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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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frühestens in einem Jahr auch nur die Spur von einem Lächeln hinbekommen würde, war ihm offensichtlich vollkommen egal.

21
    Am nächsten Tag geschah ein Wunder. Der Verwaltungsrat kam zu Besinnung und erklärte sich bereit, das Antiaggressionstraining noch zwei Jahre zu finanzieren. Als ich durch Haris Tür platzte, stand er gerade vor seinem Aktenschrank. Er sah makellos wie immer aus, als hätte er die letzte Stunde mit Meditation verbracht. Am liebsten wäre ich ihm um den Hals gefallen, aber das hätte seine ruhige Perfektion zerstört.
    »Wie hast du das geschafft? Als ich mit ihnen gesprochen habe, war ihnen mein Gerede vollkommen egal.«
    »Keine Ahnung. Diese Leute haben es nicht nötig, einem jemals irgendetwas zu erklären.« Ein strahlendes Lächeln erblühte auf seinem Gesicht. »Wie geht’s dir überhaupt? Ich habe dich die ganze letzte Woche nicht gesehen.«
    »Im Grunde gut, nur habe ich einen unwillkommenen Bewunderer.«
    Er sah mich an. »Einen Stalker?«
    »Eher jemanden, der furchtbar einsam ist.«
    »Redest du von Darren Campbell, dem Mann, der auf dich losgegangen ist?«
    »Genau.«
    »Hast du schon mit seiner Bewährungshelferin telefoniert?«
    »Sie hat mich noch nicht zurückgerufen. Aber ich habe ihm einen Diagnosetermin bei dir gemacht. Kannst du mir hinterher erzählen, wie’s gelaufen ist?«
    »Natürlich.« Hari unterzog mich einer ruhigen Musterung. Bestimmt hätte er mir am liebsten irgendeinen guten Rat gegeben, kämpfte aber heldenhaft dagegen an.
    Den Rest des Tages dröhnte mir die Klimaanlage in meinem Büro die Ohren voll, aber ich war so erleichtert, dass ich es nur beiläufig zur Kenntnis nahm. Dabei schwoll die Lautstärke im Lauf der Zeit zu einem lauten Kreischen an, und bis ich endlich gehen konnte, klang es so, als spielte sich direkt vor meinem Tisch die Bläsergruppe eines riesigen Orchesters ein. Es war ein herrliches Gefühl, als ich dem Krach endlich entkam, doch als ich das Krankenhaus verließ, prallte ich direkt hinter dem Ausgang gegen eine dicke Hitzewand.
    Mein Bus kämpfte sich mühsam durch Kensington Gore, doch zumindest wurden dort die Straßen von zahlreichen Prunkbauten gesäumt. Im warmen Abendlicht sahen die stuckbesetzten Regency-Villen am Holland Park wie prachtvolle Hochzeitstorten aus.
    Aus irgendeinem Grund war ich entsetzlich aufgeregt, weil ich gleich Piernan wiedersähe. Vielleicht lag es einfach an seiner Zughörigkeit zu einer völlig fremden Welt. Während ich in einem dumpfen Mittelklasse-Vorort aufgewachsen war, hatte ihn ein Kindermädchen auf dem Landsitz der Familie großgezogen. So etwas hatte ich bisher nur im Haus am Eaton Place erlebt. Oder vielleicht war es auch viel simpler. Denn er ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf.
    Schließlich stieg ich aus dem Bus und lief bis zu einem kleinen, eingezäunten Park in Notting Hill. Unter einer der Platanen stand ein hochgewachsener Mann in einem eleganten Anzug und sah mich mit einem breiten Grinsen an. Ich musste mehrmals blinzeln, bis mir klarwurde, dass es tatsächlich Andrew war.
    »Du siehst unglaublich aus«, erklärte er, als ich auf ihn zutrat.
    »Das ist ja wohl etwas übertrieben.« Denn mein Outfit war ganz schlicht. Ich trug ein ärmelloses schwarzes Kleid, hochhackige Pumps und meinen Lieblings-Silberschmuck.
    »Am Freitag habe ich mir Sorgen um dich gemacht. Irgendwie warst du nicht ganz du selbst.«
    »Diese Vernissage war mir ein bisschen unheimlich, das war alles. Ich kann immer noch nicht glauben, dass es Menschen gibt, die bereit sind, für ein Stück Papier eine halbe Million zu zahlen.« Ich sah mich um. Die Häuser, die den Park umgaben, waren wunderbar erhalten, und die schwarzen Eisenzäune, die die kleinen Königreiche voneinander abgrenzten, verströmten einen warmen Glanz. »Wohnst du hier?«
    »Meine Güte, nein. Dafür reicht mein Geld nicht aus. Max Kingsmith feiert heute hier in seinem Haus Geburtstag. Die Höflichkeit gebietet es, dass ich ihm gratuliere. Hast du was dagegen, kurz mit mir bei ihm vorbeizuschauen?«
    Ich war so überrascht, dass ich mich erst nach einem Augenblick daran erinnerte, dass Piernan selbst mal bei der Angel Bank gewesen war. Ich fragte mich, wie mich sein alter Boss empfangen würde. Burns wäre bestimmt nicht einverstanden mit meinem Besuch in Kingsmith’ Haus, doch es war eine einmalige Chance, hinter die Kulissen des Imperiums zu sehen.
    Die Party war bereits in vollem Gang. Das Haus der Kingsmith’ war so groß, dass es

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