbeitet bereits, er atmet das Fruchtwasser ein und aus, man könnte sagen, er trinkt es. Auch der Magen und die Nieren sind schon in Betrieb. Vorsicht, kalt.« Die Ärztin strich ein Gelee auf Samanthas Bauch und schaltete das Gerät ein. »In welchem Monat bist du?«
    »Tja …« Sie hielt den Atem an.
    »Ruhig weiteratmen. Du und dein Arzt, ihr müsst doch den Geburtstermin errechnet haben.« Dr. Caine wurde ungeduldig. »Wo ist dein Mutterpass?«
    »Den habe ich … in Schottland vergessen.« Sam fühlte den Sensor über ihre Bauchdecke gleiten, zugleich erschienen grauschwarze Strukturen auf dem Bildschirm.
    »Dir als Krankenschwester brauche ich wohl nicht zu sagen, wie wichtig regelmäßige Kontrolle ist.« Die

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