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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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bereits im Büro der unsichtbaren Frau. Er saß ihr praktisch auf dem Schoß, und die anderen Mitglieder des Teams hatten sich mit finsteren Gesichtern auf den anderen Sitzplätzen verteilt. Ihre Antipathie gegen Burns und die Freude, über andere Kollegen hinter deren Rücken herzuziehen, war offenbar das Einzige, das sie miteinander verband.
    Ich hegte den Verdacht, dass Brotherton die Spannung zwischen den Kollegen alles andere als ungelegen kam. Sie zeigte nie, wo ihre Sympathien lagen, und heizte dadurch vorsätzlich die Konkurrenz unter den Leuten an.
    Aufnahmen von Jamie Wilcox waren auf dem Tisch verteilt, und mein Blick fiel auf ein Bild, auf dem er wie ein Doppelgänger meines Bruders vor zehn Jahren aussah. Er hatte genau dasselbe dunkelblonde Haar, dieselbe athletische Figur und strahlte dasselbe unerschütterliche Selbstvertrauen aus.
    Ich erinnerte mich an das Bild neben der Leiche. Der darauf gezeigte Engel hatte vor Verzweiflung hemmungslos geweint. Vielleicht war Wilcox ja ein willkürliches Opfer in dem Krieg, den der Täter gegen Mitglieder der Bank zu führen schien. Als ich wieder aufblickte, hielt Taylor seiner Chefin gerade den Aktionsplan hin.
    »Die Ermittlungen laufen wie am Schnürchen, Ma’am.« Er strahlte sie so glücklich an, als wäre er in sie verliebt.
    Burns ging die Ergebnisse von Jamie Wilcox’ Bluttest durch und offenbarte, dass der junge Mann am Freitag nach der Arbeit noch mit einer blonden Frau im Counting House gesehen worden war. Ich war dankbar, dass er nicht erwähnte, dass ich selbst unerlaubterweise dort gewesen war – denn meine Plauderei mit einer Zeugin hätte Brotherton wahrscheinlich nicht geschätzt.
    »Irgendwer hat Wilcox kurz vor seinem Tod eine große Dosis Rohypnol verpasst«, erklärte Burns. »Mindestens zehn Milligramm.«
    Taylor starrte ihn mit großen Augen an. »Wollen Sie etwa behaupten, irgendeine blonde Frau hätte ihm das Zeug in seinen Drink gekippt und ihn dann seinem Mörder zugeführt?«
    »Ausgeschlossen ist das nicht. Bisher ist die Angel Bank die einzige Verbindung zwischen ihm und Gresham, nur dass man uns dort nicht weiterhilft. Die Anwälte der Bank haben uns den Zugriff auf die Akten mit dem Hinweis auf den Datenschutz verwehrt, aber wir haben einen anonymen Tipp gekriegt. Die Anruferin sagt, sie würden schon seit Jahren die Handelsgesetze übertreten. Deshalb knöpft sich jetzt die Dienststelle OK diese Typen vor.«
    Seine Chefin musterte ihn, ohne eine Miene zu verziehen, als er sprach. Es war unmöglich zu sagen, ob sie eher auf seiner oder Taylors Seite war, doch der Konflikt mit den Kollegen machte Burns derart zu schaffen, dass er schließlich schweigend neben mir in Richtung Ausgang ging.
    »Es ist auf alle Fälle irgendwas Persönliches«, erklärte ich. »Wenn jemand den Ruf der Bank zerstören wollte, würde er Briefe ans Finanzamt schreiben oder so, aber keine Leute umbringen. Unser Täter ist jemand, der diesen Laden so hasst, dass er am liebsten alle in ihren Büros einsperren und dann ein Feuer legen würde, damit weder von der Bank noch von ihren Angestellten etwas übrig bleibt.«
    Schlechtgelaunt blinzelte Burns gegen die Sonne an.
    »Wie lange, glauben Sie, hält diese Hitzewelle wohl noch an?«
    »Weiß der Geier. Aber ein leichter Eisregen wäre allmählich wirklich nett.« Er blickte mich mit einem halben Lächeln an, sagte mir auf Wiedersehen und ging zurück ins Haus.
    In meinem Beratungszimmer war es an dem Nachmittag so heiß, dass eine Sitzung abrupt endete, weil die Patientin vor Erschöpfung zusammenbrach. Ich musste eine Schwester bitten, sie mit mir zusammen in den Flur zu tragen und darauf zu warten, dass sie wieder zu sich kam.
    Gerade als ich Feierabend machen wollte, klingelte mein Handy. Es war eine Nachricht, die ich vorher nicht erhalten hatte, weil der Apparat vorübergehend aus gewesen war.
    Ich erkannte Andrew Piernans angenehme, kultivierte Stimme schon beim ersten Wort. Er lud mich für den nächsten Tag zum Abendessen ein. Er klang etwas nervös, und ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte. Er war wirklich nett, doch der Gedanke an ein Date rief nackte Panik in mir wach. Am liebsten hätte ich ihn auf der Stelle angerufen, um ihm abzusagen, aber ich beschloss, in Ruhe abzuwägen, was ich wirklich wollte, und bis dahin einfach so zu tun, als hätte seine Nachricht mich noch immer nicht erreicht.

13
    Am nächsten Morgen rief ich Piernan aus einem französischen Café an, das erst vor

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