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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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Ärztin hielt inne. »Oh. Na bitte sehr. Damit ist es wohl klar.« Unter den seltsamen Gebilden auf dem Monitor bewegte sich etwas. »Also im fünften Monat bist du auf jeden Fall.« Dr. Caine lächelte.
    »Im fünften …?« Ruckartig hob Sam den Kopf.
    »Gratuliere«, sagte die Ärztin. »Willst du’s wissen?«
    »Was wissen?«
    »Es gibt Mütter, die sich überraschen lassen wollen, ob es ein Junge oder ein Mädchen ist.«
    »Das sehen Sie schon?!« Sam zwang sich zur Ruhe. Im Grunde bestätigte die Ärztin nur, was sie selbst im Morgengrauen entdeckt hatte: Ihre Schwangerschaft verlief schneller als normal. Wie sollte sie aber Dr. Caine nach der Ursache fragen, ohne ihr Geheimnis aufzudecken? Zum hundertsten Mal fühlte sich Samantha in einem Albtraum gefangen;
konnte sie nicht einfach erwachen und feststellen, es war nur ein Spuk? Denn wenn es keiner war, tauchten dort auf dem Bildschirm soeben die Umrisse eines Vampirbabys auf.
    »Du wirst einen Jungen zur Welt bringen.« Die Ärztin ließ das Gerät weitergleiten. »Einen erstaunlich kräftigen Jungen. Also, ich würde sagen, der Bursche wird ein Riese.« Sie musterte die Patientin.
    »Sein Vater … ist auch sehr groß.« Sam beobachtete die Konturen. Kopf und Rumpf waren deutlich erkennbar, auch die Gliedmaßen und die Nabelschnur. »Na so was«, flüsterte sie. »Ein Sohn.« Ohne dass sie es wollte, schossen ihr Tränen in die Augen. Sie wandte sich ab.
    »Das kann einen schon umhauen.« Dr. Caine legte ihr die Hand auf die Schulter. »Auch wenn du aus unserer Branche bist, bist du eine sehr junge Mutter. Beim ersten Mal erscheint es fast jeder Frau wie ein kleines Wunder.« Sie schaltete das Gerät aus, riss Papier von einer Rolle und wischte Sams Bauch ab. »Soweit ich das ohne Blutbild und sonstige Untersuchungen beurteilen kann, ist alles in Ordnung.« Sie stand auf und wusch sich die Hände. »Entbindung ungefähr Mitte März«, sagte sie über die Schulter. »Hat das dein Arzt auch errechnet?«
    »März?« Sam verbarg ihren Schreck. »Mhm, Sie haben’s ziemlich genau getroffen.« Hastig stand sie auf und schlüpfte in ihre Sachen. »Danke, dass Sie sich Zeit genommen haben.« Ihr fiel noch etwas ein. »Ähm, meine Versicherungskarte …«
    »Lass mal.« Dr. Caine begleitete sie zur Tür. »Kleiner Service unter Kolleginnen.« Mit einem Händedruck verabschiedeten sie sich; gleich darauf stand Sam auf dem Korridor.
    Im März, überlegte sie. Wenn sich das Wesen in ihrem Bauch in zwei Monaten doppelt so rasch entwickelt hatte wie üblich, musste man nicht davon ausgehen, dass dieser Prozess
anhalten würde? Sam stellte alle möglichen Hochrechnungen an, bis sie einsah, dass etwas so Unvorstellbares wie der Fötus eines Vampirs nicht mit menschlichen Maßstäben zu ermessen war. Ab wann würde sie nicht mehr in der Lage sein, ihrer Arbeit nachzugehen? Konnte sie Mutterschaftsurlaub einreichen, obwohl sie nicht einmal ein ärztliches Attest hatte? Sollte sie zurücklaufen, Dr. Caine alles gestehen und sich stationär einweisen lassen? Ohne jeden Zweifel war dies eine Risikoschwangerschaft und ein Abbruch immer noch möglich. Musste sie nicht an sich selbst denken, an ihre Gesundheit, ihre Zukunft? Mit siebzehn Jahren ein Baby zu kriegen, war nicht ungewöhnlich, wohl aber, einen Vampir zur Welt zu bringen! Hektisch stieß Sam die Luft aus, rannte zum Aufzug, fuhr nicht auf ihre Station zurück, sondern drei Stockwerke tiefer. Sie musste allein sein und nachdenken, bevor sie den nächsten Schritt tat. Sie durfte ihr Schicksal auf keinen Fall den Vampiren überlassen. Nur auf sie selbst kam es an!

23
    D u kannst nicht abtreiben«, sagte Richard. »Jetzt nicht mehr.«
    Das war nicht die Antwort, die Sam erhofft hatte. »Wieso nicht?«
    »Die Brut in dir ist schon zu stark. Versuchst du sie jetzt zu töten, bringst du dich selbst um.«
    Sie zog die Jacke vor der Brust zu. »Warum sagst du mir das erst jetzt?«
    Der Wind griff in Richards Mantelschöße. Es war ein ungemütlicher Novemberabend, eisiger Nieselregen ging nieder.
Die beiden liefen auf der unteren Uferpromenade der Themse entlang, weil hier der Nebel am dichtesten war. Sie erreichten den Bogen der Battersea Bridge.
    »Wir sollten uns nicht mehr treffen.« Unsicher sah Richard sich um. »Um deinetwillen. Mein Vater besitzt starke telepathische Kräfte. Ich habe zwar trainiert, meine Gedanken vor ihm zu verbergen, aber ich fürchte …«
    »Mit wem soll ich sonst reden!« Ärger und Furcht waren

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