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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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es nicht selbst. Sie sind bloß … Sklaven. Gefangene einer Macht, die aus der Tiefe wirkt.«
    »Aus welcher Tiefe?« Sie kletterten auf den Hügel.
    »An diesem Ort treffen Kräftelinien der Erde zusammen. Diese Linien verlaufen über den ganzen Erdball. Sie sind unterirdisch verbunden. An ihren Schnittpunkten spüren die Menschen
eine besondere Aura.« Richard atmete durch, als begreife er selbst es erst in diesem Moment. »Der Hadrianswall ist eine Linie geballter Kraft! Deshalb kann ER hier zutage treten!«
    »Wer, ER?« Sam spürte nichts als ein leichtes Kribbeln in den Beinen. Eines jedoch hatte sich verändert: Das Ungeborene in ihrem Leib war vollkommen still geworden. Sie strich über den Bauch. »Er hat aufgehört«, flüsterte sie. »Hier fühlt er sich wohl.«
    »Er spürt den Ursprung, er fühlt die Kraft des Vaters.«
    »Von wem sprichst du?«
    »Fortriu.« Richard legte den Arm um seine Begleiterin. »Seine Macht tritt hier zutage. Hier ist Fortrius Land. Hier ist er der Herrscher.«

31
    Ü ber eine Meile gingen sie nun schon auf dem Kamm des Hügels. Von hier oben schaute man weit ins Land. Die Gegend wirkte grau und sonderbar verlassen. Nirgends in der Nähe des Walles wurde etwas angebaut, nirgendwo weideten Tiere. Trickleton lag bereits hinter ihnen. Da ergriff Richard Samanthas Hand.
    »Wir sind am Ziel.«
    Vor ihnen erhob sich eine Ruine.
    »Das ist doch nur ein Haufen Steine.«
    »Es ist ein alter Festungsturm. So baufällig, wie du meinst, ist er nicht.«
    Auch Sam bemerkte, dass das untere Geschoss instand gesetzt worden war.
    »Hier erwarten sie seine Rückkehr«, sagte Richard. »Sie warten
auf den König und Meister.« Er sah sie an. »Bist du sicher, dass du diesen Schritt tun willst? Sind wir erst einmal eingetreten, umfängt uns Fortrius Gesetz.«
    »Was könnte schlimmer sein, als ein Vampir zu werden? Wenn ich noch etwas unternehmen kann, um diesem Schicksal zu entgehen, will ich es versuchen.«
    Hand in Hand schritten sie auf den Turm zu. Leere Fensterhöhlen starrten sie an. Ein Blitz oder ein Erdrutsch hatte das Mauerwerk gespalten; von den Zinnen bis zur Grundmauer klaffte der Riss. Unterhalb der Festung waren Öffnungen in den Lehmwall getrieben worden, massive Gitter verschlossen die Eingänge. Im bewohnten Teil dagegen entdeckten sie Gardinen hinter den Fenstern, die Läden waren frisch gestrichen, in den Blumenkästen blühten Pelargonien.
    »Sollten die Jünger Fortrius Blumenliebhaber sein?« Sam stieß ihren Begleiter an. »Das ist doch …« Sie starrte auf den Fußabstreifer. Bring Glück herein, stand darauf. Der Türklopfer hatte die Form eines Spechtes. Bevor Sam damit gegen die Tür schlug, sah sie noch einmal zurück. »Also dann. Die Show beginnt.« Sie klopfte dreimal.
    Gleich darauf hörten sie muntere Geräusche aus dem ersten Stock. »Jahaa! Momentchen!«
    Trippelschritte auf der Treppe, die Tür schwang auf.
    »Ja bitte? Na so was, zwei Wanderer!«
    Eine entzückende alte Dame schaute zu ihnen hoch. Sie trug eine Spitzenbluse, ihr Wollrock reichte über die Knie, an den Füßen hatte sie rosa Pantoffel. Die weißen Löckchen waren auf einer Seite platt gedrückt.
    »Tschuldigung, aber Fred und ich machen um diese Zeit unseren Schönheitsschlaf«, kicherte sie.
    Ein Blick zu Richard bewies Sam, wie überrascht auch er von diesem Empfang war.

    »Ich bin Myrtle-Mae.« Ohne nach dem Grund des Besuches zu fragen, bat die Frau sie herein. »Was ist mit Ihrem Gesicht?« Sie betrachtete Richard mit schief gelegtem Kopf. »Einen Sonnenbrand können Sie sich bei dem Wetter wohl kaum geholt haben.« Sie wartete seine Antwort nicht ab, sondern führte die beiden durch einen Korridor aus Naturstein in das gemütlich eingerichtete Wohnzimmer. Blumenmuster zierten Couch und Lehnstuhl, die Teppiche waren flauschig, in einer Ecke stand ein Klavier.
    »Wie schön Sie es haben«, sagte Sam. »Wohnen Sie schon lange hier?«
    »Oh nein. Wir hatten erst nach Freds Pensionierung Zeit, den alten Turm umzubauen. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie das hier vor der Renovierung ausgesehen hat.«
    »Die Festung stand also leer?«
    »Natürlich. Wir sind die ersten Bewohner seit den alten Römern.« Sie lachte.
    »Und was hat Sie bewogen, hierherzuziehen?«
    »So viele Fragen, mein Kind. Jetzt gibt es erst mal Tee.« Die alte Dame eilte zum nächsten Durchgang. »Wollt ihr Gurken-Sandwiches oder lieber Teegebäck? Am besten bringe ich beides.« Sie trippelte hinaus.
    Kopfschüttelnd

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