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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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denn sonst hätte ich ihr rundheraus erklärt, sie solle sich zum Teufel scheren. »Ich bin in Ordnung, Mum, wirklich.«
    Durch das Küchenfenster sah ich, wie sie leichtfüßig wie eh und je zurück zu ihrem Wagen ging. Sie sah eher wie vierzig als wie sechzig und vollkommen unbekümmert aus.

9
    Burns war bereits bei der Arbeit, als ich Montagmorgen auf die Wache kam. Sein Büro war halb so groß wie das in Southwark, so als hätte die Umgebung sich an den geschrumpften Menschen angepasst. Er machte sich eifrig Notizen, denn wahrscheinlich hatte Brotherton ihm deutlich zu verstehen gegeben, dass er über jeden Schritt seiner Ermittlungen genauestens Buch zu führen hatte. Schließlich aber sah er auf und musterte mich prüfend.
    »Geht es Ihnen gut?«
    »Natürlich geht’s mir gut. Warum?«
    »Ich hätte Sie doch besser nach Hause gebracht. Sie hätten das alles nicht aus nächster Nähe sehen sollen.«
    Offenbar hatte er Schuldgefühle, weil ich abermals dem Anblick einer Leiche ausgesetzt gewesen war. Seit meiner Entlassung aus dem Krankenhaus fassten mich die Menschen mit Samthandschuhen an. Freundinnen und Freunde sprachen in einem besorgten Flüsterton mit mir und luden mich nicht mehr zu irgendwelchen Thrillern, sondern nur noch zu Komödien ins Kino ein. Die ganze Welt schien wild entschlossen, mich so fest in Watte zu packen, dass ich kaum noch Luft bekam.
    »Es hat mir geholfen, mir den Tatort anzugucken, Don. Das wissen Sie.« Ich lächelte ihn an. »Und jetzt würde ich gern jemanden sehen, der mir was über die Karten, die der Täter bei den Opfern hinterlässt, erzählen kann.«
    »Einen Engelexperten? Von denen dürfte es nicht viele geben, aber ich werde sehen, was ich machen kann.«
    Ich zog einen Hefter aus der Tasche und hielt ihn ihm hin. »Ich habe meinen Bericht inzwischen aktualisiert.«
    »Dann rufe ich Steve, und Sie können uns eine Zusammenfassung geben.«
    »Wenn’s sein muss.« Augenrollend nahm ich vor dem Schreibtisch Platz.
    Burns musste ein Lächeln unterdrücken, als er aufstand und den Raum verließ.
    Als Taylor durch die Tür trat, wirkte er beleidigt wie ein kleines Kind, das mit seinem Geburtstagsgeschenk unzufrieden war. Entweder wurmte ihn, dass die Vermutung seines neuen Bosses zutraf und Greshams Tod womöglich nur der Anfang einer Mordserie gewesen war, oder er war immer noch gekränkt, weil ich ihn zurückgewiesen hatte. So oder so warf er während meines Berichts gelangweilte Blicke auf seine Uhr.
    »Die Vorgehensweise hat sich nicht geändert. Beide Morde tragen haargenau dieselbe Handschrift, beide Male war das Opfer männlich, doch im zweiten Fall war alles sorgsam inszeniert und auch die kleinste Kleinigkeit genau geplant. Die Botschaft des Täters wird selbst durch den Straßennamen noch verstärkt. Er hat sein Opfer in der Gutter Lane, also in der Gosse, umgebracht. Tiefer kann ein Engel schwerlich sinken. Wenn ein Mörder das Gesicht von seinem Opfer so massiv verstümmelt, heißt das für gewöhnlich, dass er es gekannt hat. Außerdem hat er die Wunden anschließend mit einem Plastiksack verhüllt. Vielleicht, weil er sich geschämt hat und den Anblick des verstümmelten Gesichts nicht mehr ertragen hat. Meiner Meinung nach hat unser Täter einen Job oder eine andere enge Beziehung zu der Angel Bank, von deren moralischem Status er besessen ist.«
    »Vielleicht aus durchaus gutem Grund.« Burns sah mich über den Rand von seiner Brille hinweg an. »Die Anwälte der Bank versuchen Zeit zu schinden und verhindern, dass wir ihre Akten einsehen. Wer kann also schon sagen, um was für Geschäfte es dort geht?«
    Mein Blick wanderte zum Fenster, während ich versuchte, mich zu konzentrieren. »Er muss ein Psychopath vom Persönlichkeitstyp A sein, hochintelligent, und läuft entweder gerne durch Museen oder hat sich eingehend mit der Bibel befasst. Die Bilder, die er hinterlässt, gehören zu den besten, die die westliche Kunst zu bieten hat. Er will uns demonstrieren, wie kultiviert er ist. Und er hat sein Opfer mitten in der Nacht in eine dunkle Gasse gelockt, meiner Meinung nach also hat Wilcox ihn gekannt.«
    Taylor riss den Mund zu einem übertriebenen Gähnen auf, als schläferten ihn meine Theorien ein. Ich reichte ihm eine Kopie meines Berichts, und er marschierte, ohne mir auch nur auf Wiedersehen zu sagen, aus dem Raum.
    »Ich muss mich für ihn entschuldigen«, erklärte Burns. »Ihm fehlt einfach etwas Schlaf.«
    »Und gute Erziehung.«
    Während ich noch

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