Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
Vom Netzwerk:
Anblick als der von Wills Bulli, nachdem er in Flammen aufgegangen war. Eine Wolke schwarzen Rauchs hing unter der Decke, und mit jedem Schritt nahm der Übelkeit erregende Gestank noch zu. Es roch, als hätte jemand einen Ofen angestellt und dann den Sonntagsbraten, den er darin hatte schmoren wollen, vergessen. Ich kämpfte mit dem salzig-chemischen Geschmack in meinem Mund und starrte auf das ausgebrannte, schwelende Gefährt, das ein paar Meter weiter stand. Ich konnte unmöglich erkennen, ob es Freibergs Wagen war, denn das Feuer hatte jeden Millimeter Lack geschwärzt, die Scheiben und Reifen schmelzen lassen, und mit seinen dunklen Löchern anstelle von Fenstern und den nackten Felgen sah die Karosserie wie ein metallenes Gerippe aus. Offenbar hatte die Feuerwehr ihren gesamten Wasservorrat aufgeboten, um den Brand zu löschen. Denn ich watete durch knöcheltiefe Pfützen, bis ich vor dem Wagen stand.
    Eine Handvoll weißer Federn schwammen auf dem nassen Untergrund, aber statt sie einzusammeln, drehte ich den Kopf und wandte mich an Burns.
    »Wo ist Freibergs Leiche?«
    »Immer noch da drin.« Burns knirschte mit den Zähnen. »Sie haben sie noch nicht bewegt.«
    Er starrte auf die Glassplitter zu seinen Füßen, aber ich beugte mich vor, um mir den Toten anzusehen.
    Ich richtete mich eilig wieder auf, kniff die Augen zu und brauchte eine halbe Ewigkeit, um sie wieder zu öffnen und noch einmal hinzusehen.
    Der Tote in dem Wagen wirkte wie eine Skulptur aus Kohle oder schwarzem Metall. Das Feuer hatte ihm nicht nur die Kleidung, sondern auch die Haut und das Muskelgewebe geraubt. Aber wenigstens musste es schnell gegangen sein, denn die klauengleichen Hände, die das Lenkrad fest umklammert hielten, zeigten, dass er nicht einmal versucht hatte zu fliehen.
    Ich presste ein Taschentuch vor meinen Mund und umrundete den Wagen. Freiberg sah mich vorwurfsvoll aus seinen leeren Augenhöhlen an. Er hatte genau dieselbe Haltung wie bei dem Gespräch in Knightsbridge, doch noch mehr als ihn bedauerte ich seine Frau. Früher oder später würde man ihr sagen, dass die Leiche ihres Mannes höchstens noch anhand der Zähne zu erkennen war.
    »Es reicht«, stieß ich mit zornbebender Stimme aus. Ich wusste nicht, weswegen ich mit einem Mal so wütend war. Vielleicht brach sich die Trauer um den Tod von Andrew plötzlich Bahn, oder vielleicht lag es daran, dass ein weiteres Leben verloren war. Egal aus welchem Grund zitterten mir zwar die Beine, als ich wieder an die frische Luft gelangte, aber trotzdem war ich fest entschlossen zu verhindern, dass sich so etwas wiederholte.
    »Er hat uns wieder eine Nachricht hinterlassen.« Burns drückte mir einen durchsichtigen Plastikbeutel in die Hand.
    Der Engel auf der Karte sah noch süßer als die anderen Engel aus. Mit seiner Haut aus Porzellan, seinen leuchtend blauen Augen und dem sanften Lächeln sah er mindestens so unschuldig wie Freibergs unzählige Enkelkinder aus. Auf der Rückseite der Karte stand, dass das Bild der Ausschnitt eines größeren Gemäldes war. Filippino Lippis Anbetende Engel hingen wie die anderen Bilder, die der Täter offenbar so liebte, in der National Gallery. Am liebsten hätte ich die Karte kurz und klein gerissen. Vielleicht hatten diese Grüße gar nichts zu bedeuten. Vielleicht wollte uns der Täter damit nur verspotten, weil wir seiner Meinung nach als Schutzengel vollkommen nutzlos waren.
    »Ich fahre wieder aufs Revier«, erklärte Burns, als wir seinen Mondeo erreichten. »Aber Sie fahre ich vorher nach Hause. Weil Taylor sowieso sofort zur Chefin rennt, wenn er Sie sieht.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Bisher hat Brotherton mich nicht gefeuert, offiziell bin ich also noch immer engagiert.«
    Burns putzte seine Brillengläser. »Können Sie mir sagen, was das alles soll? Warum er noch einmal zugeschlagen hat? Er hat versucht, die Taten Piernan anzulasten. Deshalb dachte ich, er würde vielleicht aufhören und sein Leben weiterleben, als wäre nichts geschehen.«
    »Es ist eine Sucht. Er würde gerne aufhören, kann es aber nicht. Der Druck ist einfach zu groß.«
    Eine Reihe Geister wartete auf uns im Einsatzraum. Jemand hatte die Engel von den Tatorten vergrößert, und jetzt starrten sie aus klaren, unmenschlichen Augen auf uns Unwürdige herab.
    Von Brotherton war nichts zu sehen. Vielleicht gehörte es zu ihrer Politik, sich unsichtbar zu machen, wenn ihr Trupp in hektische Betriebsamkeit verfiel, und erst wieder zu erscheinen, wenn es

Weitere Kostenlose Bücher