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Blutige Rache

Titel: Blutige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Sandford
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machen. Sein neuestes Hobby ist nämlich angeblich die Kunstfotografie. Niemand weiß, wo er steckt. Sie behauptet, er nimmt nie ein Handy mit, damit er seine Ruhe hat und sich auf die Kunst konzentrieren kann.«
    »Und das glauben Sie ihr?«, fragte Virgil.
    »Nein. Er versteckt sich«, antwortete Davenport. »Und wir müssen rauskriegen, warum. Wie weit sind Sie weg?«
    »In Wyoming.«
    »Okay … Erzählen Sie mir mehr über die Vietnamesin.«
    Davenport lauschte Virgil, der unter dem Sternenhimmel dahinbrauste und beobachtete, wie dicke gelbe Käfer popcorngleich an seiner Windschutzscheibe zerplatzten.
    Eine wunderbare Sommernacht, dachte Virgil. Oder, wie Ray es ausgedrückt hätte: eine tolle Scheißnacht.

DREIZEHN
     
     
     
     
    Virgil schlief bis zehn, als Davenport anrief. »Wo sind Sie?«
    »Wollte grade das Motel verlassen. Hab verpennt«, antwortete Virgil, setzte sich im Bett auf und kratzte sich am Kopf.
    »Werden Sie mit Shirley reden?« Shirley Knox war die älteste Tochter von Carl Knox.
    »Ja, hab ich vor.« Darüber hatten sie sich am Vorabend verständigt: zuerst der Druck von Shrake, dann der von Virgil.
    »Ich werd mit Rose Marie beschäftigt sein, Buschfeuer zu löschen«, sagte Davenport. »Wir garantieren den Leuten mehr oder minder, dass alles in einer Woche vorbei ist. Die Sache soll sich nicht bis in den Parteitag hineinziehen.«
    »Prima.«
    »Hey, ich will keinen Druck ausüben - wenn Sie’s nicht rechtzeitig schaffen, kann ich die Sache auch dem FBI übergeben.«
     
    Auf dem Rasen vor dem Gebäude von Knox Equipment stand ein gebrauchter, frisch gestrichener und rundum überholter Caterpillar 988B mit einem handgeschriebenen Schild: »Neues Frontgetriebe!« Darunter, in kleineren Buchstaben: »6.000 Stunden«.
    Am Empfang wartete eine junge, dunkelhaarige Frau mit harten Gesichtszügen. Als Virgil eintrat und die Stiefel an der Fußmatte abwischte, stieg ihm der Geruch von Diesel in die
Nase. Die Frau hatte einen gelben Stift hinterm Ohr und einen weiteren in der Hand und beschäftigte sich mit einem Stapel Rechnungen und einem Taschenrechner. An der Wand hinter ihr hingen zwei Farbfotos mit den Worten »Unsere Inhaber«. Unter dem Bild eines Mannes mit kantigem Gesicht stand »Carl«, unter dem anderen, das die Frau am Empfang zeigte, »Shirley«.
    Shirley hob den Blick nicht, als Virgil sich ihr näherte. Sie schrieb eine Zahl auf eine Rechnung und sagte erst dann lächelnd: »Sorry, ich bin mitten in der Arbeit. Sind Sie Dave?« Sie hatte einen leicht schiefen Schneidezahn, was ihr einen gewissen schlangenartigen Charme verlieh.
    »Nein, ich heiße Virgil und möchte mit Mr. Knox sprechen.«
    »Dad ist nicht da. Kann ich Ihnen helfen?«
    Virgil schüttelte den Kopf und zog seinen Ausweis aus der Tasche.
    Sie wirkte verärgert. »Ich hab mich erst gestern mit Officer Shrake unterhalten und ihm alles erklärt.«
    »Ihr Vater ist unterwegs, fotografieren«, sagte Virgil.
    »Genau«, bestätigte sie.
    »Nun seien wir doch mal ehrlich: Sie und ich und alle anderen wissen, dass der gute Carl ein ausgemachter Gauner ist.«
    »Das stimmt nicht«, widersprach sie halbherzig.
    Virgil hob die Hand. »Ich nehme unser Gespräch nicht auf, also können Sie sich die Schauspielerei sparen. Er ist wegen diesen Morden untergetaucht. Sagen Sie ihm doch, wenn Sie mit Ihrem hübschen Handy seine Nummer wählen, Folgendes: Uns ist alles über Da Nang bekannt, über den Diebstahl der Bulldozer, aber das interessiert uns nicht. Wenn er sich nicht umgehend bei mir meldet, geben wir eine Pressemitteilung
darüber raus, dass wir Carl Knox im Zusammenhang mit diesen Morden suchen, und dann werden sich die Fernsehsender auf Sie stürzen wie die Aasgeier. Davenport hält ihn nicht für den Killer, das soll er wissen, doch wir müssen miteinander reden.«
    »Ich habe keine Möglichkeit, ihn zu erreichen«, log Shirley lächelnd.
    »Sagen Sie’s ihm trotzdem, wenn Sie ihn anrufen.« Virgil legte seine Visitenkarte auf den Tisch. »Meine Telefonnummer.«
    Als Virgil sich zum Gehen wandte, rief sie ihm nach: »Er fotografiert wirklich.«
    Virgil blieb stehen. »Ich auch. Ist er gut?«
    »Ziemlich.« Sie deutete auf einige Schwarzweißvergrößerungen an der Wand, Fotos von alten, auf Feldern vor sich hin rostenden Mähdreschern.
    Virgil sah sie sich genauer an. Sie waren ordentlich, jedoch nicht toll, fand er. »Prima Aufnahmen«, schwindelte er. Nach einem letzten nachdenklichen Blick darauf kehrte er zu

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