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Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
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dich zu kaufen, Alice. Das musst du mir einfach glauben.«
    Er verzog verärgert das Gesicht, und mir fiel die schlechte Laune, die er urplötzlich bei unserem Lauf im Regent’s Park gehabt hatte, wieder ein. Er hatte sicher schon vor einer halben Ewigkeit gelernt, seinen Jähzorn weit genug zu unterdrücken, dass kaum jemand jemals etwas davon merkte. Trotzdem dauerte es mehrere Minuten, bis er wieder ganz der Alte war.
    Er erzählte mir von den diversen Spendensammlungen, die er organisierte: einem Mittag-, einem Abendessen und einer Auktion, bei der es irgendwelche Dienstleistungen zu ersteigern gab. Unweigerlich ging mir die Frage durch den Kopf, was er wohl durch seine harte Arbeit kompensierte. Aber vielleicht machte ihm der Job auch einfach Spaß.
    Als ich ihm erzählte, dass das Antiaggressionstraining an unserer Klinik weiterlaufen konnte, wirkte er erfreut, aber nicht im Geringsten überrascht. Vielleicht, weil es in seiner Welt ständig derartige Wunder gab.
    Nach dem Essen füllte er mein Weinglas noch mal auf, und mir fiel etwas ein, was er im Albion Club gesagt hatte, dann aber wegen meines überstürzten Aufbruchs in Vergessenheit geraten war.
    »Erzähl mir von deiner Arbeit bei der Angel Bank.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich werde einfach nicht schlau aus dir, Alice.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ich weiß. Das macht es mir erträglicher.« Er blickte auf den Fluss. »Aber ich bin einfach ein Studienobjekt für dich, nicht wahr?«
    »Auf keinen Fall. Ich habe mich nur gefragt, wie dir die Arbeit dort gefallen hat.«
    »Offen gestanden habe ich den Job gehasst. Aber ich habe mich mit niemandem dort überworfen – weshalb die Angel Bank auch heute noch mein größter Sponsor ist. Für Gresham allerdings war dieser Ort genau das Richtige. Er hat alles geliebt, was man für Geld bekommen kann, und hatte einen grenzenlosen Appetit auf Vergnügen jeder Art. Er war eben ein wahrer Hedonist. Max Kingsmith betrachtet mich als Freund, hat aber den Ruf, ein bösartiger Kerl zu sein, der versucht, jeden zu brechen, der ihm in die Quere kommt.«
    Ich hätte gern noch mehr Fragen gestellt, doch es war Andrew deutlich anzusehen, dass er mir nicht mehr erzählen wollte, deswegen beließ ich es dabei, und bald war seine gute Laune wiederhergestellt. Er erzählte mir ein paar derbe Geschichten von einem Politiker und drei Sekretärinnen aus dessen Wahlkampfteam, und ich bekam vor lauter Lachen kaum noch Luft. Schließlich aber bat ich um die Rechnung, zahlte meine Hälfte und stand auf.
    Es überraschte mich, als er sich ebenfalls erhob und meine Hand ergriff. Dann beugte er sich weit über den Tisch, küsste mich geräuschvoll auf den Mund, und ich war so verblüfft, dass ich es einfach geschehen ließ. Dann aber starrte ich ihn reglos an.
    »Tut mir leid. Das war natürlich ein Fauxpas, nicht wahr?« Er setzte ein entschuldigendes Grinsen auf. »Wahrscheinlich liegt es an der späten Uhrzeit.«
    Er bot mir an, mich noch nach Hause zu begleiten, doch ich lehnte dankend ab und lief eilig den Uferweg hinab. Ich hatte keine Ahnung, ob die leichte Übelkeit, die ich verspürte, freudiger Erregung oder nackter Panik zuzuschreiben war.
    Am Cherry Garden Pier blieb ich noch einmal stehen, bis ich wieder zu Atem kam. Das zurückgehende Wasser hatte Kilometer schwarzer Uferbänke voller Styroporbecher und Plastiktüten freigelegt. Was zeigte, dass der Fluss als Versteck vollkommen ungeeignet war. Denn alles, was die Städter dort bei Flut entsorgten, tauchte bei der nächsten Ebbe wieder auf.

22
    Bis zum nächsten Morgen hatte ich es auf die Titelseiten von verschiedenen Zeitungen gebracht. In Shad Thames hielt ich an einem Zeitungsstand, kaufte mir einen Express und blätterte ihn eilig durch . Noch immer schlachteten die Journalisten den brutalen Überfall auf Nicole Morgan aus. Ein Fotograf hatte ein Bild von ihr im Krankenhaus gemacht, und mit dem dick verbundenen Gesicht sah sie ungewohnt zerbrechlich aus. Dean Simons’ Artikel über mich fand ich auf Seite zwölf. Eine bessere Überschrift als ALICE IM MÖRDERLAND war ihm nicht eingefallen, und auch das Bild von meinem hinter einer Sonnenbrille schlecht versteckten, grimmigen Gesicht sah wie eine Amateuraufnahme aus. Für sein Machwerk hatte er noch einmal alle grausigen Details des Crossbones-Falls hervorgezerrt und Fotos von sämtlichen Opfern beigefügt. Dadurch riss er garantiert die Wunden bei den Hinterbliebenen noch einmal auf, doch deren Kummer interessierte

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