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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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schon ein paar Fahrstunden genommen.«
    »Das hilft uns jetzt aber nicht weiter.«

    »Stimmt. Ohne Führerschein kriegen wir kein Mietauto.«
    »Also müssen wir den Bus nehmen«, seufzte Samantha.
    »Nicht unbedingt.«

    Mit einem Bündel Banknoten kam Richard vom Geldautomaten zurück und verhandelte mit dem Taxifahrer. Der schwergewichtige Mann starrte den vermummten Kerl an und schüttelte den Kopf. Richard legte den ersten Schein in seine Hand und zeigte in eine bestimmte Richtung; wieder lehnte der Fahrer ab. Erst nach der vierten Banknote ließ er den Kofferraum aufspringen, Richard verstaute den Rucksack und half Sam beim Einsteigen. Vom Flughafen aus ging es westwärts, hinein in die hügelige Landschaft.
    Samantha lehnte sich zurück. Sie stellte sich die Felder und sanften Berge im Frühling vor. Die Raps- und Kartoffelfelder, die von Steinmauern eingefriedeten Weiden, auch die Eichenwälder sahen in der warmen Jahreszeit wunderschön aus. Nun duckte sich das Land unter dem tief hängenden Dezemberhimmel. Tatsächlich schrieben sie heute schon den ersten Advent. Die Schieferdächer glänzten vom letzten Regenguss. Noch ein paar Grade kälter und es würde schneien.
    »Wieso haben die Jünger Fortrius ihr Hauptquartier ausgerechnet in Trickleton?« Richard holte Sam aus ihren Gedanken.
    »Weil durch den kleinen Ort die Ruine des Hadrianswalls verläuft. Das Bauwerk hat für die Verehrer Fortrius eine große Bedeutung.«
    »Ach, zu den Irren wollt ihr?« Unvermittelt drehte der Fahrer sich um. »Hätte ich das gewusst, hättet ihr euch einen andern suchen müssen.«
    »Warum?«

    »Diese Typen sind in der Gegend unbeliebt.«
    »Tun sie denn ungesetzliche Dinge?« Sam beugte sich vor.
    »Ungesetzlich … keine Ahnung. Von ihren Partys erzählt man sich die schlimmsten Sachen.« Er warf einen Blick in den Rückspiegel. »Sind Sie etwa auch so’n Fortriu-Heini?«, fragte er Richard.
    »Wo denken Sie hin? Ich habe bloß … ein kleines Hautproblem.«
    Eine halbe Stunde später erreichten sie Trickleton. Sam hatte angenommen, der Ort würde Lower Liargo ähneln, doch diese Gemeinde war anders. Die Gassen wirkten verwahrlost, Müllsäcke lagen auf dem Bordstein, die meisten Läden waren zugezogen. An vielen Häusern hing das Schild, dass sie zu verkaufen seien; sie wirkten bereits verlassen. Angst lag über dem Ort; am stärksten fühlte Samantha das, als sie die Kirche erreichten. Die hohen Fenster waren eingeschlagen, das Hauptportal hatte man mit Brettern vernagelt. Ein Fensterflügel knarrte im Wind.
    »Hier ist doch was faul«, knurrte der Taxifahrer und stieg so plötzlich auf die Bremse, dass die Fahrgäste nach vorne geschleudert wurden. »Endstation. Weiter geht’s nicht.«
    »Haben wir die Adresse erreicht?« Sam hielt sich den Bauch.
    »Ich fahr keinen Meter weiter.« Als Richard ihm Geld geben wollte, winkte der Fahrer ab. »Behalten Sie’s. Ihr steigt hier aus.«
    Gleich darauf standen Sam und Richard auf der Kreuzung und sahen dem entschwindenden Taxi nach. Die rasch dahinziehenden Wolken waren so dunkel, dass Richard es wagte, die Sonnenbrille zu heben.
    »Hier ist ein Ort der Kraft«, sagte er leise. »Du hattest recht. Es walten besondere Mächte an dieser Stätte.«

    »Was für Mächte?«
    »Ich spüre …« Als schnüre ihm etwas die Luft ab, riss Richard den Kragen auf. »Ein uraltes Wissen beherrscht die Stadt. Ein Wissen, das die Menschen nicht aufrichtet, sondern zu Boden drückt.« Er zeigte in eine Richtung. »Es ist … der Wall!«
    Sam konnte nichts Besonderes entdecken. Nahe der Kirche erhob sich ein unscheinbarer Hügel, in seiner Nähe standen keine Häuser. Das braune Gras bog sich im Wind, es war seit Langem nicht geschnitten worden. »Was ist dort, der Friedhof?«
    »Kein Friedhof. Und doch sind unter diesem Hügel viele Seelen gefangen.« Langsam ging Richard darauf zu. »Als man den Hadrianswall baute, teilte er das Land von Küste zu Küste. Über weite Strecken war er aus Stein. Doch nachdem die Römer aus Britannien abgezogen waren, verfiel das Gemäuer. Die Menschen benutzten die Steine, um Straßen zu bauen. Heute steht der Wall fast nur noch dort, wo er aus Lehmziegeln errichtet wurde – so wie hier.«
    »Dieses Hügelchen soll der Hadrianswall sein?« Sam war enttäuscht.
    Er nickte. »Wir stehen an der wahren Grenze zu Schottland.«
    »Glaubst du mir also, dass die Jünger Fortrius geheime Kräfte besitzen?«
    Richard schien in sich hineinzuhorchen. »Nein. Sie sind

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