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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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desinteressiert wie möglich.
    »Wieso haben Sie dann den Barhyaghtar-Link benutzt? Weshalb interessieren Sie sich für dieses Heilkraut?«
    Sie schluckte. »Das war nur Zufall. Im Netz kommt man häufig von einem aufs andere. Womit befasst sich eigentlich Ihr Verein?«
    Einen Moment war es still. »Sind Sie von einer Zeitung?«
    »Nein!« Sie lachte nervös. »Ich interessiere mich lediglich für vergessene Naturbräuche. Dürfte ich bei einem Ihrer Rituale mal dabei sein?«
    »Wir sind eine rein männliche Vereinigung«, antwortete er.
    »Können Sie mir etwas über die Barhyaghtar belladonna sagen?«
    »Die Kirsche ist seit über einem Jahrhundert ausgestorben.«
    »Aber irgendwo muss sie noch existieren. Ich habe den Saft …« Was für ein Fehler! Wieso war sie so dumm, von sich selbst zu sprechen!
    »Darf ich Ihren Namen erfahren?«, kam die neugierige Frage.
    In Panik legte Samantha auf. Sie schloss alle Programme, löschte den Verlauf der Websites und fuhr Margrets Computer herunter. Trotzdem war ihr klar, dass sie die Verbindung damit nicht vollständig kappte. Wer wollte, konnte die Spur zu ihr über die Telefonnummer zurückverfolgen. Trotz ihrer Angst, einen schlimmen Fehler begangen zu haben, verspürte Sam mit einem Mal entsetzlichen Heißhunger. Zwar hatte sie heute noch kaum etwas gegessen, doch ein solch wildes Hungergefühl war ihr unbekannt. Als sie das Büro verließ, wäre sie vor Schwäche fast hingefallen. Du musst bei Kräften bleiben, dachte sie, du musst auf dich achten und auf den Kleinen.
    Im Korridor zeigte das Signallicht an, dass die Operation
noch in Gang war. Mit bangen Gedanken an Andrew verließ Sam die Station. Heute lief sie nicht zur Cafeteria, sondern in die Kantine. Sie brauchte etwas Anständiges zu beißen.
    »Bitte geben Sie mir zwei davon.« Vor der Speiseausgabe zeigte sie auf die brutzelnden Rindfleischscheiben auf dem Bräter.
    »Zwei Hamburger.« Der Küchenbulle wollte die Bestellung eintippen.
    »Ohne Brötchen, ohne Pommes, ohne Zwiebel.«
    »Bloß Fleisch?«
    »Bloß Fleisch.« Herausfordernd sah sie ihn an. »Und bitte fix, ich falle gleich um vor Hunger.«
    »Die sind aber noch fast roh.«
    »Je blutiger, desto besser.«
    Sam bekam zwei dampfende Scheiben aufgetan, bezahlte und setzte sich. Beim ersten Bissen quoll ihr das Blut entgegen, gierig kaute sie und schmatzte dabei so laut, dass sich am Nebentisch zwei Ärztinnen umdrehten. Während sie weiteraß, erfüllte Sam eine neue Genugtuung: Sie kam den Zusammenhängen allmählich auf die Spur! Sie wartete nicht länger untätig darauf, was andere mit ihr vorhatten; der Traum hatte eine Tür aufgestoßen, hinter der sich vielleicht das Mittel zur Rettung vor den Vampiren verbarg. Aber ich brauche Hilfe, dachte Sam, ich muss Richard einweihen. Er war zwar auch ein Vampir und ein ziemlich schwächlicher dazu, aber er war ein Mann. Und Sam brauchte einen Mann, um bei den Jüngern Fortrius vorzustoßen.
    Während sie ihren Hunger stillte, fiel ihr auf, dass sich noch jemand über die Mahlzeit freute: der Junge in ihrem Bauch. Den Vormittag über hatte er viel geruckt und gestoßen, hatte seiner Mutter Schweißausbrüche und Krämpfe verursacht; nun hielt er auf einmal still. Es ist das Blut, dachte sie, er mag
Blut. Nachdem sie den Teller leer gegessen hatte, nahm Sam ihr Handy und wählte Richards Nummer. Seltsamerweise ertönte weder ein Klingelzeichen noch meldete sich die Mailbox. Es war, als ob die Nummer nicht existierte. Im Gefühl, sich übergessen zu haben, stand sie auf und marschierte mit vorgewölbtem Bauch zur Kantine hinaus.
    Auf dem Korridor ihrer Abteilung begegnete sie mehre – ren Ärzten. Die Operation war beendet. Andrew lag sicher noch nicht wieder auf seinem Zimmer, sondern im Überwachungsraum, wo ein Ärzteteam rund um die Uhr bereitstand.
    Vor der Tür des Überwachungsraumes traf Sam auf Tante Margret. »Wie ist es gelaufen? Alles in Ordnung?«
    Die Oberschwester nahm die Operationshaube ab und wischte eine Haarsträhne aus der Stirn. »Es gab Komplikationen, sein Kreislauf ist zusammengebrochen, wir hätten ihn beinahe verloren. Aber jetzt scheint er über den Berg zu sein.«
    »Was ist mit der Niere?« Sam konnte einen Rülpser nicht unterdrücken.
    »Das werden die nächsten Stunden zeigen.« Margret senkte den Blick auf Samanthas Bauch. »Und wie geht es dir?«
    Rasch versuchte Sam, den Kittel zu schließen. »Wie lange willst du eigentlich noch so herumlaufen, ohne mir ein Wort zu

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