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Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
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Fensters heruntergelassen und trug seine übliche Verkleidung. Der Hut war ihm in die Stirn gerutscht.
    »Worüber?«
    »Selbst wenn deine Tante die Polizei gerufen hat, wird das Valerian nicht aufhalten.«
    »Klar, jemanden mit seinen Beziehungen verhaftet man nicht.« Sie rückte näher. »Sind euch die Behörden noch nie auf die Schliche gekommen? Ich meine, Vampire sind ja nicht gerade unauffällig.«
    »Natürlich wurden wir oft verfolgt. Im Laufe der Jahrhunderte mussten wir unseren Aufenthaltsort häufig wechseln. In London haben wir uns erst vor 300 Jahren niedergelassen.«
    »Erst?«
    »Vergiss nicht, wie alt wir sind.«
    »Ach ja, wie alt bist du eigentlich?«
    Das Brummen des Flugzeugs veränderte sich, da es bereits zum Sinkflug ansetzte.
    »Nächstes Jahr werde ich hundertsiebzehn.«
    »Hundertsieb… Da hast du dich aber ziemlich gut gehalten.« Sam kicherte.
    Richard war nicht zum Lachen zumute. »Ich möchte dich mal sehen, wenn du mit so einem Fluch leben müsstest.«
    »Wie ist es euch gelungen, der Verfolgung der Menschen immer wieder zu entgehen?«
    »Gefängnisse schrecken uns nicht. In St. Petersburg haben sie Papa eingesperrt und wollten ihn hinrichten. Er blieb nicht mal fünf Minuten in seiner Zelle.«
    »Wieso?«

    »Er wurde zur Fledermaus und flog zum Fenster hinaus. Allerdings musste die Familie Russland fluchtartig verlassen.«
    Sam rutschte in eine bequemere Lage. »Diesen Verwandlungstrick musst du mir erklären. Es gibt physikalische Gesetze. Wie könnt ihr euch darüber hinwegsetzen und zu Fledermäusen werden oder zu Nebelschwaden?«
    »Unser Repertoire umfasst noch Schwarze Ratten, Giftspinnen, Kohlraben, Motten und Wölfe.«
    »Wölfe?« Zweifelnd starrte sie den Vermummten an. »Dann haben mich meine Augen also nicht getäuscht. Als du mich das erste Mal verfolgt hast, wurdest du zu einem …?«
    »Ich wusste nicht, was ich sonst tun sollte. Du wolltest den Polizisten auf mich hetzen. Der Wolf ist mein Lieblingstier.«
    »Mein Freund Dickie – ein Wolf.« Bewunderung lag in ihrer Stimme. »Wie funktioniert das?«
    »Auf submolekularer Basis. Während der Metamorphose bedienen wir uns der primitiven genetischen Codes, die in uns gespeichert sind. Jedes Wesen trägt die Gene seiner Stammesgeschichte in sich, aber nur der Vampir ist imstande, diese Zellinformation noch zu nützen. Das bedeutet …«
    Weiter kam Richard nicht. Samantha bäumte sich auf, presste die Fäuste gegen den Bauch und stieß einen Schmerzenslaut aus. Die Leute in der Reihe neben ihr fuhren zusammen.
    »Bitte! Hör auf, ich flehe dich an! Wie willst du gesund zur Welt kommen, wenn du deine Mutter schon im Mutterleib umbringst!«
    »Ist alles in Ordnung, Miss?« Die Stewardess stand vor ihr. Sam wurde so sehr von Schmerzen geschüttelt, dass sie nicht antworten konnte.
    »Meine Frau ist nur schwanger«, sprang Richard für sie ein. »Es ist alles okay.«

    »Wirklich?« Die Flugbegleiterin musterte das ungewöhnliche Paar. Eine blutjunge Schwangere und ein von Kopf bis Fuß vermummter Mann. »Vielleicht hätten Sie in Ihrem Zustand nicht mehr fliegen sollen.«
    »Wo hast du deine Tropfen, Schatz?« Richard öffnete Sams Rucksack, holte ein Fläschchen heraus und flößte ihr einen Tropfen daraus ein. Innerhalb von Sekunden ließen die Beschwerden nach. »Sehen Sie, alles bestens«, sagte er zur Stewardess.
    Als sie wieder unter sich waren, sah Sam ihn an. »Du bist ja ziemlich einfallsreich, wenn’s brenzlig wird.«
    »Was hast du gedacht – dass ich ein tollpatschiger Idiot bin, der ständig in Ohnmacht fällt?«
    »Zuerst hab ich das wirklich gedacht.« Erleichtert, dass der Schmerz vorüber war, lehnte sie sich an seine Schulter. »Du hast mich vorhin deine Frau genannt.«
    »Entschuldige, kommt nicht wieder vor.«
    »Wir zwei wären schon ein komisches Ehepaar«, lächelte sie, »mit 100 Jahren Altersunterschied!« Danach wurde Samantha still. »Wir können nicht zu meinen Eltern«, sagte sie nach einer Pause. »Ich darf Mama nicht so einen Schreck einjagen. Als ich vor Kurzem bei ihnen war, sah man noch nichts von der Schwangerschaft. Und guck mich jetzt an.«
    »Mir ist noch ein anderes Problem eingefallen: Wie kommen wir vom Flughafen aus weiter?«
    »Hast du keinen Führerschein?«, fragte sie überrascht.
    »Nein, und du?«
    »Ich bin gerade erst siebzehn geworden.«
    »Ich offiziell auch.« Richard schob den Hut zurück und kratzte sich am Kopf. »Ich wollte die Prüfung ablegen, ehrlich. Hab sogar

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