Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)

Titel: Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Rhodes
Vom Netzwerk:
gespenstisch vor. Manchmal liegen Dutzende von Leichen dort, die auf ihre Bestattung warten, und die Toten in der Kühlkammer werden manchmal über Jahre eingefroren, weil die Todesursache nicht eindeutig ermittelt werden kann.
    Burns hatte offenbar darum gebeten, Fairfields Leiche hier bei uns zu lagern, weil die Klinik in der Nähe seiner Wache lag. Denn auf diese Weise müsste er nicht so weit fahren, um bei der Autopsie dabei zu sein.
    Ich dachte über Fairfield nach. Vielleicht hatte er ja mit den Drogen angefangen, nachdem er von seiner Frau verlassen worden war. Wahrscheinlich hatten sie den Schmerz darüber betäubt, dass ihm langsam, aber sicher alles, was sein Leben ausgemacht hatte, entglitten war.
    »Gehen wir«, sagte ich zu Burns. »Bringen wir es hinter uns.«
    Wir traten durch die Tür, und die Kälte traf mich wie ein Schlag. Der Temperatursturz um fast zwanzig Grad verursachte mir eine Gänsehaut. Ein Aufseher führte uns in Raum eins und trat umgehend den Rückzug an. Was aus meiner Sicht durchaus verständlich war. Was ich nicht verstehen konnte, war, wie freiwillig jemand an einem Ort arbeiten konnte, wo er Tag für Tag von Leichnamen umgeben war. Aber wenigstens war man sein eigener Boss und musste keine Beschwerden fürchten, wenn man sich den ganzen Nachmittag von lauter Rockmusik beschallen ließ. Ich las die Namensschilder an der Wand und zog eine der Metallschubladen aus dem Einbauschrank. Eiskalte Luft wehte mir ins Gesicht, und Burns starrte reglos auf den grauen Leichensack.
    »Sind Sie bereit?«, fragte er mich.
    Ich verfolgte, wie er vorsichtig den Reißverschluss nach unten zog, und trotzdem war der Anblick von Fairfields Gesicht ein Schock für mich. Denn er starrte mich aus riesengroßen, hervorquellenden Augen an. Keiner der Gefängniswärter hatte den Anstand besessen, sie zu schließen, ehe der Verstorbene hierher verfrachtet worden war. Die Blutgefäße in den Augen waren geplatzt, und ich sah trockene Speichelspuren auf seiner im Licht der Neonlampen grünlich grauen Haut. Bei Eintreten des Todes hatte Fairfield offenbar Schaum vor dem Mund gehabt. Ich beugte mich ein wenig vor, um ihn mir genauer anzusehen, wobei mir ein stechender Formaldehydgeruch entgegenschlug. Eilig sah ich wieder auf und bekam gerade noch mit, wie Burns zusammenbrach und mit einem lauten Knall auf dem Betonboden aufschlug. Schon im nächsten Augenblick versuchte er, sich wieder aufzusetzen, doch ich schüttelte den Kopf.
    »Bleiben Sie noch einen Moment liegen.«
    Der Inspektor hatte seine Brille bei dem Sturz verloren und wirkte wie eine jüngere Ausgabe des Mannes, der er noch vor einem Jahr gewesen war. Vollkommen erschöpft von seinem Kampf, seine Welt daran zu hindern, dass sie auseinanderbrach.
    Fast hätte ich tröstend sein Gesicht berührt, doch abermals versuchte er, sich aufzusetzen, und so gab ich ihm die Hand und half ihm auf.
    »Wann haben Sie zum letzten Mal etwas gegessen?«
    »Weiß der Geier«, murmelte er rau. »Wahrscheinlich gestern Abend.«
    »Wollen Sie sich draußen hinsetzen?«
    Doch er hatte bereits wieder seinen rebellischen Gesichtsausdruck. »Reden Sie doch keinen Unsinn. Bringen wir es einfach hinter uns.«
    Seite an Seite traten wir wieder vor die Lade, und ich streckte eine Hand aus und drückte entschlossen Fairfields Augen zu. Seine Haut fühlte sich unnatürlich kalt und seltsam schwammig an, zwar wies sein Körper keine Wunden auf, doch Hände und Mund hatten eine eigenartig bläulich weiße Farbe, und der Oberkörper und der Bauch waren von einem Netz an Kratzern übersät.
    »Wie, glauben Sie, ist er gestorben?«, fragte Burns.
    »Ich bin keine Pathologin, Don.« Trotzdem sah ich mir Fairfield noch einmal an, denn ein paar Dinge hatte ich im Rahmen meines Studiums schließlich gelernt. »Vielleicht hat er Gift geschluckt. Das wäre eine Erklärung für den Schaum vor seinem Mund. Außerdem verursachen viele Toxine einen starken Juckreiz, bevor sie zum Herzstillstand führen.«
    »Armes Schwein. Was für eine Art zu gehen.«
    »Zitieren Sie mich bloß nicht, Don. Sie müssen die Autopsie abwarten, um genau zu wissen, woran er gestorben ist.«
    Sobald wir wieder draußen waren, kehrte die Farbe in Burns’ Gesicht zurück. Trotzdem gingen wir erst mal in die Kantine, und während er dort ein Sandwich aß, nannte er mir weitere Details.
    »Heute kam ein Umschlag im Gefängnis an. Er enthielt eine Engelkarte, ein paar Federn und Worte der Freude und des Trosts.«
    Er

Weitere Kostenlose Bücher