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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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und auch noch den Beginn der Schneise zwischen den Tischen und Stühlen. Weiter kam sie nicht, weil die Perspektive der Spiegel es nicht zuließ.
    Sie fühlte sich zu einer Einschätzung der Lage kaum fähig und empfand sich wie in sich selbst eingeschlossen. Sie spürte – und sah es auch am Verhalten der Männer – dass sie alle in großer Gefahr schwebten. Einer Gefahr, der anscheinend mit ein bisschen Licht, Lärm und genügend Fluchtraum auf die einfache, mit Waffengewalt auf die harte Tour begegnet werden konnte. Ihr wäre jedoch eine direkte Flucht am liebsten gewesen. Und dieser Impuls keimte allmählich auf und wuchs stärker in ihr heran. Doch im Moment zitterte sie und wagte kaum, sich zu rühren.
    Und dann Bronco! Warum hatte er sie allein gelassen und war in die Kaufabteilung geflüchtet?
    Warum nur?
    Dieser Schuft!

30
     
    Joel näherte sich dem Ausgang des Restaurants. Er ging nicht frontal auf ihn zu, sondern schlich an der Bar entlang nach vorn bis zur linken Ecke.
    Mit bis zum Bersten gespannten Sinnen äugte er nach draußen.
    Es war alles ruhig.
    Verdammt ruhig.
    Z u ruhig!
    In der freien Natur wäre dies wohl der Moment gewesen, in dem die Vögel zu zwitschern aufgehört, die Grillen ihr Zirpen eingestellt und selbst der Wind sich nicht mehr gerührt hätte.
    Joel biss sich auf die Unterlippe und versuchte, mit den Zähnen schorfige Haut abzuziehen. Er wusste, die Gefahr war groß, dass die Löwen zurückkommen könnten. Insgeheim hoffte er, sie hätten vielleicht ein Versteck gefunden, ganz weitab von hier. Aber das war eben nicht mehr als eine Hoffnung.
    Und fast noch mehr als die Löwen machte ihm Bronco Sorgen. Was sollte die Aktion? Dass der einfach nur abhauen wollte, hielt Joel für unwahrscheinlich. Bronco musste doch wissen, dass er ihn und Linda nicht sich selbst überlassen konnte. Dann hätte er ja keine Kontrolle mehr über sie. Und das konnte er kaum zulassen, wollte er die Gefahr bannen, in den Knast zu wandern.
    Noch immer am Ausgang verharrend, verfiel Joel auf den Gedanken, dass Bronco zur Schmuckabteilung gerannt war, um die Vitrinen abzuräumen.
    Quatsch! Der lief doch nicht durch die Abteilungen, wo hinter jedem Regal die Löwen lauern könnten. Nein, so gierig war nicht mal Bronco, und er war vor allem nicht lebensmüde.
    Doch was war es dann? Vielleicht eine Kurzschlusshandlung? Er hatte ja seinen Erzählungen gemäß weiß Gott eine Menge durchgemacht heute Abend, da konnte einem schon mal die Sicherung durchbrennen.
    Plötzlich realisierte Joel, dass er sich selbst etwas vormachte hinsichtlich der Motive Broncos. Wenn der auf den Eingang zuschlich, Licht ausmachte und dann wie ein gebranntes Fohlen davonrannte, was ja an sich schon ein hohes Risiko war, dann hatte das System. Das war geplant! Der hatte das die ganze Zeit schon vor gehabt! Bronco musste schon etwas im Hinterkopf gehabt haben, als sie die Treppen hochgeschlichen waren. Im Nachhinein fiel ihm auch auf, wie konzentriert Bronco gewesen war, während sie sich Frank zugewendet hatten.
    Joel kreiste um einen immer aufdringlicheren Gedanken, der mehr und mehr zu stinken begann. Wenn Bronco hier rausrannte und sie in der Dunkelheit zurückließ – ohne Waffen, ohne Hilfsmittel irgendeiner Art, in einem Raum, in dem praktisch keine anderen Fluchtmöglichkeiten waren –, dann gab es dafür nur einen Grund. Und diesen Grund erfasste Joel jetzt in einem einzigen Gedanken: Der will uns an die Löwen verfüttern!
    Joel konnte seiner Einsicht kaum glauben, denn es sprach so Vieles dagegen. Dass Bronco ein Egoist war, dem das eigene Wohlergehen über alles ging, war klar. Deswegen konnte er auch nachvollziehen, dass ihn selbst das Schicksal Franks wenig bekümmerte, den er nicht ein einziges Mal angesehen hatte.
    Aber was war mit Linda? Es konnte doch nicht sein, dass er auch Linda so mir nichts, dir nichts dieser Gefahr aussetzte? Was war der Grund dafür?
    Joel kam nicht dazu, weiter darüber nachzudenken, denn ein leises Geräusch schreckte ihn auf. Es klang wie ein Klicken, Metall auf Metall.
    Er erschrak, denn plötzlich wurde ihm etwas klar, woran er vorhin schon gedacht hatte: Wenn Bronco bereit war, sie – in jedem Fall ihn – an die Löwen auszuliefern, würde er wohl auch nicht zögern, ihm bei der ersten Gelegenheit eine Kugel in den Kopf zu jagen.
    Joel wurde blass. In was für eine Situation war er da geraten? Ausgerechnet er, der doch die Hosen so schnell voll hatte und versuchte, jeder

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