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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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National Geographic oder einem anderen angesehenen Blatt zu gehen.
    Taylor wirkte etwas angeschlagen, als er vor mir auf die Straße trat. Offenkundig hatte Rayners Homosexualität ihn aus dem Gleichgewicht gebracht.
    »Mein Gott, was ist das für ein Freak. Eine Pfadfindergruppe würde ich dem ganz bestimmt nicht anvertrauen.« Wieder setzte er sein ekelhaft herablassendes Grinsen auf. »Aber Ihren Job hätte ich wirklich gern. Denn Sie stellen den Leuten einfach ein paar Fragen und überlassen die Drecksarbeit dann uns.«
    Ohne mich auch nur zu fragen, ob ich vielleicht in dieselbe Richtung wollte, stapfte er zurück zu seinem Wagen und stieg ein. Seine Aggressivität war ganz eindeutig eine größere Gefahr für die Allgemeinheit als die Aggressionen des Mannes, von dem ich gerade kam. Auf dem Weg zum Leicester Square dachte ich über Stephen Rayner nach. Nur die wenigsten nahmen zwei Wochen frei, nachdem ihr Boss gestorben war, ganz egal, wie nah sie ihm gestanden hatten. Auch wenn der Ärmste sich bemühte, aller Welt ein makelloses Bild zu präsentieren, würde es wahrscheinlich nicht mehr lange dauern, bis er endgültig zusammenbrach.
    Es war kaum zu glauben, dass ein schwuler Mann im einundzwanzigsten Jahrhundert noch so eingeschüchtert war. Offenbar ging es in der Finanzwelt völlig anders als in unseren Krankenhäusern zu. Ich hatte wirklich Glück, Angestellte einer Organisation zu sein, in der politische Korrektheit selbstverständlich war.
    Bald jedoch vergaß ich Rayner und eilte zu meinem Termin bei unserem Verwaltungsrat. Ein Besucher der Vorstandsetage wäre nie darauf gekommen, dass die Mittel unseres Krankenhauses nur noch spärlich flossen – denn egal, wohin man blickte, sah man dicke Teppiche und kostspielige Blumenarrangements.
    Am Kopf der Treppe blieb ich stehen, um die Skyline zu bewundern, die sich hob und senkte wie die Kurve eines Kardiogramms: Centre Point, Pinnacle und Shard ragten schwerelos in einen wolkenlosen Himmel auf.
    Eine Reihe Anzugträger starrte mir entgegen, als ich durch die Tür des Konferenzraums trat. Ich erläuterte, weshalb die fortgesetzte Finanzierung unseres Antiaggressionstrainings so wichtig war: Folgestudien hatten eindeutig bewiesen, dass die häusliche Gewalt nach einer Teilnahme an diesem Training stark zurückging und dass sich die Rückfallquote entlassender Straftäter dadurch halbieren ließ. Aber keiner von den Kerlen blinzelte auch nur, und der Vorstandsvorsitzende brachte mich bereits wieder zur Tür, kaum, dass ich fertig war.
    »Danke, Dr. Quentin, Sie haben Ihr Anliegen mit großer Leidenschaft vertreten«, stellte er mit ausdrucksloser Stimme fest und nickte mir zum Abschied zu.
    Ich kochte innerlich, als ich zurück in mein Beratungszimmer ging. Ich hätte meine Zeit wahrscheinlich sinnvoller verbracht, hätte ich auf meinem Schreibtischstuhl gehockt und Löcher in die Luft gestarrt. Zähneknirschend brachte ich die Nachmittagstermine hinter mich.
    Um fünf jedoch zog ich mein Laufzeug an und sprintete über die Hintertreppe bis ins Erdgeschoss. Dort angekommen, war ich froh, dass ich durchs Treppenhaus gelaufen war, denn wieder mal lungerte Darren bei den Fahrstühlen herum. Seine Jeans und auch sein T-Shirt sahen aus, als hätte er sie schon seit Tagen an, und seine Körpersprache – wach und aufmerksam wie die von einem Bodyguard – ermahnte mich, ja auf der Hut vor ihm zu sein. Denn mir war klar, dass er auf mich wartete. Vielleicht, weil ich ihn als Einzige nicht gleich verurteilt hatte.
    Ich hätte wieder rauflaufen und Hari sagen sollen, dass Darren unten Wache hielt, aber schon die Vorstellung erschöpfte mich. Vor allem wollte ich mich meiner Paranoia nicht ergeben, denn ich hatte die Opferrolle immer schon gehasst. Also lief ich, ohne mich noch einmal umzudrehen, aus dem Haus.
    Die Pendler waren wie Fische in einem Schleppnetz in der U-Bahn eingezwängt, doch ich zwang mich, stillzusitzen, statt beim ersten Halt aus dem Waggon zu springen, weil ich nicht genügend Luft bekam. Als ich endlich in der Warren Street die Rolltreppe erreichte, starrten alle anderen erwartungsvoll nach oben, um sofort das erste Stückchen hellen Himmels durch die Bahnhofstür zu sehen.
    Kaum hatte ich den Regent’s Park erreicht, fiel meine schlechte Laune von mir ab. Dies war eindeutig mein Lieblingspark – riesengroß und eine Welt für sich mit so vielen Attraktionen, dass man wochenlang beschäftigt war: ein See, auf dem man Boot fahren konnte,

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