BLUTIGER FANG (German Edition)
Haupteingang, Rolltreppen EG, Rolltreppen 1. Stock, Rolltreppen 2. Stock, Terrassenausgang Restaurant , Paniktürverschlüsse (verriegelt) . Über den Aufklebern leuchteten manche der LEDs, andere nicht. Dann gab es noch eine Reihe weiterer LEDs, die gar keine Beschriftung hatten. Unter den Beschriftungen für die Rolltreppen gab es weitere Klebestreifen, auf denen zu lesen war: Dauerbetrieb – Kontaktbetrieb – An/Aus.
Joel drückte auf Aus . Dann betätigte er aufs Geratewohl auch Knöpfe, die keine Beschriftung hatten, deren LEDs aber leuchteten. Er ging davon aus, dass Linda und Bronco auch sie versehentlich bedient hatten. Joel wollte nicht womöglich einen Seiten- oder Personaleingang geöffnet lassen.
16
Oben im Restaurant schloss sich die Glasfront des Terrassenausgangs mit einem leisen Zischen.
Die Löwen horchten auf und spähten hinüber.
Der Pascha ging ein paar Schritte aus ihrer Ecke heraus, Richtung Mitte des Restaurants. Er blickte zur Terrasse, entdeckte aber nichts, machte kehrt und schaute in die Kaufabteilung hinaus, aus der ihm die verschiedensten Gerüche in die Nase stiegen. Dann setzte er sich zu den Löwinnen, die unbewegt, aber aufmerksam in ihrer Ecke verharrten.
„So, das hätten wir“, sagte Joel und bediente den letzten Knopf. Er konnte jetzt darangehen, den Alarm für die Schmuckvitrinen lahm zu legen. Joel hatte das Gerät ja schon identifiziert. Ausgestattet mit Kontrolllampen, Sirenen sowie Transformator und Akku. Zudem gab es als Adapter einen Verteiler, der nicht zwei, sondern zwölf Ausgänge hatte, entsprechend für zwölf Magnetkontakte, die an den Vitrinen angebracht waren. Joel nahm eine Zange und hantierte an den Kreuzbartschlössern herum. „Gott sei Dank haben die Dinger keine Hochsicherheitszylinder, sonst wären wir ganz schön gelackmeiert.“ Mit wenigen Handgriffen und dem Spezialwerkzeug schaltete er die Anlage unscharf. Es war wirklich ein Kinderspiel.
„Der Schmuck ist unser“, sagte er und schaute auf.
In den Gesichtern der anderen stieg ein strahlendes Lächeln auf.
Joel wollte gerade anheben, etwas zu sagen, als Franks Magen erneut zu hören war.
Bronco patschte sich auf den Bauch und Linda lächelte.
„Wir haben jetzt freie Bahn“, sagte Joel. „Das Einzige, was wir später noch knacken müssen, ist die Tür zum Chefbüro und den Tresor – falls wir den überhaupt zu knacken brauchen.“
„Wieso das?“, sagte Bronco.
„Den Deppen trau ich doch glatt zu, dass sie den Schlüssel oder die Kombination des Safes irgendwo im Büro deponiert haben.“
Bronco sah Joel an und schwieg lächelnd.
Joel schlug vor, dass sie zuerst den Schmuck abräumen und sich dann den Safe vorknöpfen sollten. Hiernach könnten sie im Erdgeschoss umhergehen und sich nach Herzenslust bedienen. Es war jetzt zehn vor zehn. Sie hätten also noch eine gute Stunde Zeit, bis das Wachpersonal käme.
Sie verließen das Büro.
Auf dem Weg zu den Rolltreppen kamen sie an der Lebensmittelabteilung vorbei.
Joel bemerkte, dass Frank zögerte. Er blickte zu ihm und sah, dass der wiederum Bronco fragend ansah, der seinen Schritt ebenfalls verlangsamte.
„Wisst ihr, worauf ich schon immer mal Bock hatte?“, sagte Bronco.
Sie blieben vollends stehen.
„Das ist doch nicht dein Ernst?“, sagte Joel. „Wir haben grade noch eine Stunde – und du willst jetzt mit einer Fresserei loslegen?“
„Mann, eine Stunde ist ‘ne Ewigkeit! Wir sind inner Viertelstunde durch!“
„Nehmt euch doch nachher was mit und …“
„Hör zu, die Befehle gebe ich hier. Und ich sage: Jetzt wird gefressen und zwar anständig und basta.“ Bronco sah Joel hart an. Dann grinste er Linda an, die nicht so recht zu wissen schien, ob er es ernst meinte oder nicht. Sie musste jedoch schnell zu einer Antwort gelangt sein, denn über das erneute Brummen von Franks Magen hinweg sagte sie lächelnd: „Mit vollem Magen klaut sich’s besser.“
Bronco und Frank lachten hell auf.
Joel stand noch immer da und kam sich blöd vor, während die anderen schon zwischen den Regalen umhermarschierten. Frank fuhr dabei mit der Hand über ein Regalbrett und riss sämtliche Fressalien herunter. Es waren in der Hauptsache Fertiggerichtdosen. „Jippie!“ schrie er, nahm eine Dose und schleuderte sie mit voller Wucht in die Weiten des Erdgeschosses. Beim Aufschlag machte sie ein Geräusch, als wäre sie geplatzt.
Auch Linda und vor allem Bronco
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