Blutiger Engel: Thriller (Ein Alice-Quentin-Thriller) (German Edition)
Angestellter und Gefangener in Block B der Haftanstalt genommen und den Wachmann, der die Drogen in den Knast geschmuggelt hatte, suspendiert. Bisher jedoch hatte der Mann kein Wort dazu gesagt, weshalb in seiner Lieferung an Fairfield eine todbringende Dosis Gift gewesen war. Die Tabletten hatten völlig harmlos ausgesehen, und Fairfield hatte wahrscheinlich gedacht, er nähme einfach ein paar Xanax, während ihm in Wahrheit Rattengift verabreicht worden war.
Burns versuchte krampfhaft zu beweisen, dass Taylors Behauptung, er bekäme seinen Job nicht auf die Reihe, blanker Unsinn war. Er verteilte eine schriftliche Zusammenfassung der Ereignisse seit Greshams Tod und der Beweise, die im Mordfall Wilcox, nach dem Überfall auf Nicole Morgan und nach Fairfields Ableben gesichert worden waren, und führte die Ergebnisse der bisherigen Arbeit in so knappen Sätzen aus, als wollte er um jeden Preis vermeiden, wie ein dummer Schwätzer dazustehen. Tatsächlich nickte Brotherton ihm anerkennend zu. Natürlich ging sie nicht so weit, ihm zu seinem Vorgehen zu gratulieren, aber wenigstens wirkte sie beeindruckt.
Was Steve Taylor, dessen kahler Kopf im Licht der Neonlampen glänzte, eindeutig ein Dorn im Auge war. Eilig stand er auf und versuchte, sich zu profilieren, indem er ausführlich beschrieb, wie hervorragend die Arbeit der Ermittler unter seiner vorbildlichen Leitung lief.
Auch mir schienen die Leute mit Interesse zuzuhören, als ich über den Täter referierte, aber vielleicht waren sie die ständigen Querelen auch ganz einfach leid. Aus welchem Grund auch immer, wurde ich nicht einmal unterbrochen, als ich darlegte, auch nach dem dritten Mord wäre der Täter meiner Meinung nach ein Psychopath vom Persönlichkeitstyp A, der sich aus persönlichen oder vielleicht auch religiösen Gründen auf einem gegen die Angel Bank gerichteten Rachefeldzug befand. Burns hatte meinen Rat befolgt und seine Beamten auf die Krankenakten von Patienten angesetzt, bei denen es einen Zusammenhang zwischen psychischer Erkrankung und Gewalttätigkeit gab. Wobei keiner der bisher Befragten als Täter in Frage kam. Davon abgesehen, war ich immer noch der Überzeugung, dass der Überfall auf Nicole Morgan die Tat eines Trittbrettfahrers war. Eines Menschen, der sie kannte, eines Ex-Kollegen oder eines besessenen Fans, denn die Vorgehensweise und die Signatur des Täters wiesen große Unterschiede zu denen des Angel Killers auf.
Bei diesen Sätzen brummte Taylor irgendwas in seinen nicht vorhandenen Bart. Er war anscheinend immer noch der festen Überzeugung, dass der Angreifer in Nicole Morgans Fall derselbe wie bei den drei Morden war.
Ich zog die Engelkarte aus der Tasche und schob sie dem für die Beweissicherung zuständigen Beamten hin. »Die hier wurde mir am Freitag ins Büro geschickt.«
»Schnapp.« Burns legte eine zweite Karte auf den Tisch. Das prächtige Gemälde eines präraphaelitischen Erzengels mit einer Lilie in der Hand hatte Dr. Gillick mir bereits bei meinem Besuch gezeigt.
»Sie stehen auf seiner Rangliste ganz oben«, meinte ich. »Ihnen hat er den mächtigsten Erzengel geschickt. Das da auf dem Bild ist Gabriel, der Maria die unbefleckte Empfängnis verkünden soll.«
»Soll ich mich deshalb vielleicht geehrt fühlen?« Burns zog die Brauen hoch, und Brotherton bedachte ihn mit einem besorgten Blick.
»Wir haben inzwischen Dutzende von Anrufen von irgendwelchen Scherzbolden bekommen. Wahrscheinlich hat irgendein Spinner, der sonst nichts zu tun hat, die Karten an Sie beide geschickt, aber trotzdem müssen wir natürlich wachsam sein.«
Nachdem alle anderen den Raum verlassen hatten, pfiff sie Burns und Taylor noch einmal zurück.
»Nur zu Ihrer Erinnerung. Ich verfolge Ihre Arbeit sehr genau, und nach Abschluss der Ermittlungen werde ich die Rolle, die jeder von Ihnen dabei gespielt hat, noch einmal genau unter die Lupe nehmen, deshalb halten Sie am besten jeden Ihrer Schritte schriftlich fest. Vor allem will ich nicht noch einmal hören, dass wegen irgendwelcher Streitereien zwischen Ihnen beiden irgendwas vermasselt worden ist.«
Am liebsten hätte ich der Frau empfohlen, ihren Führungsstil zu ändern. Denn auch wenn sie mit den Drohungen vielleicht nur Dampf ablassen wollte, wurde die Rivalität zwischen den beiden Männern, die Hand in Hand arbeiten sollten, dadurch noch verstärkt. Doch trotz des Rüffels schaffte Taylor es, die DSI mit einem ehrfürchtigen Lächeln anzusehen, bevor er mit wiegenden
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