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BLUTIGER FANG (German Edition)

BLUTIGER FANG (German Edition)

Titel: BLUTIGER FANG (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Pflock
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ein paar Züge Sekt, deren Wirkung er jetzt spürte, an Frank gerichtet: „Du weißt doch nicht mal, wie Niveau geschrieben wird.“    
    Bronco nahm eine Dose und schleuderte sie voller Wucht gegen Joel. Er kriegte sie auf die Brille, die ihm ein Stück von der Nase rutschte. Dann sah er, dass es eine leere Keksdose aus Pappe war.  
    „Werd’ hier nicht frech. Noch so’n Spruch und du bereust, dass du mitgekommen bist“, sagte Bronco, der plötzlich wieder ganz da zu sein schien.
    Linda und Frank schwiegen betreten. Selbst ihnen schien diese Aktion nicht so recht in die bis jetzt ausgelassene Stimmung gepasst zu haben, die wie mit einem Streich weggewischt war.
    Dann überlegten sie laut, wo sie Eisbecher oder entsprechende Gläser herbekommen könnten. Mein Gott! Selbst dazu waren sie zu dämlich. „Oben im Restaurant sind welche“, sagte Joel, „schön gespült und fein gereiht.“ Sein Ton brach nach hinten ab und er sah niemanden an.
    „Och, isser traurig, unser Joel? Hat er was auf’s Näschen bekommen, hm?“ Linda grinste so falsch wie ein Clown im Zirkus.
    Bronco und Frank lachten schrill auf.
    Joel erhob sich, tat so, als überhörte er Linda und warf Frank den Schlüsselbund zu. „Das Restaurant ist offen … ganz sicher bin ich mir aber nicht.“
    „Was ist mit den Bewegungsmeldern?“, sagte Bronco. Er wirkte schlagartig sehr ernst und Joel wunderte sich über seine Geistesgegenwart.
    „Welchen Bewegungsmeldern?“    
    „Na, die, oben im Restaurant.“ Er nickte mit dem Kopf und deutete zur Decke über ihnen.
    „Im Restaurant gibt’s keine Bewegungsmelder.“    
    Bronco schüttelte den Kopf und gab Frank ein Zeichen, dass er gehen könne.
    „Für mich nicht“, sagte Joel.
    „Di-dir hä-hä-hätte ich auch ga-gar keinen m-m-mitgebracht, Kra-Kra- …“    
    „Ja, ja, Kra-kra-kra! Ich heiße Kramer, wenn’s recht ist.“    
    Bronco und Linda lachten. Sie lachten wie Aristokraten, denen ihr Hofnarr einen genehmen Witz gemacht hatte, einer, den keiner aus ihrem erlauchten Kreise so richtig ernst zu nehmen brauchte.
    „Sei vorsichtig, Frank“, sagte Linda, nachdem sie ausgelacht hatte. Sie erhob sich und sah ihm ein wenig besorgt hinterher. „Wenn was ist, ruf an!“, rief sie und deutete auf das Handy, das er am Gürtel trug.
    Auch Joel stand auf und blickte zu Frank.
    „Wa-was soll ich anrufen?“, sagte Frank, wobei er ein paar Schritte rückwärts ging. Dann wandte er sich um und verschwand in der Dunkelheit.
     
    Frank setzte sich in Bewegung und ging auf die Rolltreppen zu, über die er nach oben und von da aus ins Restaurant wollte. Da er in den letzten Tagen mehrfach über diesen Gang spaziert war, kannte er den Weg so gut, dass ihm die Dunkelheit wenig ausmachte.
    Oben bei den Rolltreppen müsste er lediglich etwas nach rechts abbiegen und käme dann zum Restaurant, dessen Eingang wahrscheinlich offen war, wie Kramer vermutete.
    Er setzte den Fuß auf die erste Stufe und stieg langsam hoch.
    Dann wurde es dunkler und dunkler um ihn.

17
     
    Der Mond stand zu drei Vierteln und hell leuchtend über Gehrsdorf in dieser Nacht. Die letzten Wolken hatten sich verzogen, und man hätte die Sterne intensiver leuchten sehen können, wenn der Mond und das Licht der Stadt die Sicht nicht getrübt hätten. Obwohl es noch nicht einmal 22 Uhr war, waren die Straßen menschenleer, und das an einem Samstagabend.
    Oskar Ringer hatte seinen dunkelblauen Toyota an einer Shell-Tankstelle geparkt und hielt eine Whiskyflasche in der Hand, aus der er gerade einen Schluck nahm.
    Er setzte die Flasche ab, brummelte vor sich hin, schraubte den Deckel auf und startete den Wagen. Er fuhr Richtung Süden, um auf die Hohnhorststraße zu kommen.
    Ringer schwitzte. Der übergewichtige Mann hatte die Figur einer Litfasssäule mit übergroßer Außenwölbung. Mitte fünfzig, Halbglatze und dort, wo ihm das Haar noch verblieben war, war es bereits grau. Die Uniform mit den schwarzen Doppelstreifen an der Seite drückte und zwängte ihn überall und es sah aus, als würde sie bald aus allen Nähten platzen. Er hatte hohe Stiefel an und rechts am Gürtel ein Halfter, in dem die Dienstwaffe steckte. Ein Schlagstock lag auf dem Beifahrersitz neben der Whiskyflasche, die in den Kurven mitunter ihre Lage veränderte. Dabei kam sie an einen Schlüsselbund, der leise klirrte. Ringer störte das Geklingel nicht. Im Gegenteil, es erinnerte ihn an das, was er unmittelbar vorhatte.
    An einer roten Ampel

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