Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Blutherz - Wallner, M: Blutherz

Titel: Blutherz - Wallner, M: Blutherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Wallner
Vom Netzwerk:
gut.«
    »Teddie ist ein alter Bekannter.« Fred stocherte im Feuer. »Für ihn brauchten wir das Brimborium nicht zu veranstalten.«
    »Er ist der zweithöchste Adept!« Kopfschüttelnd schaute seine Frau ihn an. »Über ihm steht in der Rangordnung nur Valerian und darüber nur …« Mit ehrfürchtiger Geste wies sie auf das Kaminwappen. »Auch wenn Taddeusz noch jung ist, sollten wir uns ihm gegenüber ehrerbietig zeigen.«
    »Ist ja gut, altes Mädchen.« Fred legte den Schürhaken beiseite. »Ist ja schon gut.«
    Myrtle-Mae schaute zur Pendeluhr. »Ob die Jünger bereits erwacht sind?«
    Im gleichen Moment begann die Uhr, neun Mal zu schlagen.

    »Tja, mittlerweile regen sie sich wohl schon.«
    »Die arme Kleine.« Myrtle-Mae zupfte am Schleier. »Dürfte ungemütlich für sie werden. Und keiner ist da, der ihr beisteht.«
    »Außer diesem Schwächling Dickie«, sagte Fred. »Eine Schande, dass so ein Verräter den guten Namen Kóranyi tragen darf.«
    In diesem Moment hörten sie ein helles Fiepen. In der nächsten Sekunde war die wütende Fledermaus über ihnen. Auch wenn sein Maul klein und seine Krallen nicht besonders lang waren, stürzte sich Richard auf die Wächter von Fortrius Festung, versetzte Myrtle-Mae einen Schlag mit den Schwingen, dass ihr der Schleier ins Gesicht klatschte. Schon war er über dem Hausherrn, stieß herab und biss ihn ins Ohr. Fred hielt die Hand an die blutende Wunde; da biss Dickie ihn in den Finger.
    »Tu doch was!«, keifte Myrtle-Mae.
    »Was kann ich denn …?!« Fred wollte seinen Stock packen, doch darauf hatte der Angreifer nur gewartet. Mit den Krallen hackte Richard in Freds Stirn, sodass dieser vor Schmerz den Kopf herumriss. Sein Hals lag frei. Dickie nahm alle Konzentration zusammen und setzte zum Sturzflug an. Mit den Zähnen packte er das Kettchen, das über dem Kragen schimmerte, und zerrte daran. Er konnte es zwar hervorziehen, doch über den Kopf des Alten brachte er es nicht.
    »Er will den Schlüssel!« Geistesgegenwärtig sprang die kleine Frau Fred zu Hilfe. Mit einer Hand schützte er seine Augen vor den Flügeln des Vampirs, die andere griff nach der Kette. Richard warf sich flatternd herum, zerrte und zog und ließ das silberne Ding nicht los.
    »Warte, ich helfe dir!« Myrtle-Mae langte zum Hals ihres Mannes hoch. Ihre Finger näherten sich der gespannten
Kette – die in diesem Augenblick zerriss. Richard taumelte fliegend zurück, Kette und Schlüssel im Maul. Zwar prallte er durch den Ruck gegen den Kamin, doch er fing sich, packte die Beute fester und flog mit hektischen Schlägen in den Korridor.
    »Hinterher!«, schrie der Hausherr.
    »Hinterher!«, pflichtete ihm seine Frau bei.
    Auf ihren alten Beinen waren sie nicht annähernd so schnell wie die siegesgewisse Fledermaus. Richard flog, was das Zeug hielt, er schwebte die Treppe hinunter, sauste durch den runden Saal, in den Durchgang, an dessen Ende die eiserne Tür lag. Er legte die Flügel an und schoss durch das Guckloch. Gekonnt breitete er die Schwingen wieder aus; nun war es nur noch ein kleines Stück bis zum Gitter, hinter dem Sam ihn erwartete.
    Als er sich dem Gitter näherte, vergaß der Vampir vor Schreck, mit den Flügeln zu schlagen, denn im Saal daneben war der Irrsinn ausgebrochen. Die Jünger Fortrius tobten, brüllten und schlugen um sich, in blinder Raserei beschworen sie das Chaos herauf. Vielleicht kann Licht sie erschrecken, dachte Richard, steuerte mit der Schnauze den Schalter an und prallte dagegen. Die Deckenlampen beleuchteten die Szene. In Todesangst stand das rothaarige Mädchen im hintersten Winkel ihrer Zelle; schützend hielt sie den Rucksack vor ihren Bauch. Eben noch hatte sie ohnmächtig dagelegen, doch das Brüllen der Horde hatte sie zur Besinnung gebracht. Sie starrte auf die Bedrohung hinter dem Gitter, das gesamte Heer der Jünger war auf den Beinen, mit Ausnahme derer, die der Tumult zu Boden gerissen hatte. Die Vordersten wurden gegen die Gitterstäbe gepresst, ihre blicklosen Augen waren aufgerissen, sie streckten ihre klauenhaften Hände in Samanthas Richtung. Das Gitter erzitterte von der nachdrängenden
Rotte, Stein und Staub bröckelten von der Decke. Der Zorn der Jünger hatte die mächtige Gittereinfassung an manchen Stellen bereits verbogen; da und dort zwängte sich ein Kopf, ein Oberkörper hindurch, dazu das grauenhafte Gebrüll der Kreaturen.
    Die Fledermaus war zur Stelle; in ihrem Maul blitzte ein silbernes Ding. Sam riss den Kopf hoch und

Weitere Kostenlose Bücher