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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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ganz allein auf dieser Seite des begrünten Vierecks stand, aber in der Eingangshalle drängten sich so viele Leute, dass ich erst mal vorne an der Haustür stehen blieb. Als ich meinen Blick über die Gesichter wandern ließ, wurde mir klar, wie klein anscheinend die Finanzwelt war. Die meisten Gäste aus dem Albion Club waren hier versammelt, einschließlich der jungen Frau, die bei dem Bankett unter der Last ihres Smaragdschmucks beinah in die Knie gegangen war. Heute hatte sie die grünen Steine gegen einen Diamantanhänger eingetauscht, dessen Größe Elizabeth Taylor sicherlich vor Neid hätte erblassen lassen, hätte sie das gute Stück jemals gesehen. Dann bemerkte ich, dass eine große Frau mit dunklem Haar in unsere Richtung lief. Sie hatte ein Baby auf dem Arm, und obwohl es gellend schrie, nahm sie uns herzlich in Empfang. Max Kingsmith war mal wieder von Bewunderern umgeben und saugte ihre Schmeicheleien begierig wie ein alternder Filmstar auf. Sein Gesicht spannte sich an, als er mich sah, doch bereits im nächsten Augenblick setzte er wieder ein nonchalantes Lächeln auf.
    Seine Frau stand immer noch an meiner Seite.
    »Kann ich Ihnen was zu trinken holen?«, bot sie freundlich an. »Ich bin übrigens Sophie.«
    Ich lächelte sie an. »Danke, gern.«
    Ich folgte ihr durch das Gedränge, und als ich mich umblickte, hatte bereits ein rotgesichtiger Mann mit lauter, herrischer Stimme Andrew mit Beschlag belegt.
    Abgesehen von einer kleinen Clique Kampftrinker, die direkt vor dem Tisch mit den Getränken Position bezogen hatten, war die Küche leer. Die Kerle zuckten nicht mal mit der Wimper, als sie Sophie kommen sahen, und ich fragte mich, ob sie überhaupt wussten, dass sie die Gastgeberin war. Sie waren hier, um ihren Gatten für sich einzunehmen, alles andere war ihnen offenbar egal. Doch zumindest hatte Kingsmith seiner Frau eine hochmoderne Küche wie aus Schöner Wohnen eingerichtet, in der es neben Hochglanzarbeitsflächen sogar zwei bequeme Sofas gab. Das Baby hörte sofort auf zu schreien, als Sophie es in seine Wiege legte. Älter als ein halbes Jahr konnte es aus meiner Sicht nicht sein.
    »Gott sei Dank. Du wiegst inzwischen eine Tonne, Molly«, erklärte Sophie ihrer Tochter, während sie ihr sanft über den Rücken strich.
    Dann schenkte sie mir ein Glas Rotwein ein. Ich hatte mir die Frau des großen Kingsmith als zerbrechliche Blondine mit geschliffenen Wangenknochen vorgestellt. Natürlich trug Sophie ein wunderschönes, langes dunkelblaues Kleid und war gute dreißig Jahre jünger als ihr Mann, aber trotzdem wirkte sie mit ihrem kurzgeschnittenen Haar und den breiten Schwimmerinnenschultern zu robust, um als bloße Trophäe durchzugehen.
    Sie wirkte überrascht, als ich ihr erzählte, wo ich ihrem Mann schon mal begegnet war.
    »Sie haben es im Augenblick bestimmt nicht leicht«, bemerkte ich und nahm auf einem Hocker Platz.
    Sie setzte sich mir gegenüber. »Nun, für Max ist es noch schlimmer. Schließlich hat er Leo eine halbe Ewigkeit gekannt.«
    »Hatten Sie auch privat Kontakt?«
    Sie nickte. »Ich kenne die meisten Leute bei der Bank. Weil man schließlich ständig irgendwo zum Mittag- oder Abendessen eingeladen ist.«
    Vielleicht war es Einbildung, doch mir kam es so vor, als wäre sie bei diesem Satz unmerklich erschaudert. Doch als Mutter eines Säuglings weiter die Salonlöwin zu spielen war wahrscheinlich auch nicht leicht. »Spricht Max darüber, was geschehen ist?«
    »Er spielt lieber Golf, wenn ihm etwas zu schaffen macht.« Ihr lächelndes Gesicht verdüsterte sich kurz.
    »Und Sie, spielen Sie auch Golf?«
    »Himmel, nein, ich bin ein hoffnungsloser Fall«, klärte sie mich lachend auf. »Ich war Innenarchitektin. So habe ich auch Max kennengelernt – er hat seine Charmeoffensive gestartet, kaum dass ich durch seine Tür getreten war.«
    Ich konnte mir vorstellen, dass ihre Geschäfte gut gelaufen waren, denn sie konnte zuhören und hatte den Geschmack der Kunden sicher niemals kritisiert. Ich konnte nicht verstehen, wie sie sich auf einen Mann einlassen konnte, der kaum jünger als ihr Vater sein dürfte. Sie wirkte auf mich nicht wie der Typ Frau, der einen Mann nur seines Geldes wegen nahm. Vielleicht hatte sie ja irgendeinen guten Kern an ihm entdeckt, den er geschickt vor allen anderen verbarg.
    Wir plauderten noch eine gute Viertelstunde und entdeckten zahlreiche Gemeinsamkeiten zwischen uns. Auch sie stammte aus Südlondon und hatte vor ihrer Heirat nur ein

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