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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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sollte.
    »Versprich, dass du nit mehr grübeln willst!«, forderte Hannes.
    Sie nickte noch einmal. Er umarmte sie, diesmal so, wie er das früher getan hatte – heftig, stürmisch, bäurisch und herzlich. »Nun lach wieder – und wink mir nach, wenn wir abziehen«, sagte er. Dann trat er neben Konrad, den Werber des Wirts von Böckingen. Der hob den Arm und gab das Zeichen. Mit entschlossenen Mienen, bei jedem Schritt fest aufstampfend, marschierten die Männer des Dorfes davon. Ihre Frauen und Kinder blieben am Wegesrand zurück. Nur wenige der Zurückgelassenen schauten hoffnungsvoll drein; auf den meisten alten oder jungen Gesichtern spiegelten sich Sorge und die Furcht vor dem Ungewissen.
    »Möge Gott sie schützen«, murmelte Matthias’ Vater, ein uralter Mann, von dem keiner genau wusste, wann er geboren war, »möge Er gnädiglich seine Hand über sie halten, dass sie gesund heimkehren ...«
     
    Albrecht und Heinrich der Scholar hatten das Mittagsmahl in der Küche eingenommen. Eben hatte die alte Magdalene die leer gegessenen Suppennäpfe weggeräumt und ihrem Herrn den Becher noch einmal mit dem sauren Wein nachgefüllt, den er noch aus der Zeit seines Vaters im Keller liegen hatte. Albrecht nahm einen Schluck und widmete seiner Wirtschafterin gleichzeitig einen unwirschen Blick. »Dem da auch«, sagte er und deutete mit einer kleinen Kopfbewegung auf Heinrich. »Und leg ein Stück Brot dazu.«
    Magdalene runzelte die Brauen, aber sie gehorchte ohne Widerrede. Das Stück Brot, das sie dem mageren jungen Kleriker hinschob, fiel allerdings sehr bescheiden aus.
    »Ein zweites, wenn’s beliebt«, forderte Albrecht und unterdrückte ein Lächeln. In diesem Augenblick betrat Christoph den niedrig gewölbten Küchenraum.
    Er sah sich um, entdeckte Albrecht und seinen Gast an dem langen Gesindetisch hinter dem mächtigen Pfeiler, der das Gewölbe trug. »Dich suche ich«, sagte er und sah Albrecht an. »Ein Berittener ist oben und will ein Wort mit dir sprechen.«
    »Ein Berittener?« Albrecht hob den Kopf. »Hat er den Zweck seines Besuchs verraten?«
    Christoph verneinte.
    »Woher kommt er denn?«
    »Auch das kann ich nicht sagen«, erwiderte Christoph achselzuckend. »Doch ich habe den Mann schon einmal hier gesehen. Er war im vergangenen Herbst unter den Jagdgästen ...«
    »Ein kleiner, wohlbeleibter Herr mit einem viereckig gestutzten Bart?« Albrecht war aufgestanden und trat an Christoph heran. »So um die vierzig Jahre, und recht energisch?«
    »Nein, nein«, gab Christoph zurück, »der Götz ist es nicht.« Er presste verlegen die Hand auf den Mund. »Ich meine, der Herr von Berlichingen ...«
    Albrecht schmunzelte. »Nun, dann sehe ich einfach selbst nach, wer da mit mir reden will«, sagte er aufgeräumt. »Der Mann ist doch kein einfacher Bote, Christoph?«
    »Dessen bin ich sicher«, bestätigte der. »Sei gewiss, es ist ein Herr von Stand. So etwas spürt man.«
    »Wahrhaftig.« Albrecht lächelte noch einmal. Er folgte seinem Halbbruder die schmale steinerne Schnecke hinauf, die in der Mauerdicke des Pallas von der Küche zu den Wohnräumen führte. Der Mann, der um eine Unterredung ersucht hatte, stand in der großen leeren Halle und starrte gesenkten Hauptes vor sich auf die Platten des Fußbodens. Seinen Mantel, eine weit geschnittene Houppelande aus blauem Tuch, trug er lässig über die Schultern drapiert, während sein Kopf gänzlich unbedeckt war.
    Albrecht erkannte das scharfkantige Profil des Mannes sofort. »Florian Geyer«, rief er ihm entgegen, »das freut mich, Euch schon so bald wieder hier begrüßen zu dürfen!«
    Um die schmalen Lippen des Mannes zuckte ein beinahe unmerkliches Lächeln. »Wenn man den Abstand von fünf Monaten bald nennen kann«, sagte er trocken. »Mich freut’s auch,Vetter, Euch wiederzusehen. Zumal lebenswichtige Dinge mich hierher führen und ich auf Eure Unterstützung hoffe.«
    »Ihr macht mich neugierig«, erwiderte Albrecht. »Kommt, Vetter – setzen wir uns ein wenig ans Feuer.« Er nahm den Mann beim Arm und lenkte ihn zur Stiege, die hinauf zur Kemenate führte. An Christoph gewandt bemerkte er: »Der Hausknecht soll mehr Brennholz bringen, und in der Küche lass einen Imbiss richten. Mein Gast wird ein ordentliches Essen nach dem langen Ritt zu schätzen wissen. Ist Euer Pferd gut versorgt?«
    Diese Frage war wieder an Florian Geyer gerichtet. »Sicherlich«, gab der zurück, »aber es lahmte die letzten zwei Stunden. Ich muss später noch

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