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Blutiger Frühling

Titel: Blutiger Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara von Bellingen
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kommen?«
    »Lasst mich ausreden«, sagte Florian Geyer mit leiser Ungeduld. »Ich meinte, dass Ihr Euren Stand nicht zum Vorwand nehmt, Euch mehr Rechte zuzubilligen als anderen. Irre ich darin?«
    »Nein«, erwiderte Albrecht irritiert. »Aber wenn ich deshalb –«»Seht Euch doch an, wie elend es allgemein um die Bauern bestellt ist!« Florian Geyer ließ Albrecht seinen Einwand nicht einmal zu Ende sprechen. »Es wird höchste Zeit, den Fürsten klar zu machen, dass auch sie in ihren Grenzen zu bleiben haben.« Er hob die Stimme. »Dazu aber braucht es Männer wie Euch, Albrecht – Männer, die den Mut, die Kraft und den Ernst aufbringen, eine gute Sache bis zum Ende durchzufechten.« Er sah seinen Gastgeber mit ernsten Augen an. »Denn es ist gut möglich, dass das Ringen hart wird ...«
    Albrecht hatte die Herausforderung erkannt, die in Florian Geyers Worten gelegen hatte. »Woher wollt Ihr denn wissen, Vetter, ob ich diese Eigenschaften besitze?«, fragte er und behielt seinen Gast scharf im Auge. »Ihr kennt mich doch gar nicht gut genug – kaum, dass wir damals auf der Jagd ein paar Worte miteinander gewechselt haben.«
    Geyer lachte. »Ich hatte vergessen, Euren Scharfsinn und Eure Besonnenheit zu erwähnen«, sagte er. »Auch die ist nötig, um diesen Kampf zu gewinnen. Seid Ihr willens und bereit, Albrecht Wolf von Weißenstein, für Euch und die Bauern die Freiheit von Fürstenwillkür und Fürstenzwang zu erstreiten?«
    »Vor allem verlange ich genügend Zeit, um zu überdenken, was Ihr eben vorgebracht habt«, sagte Albrecht. Es gelang ihm nicht ganz, den leisen Groll zu verbergen, der in ihm aufgestiegen und aus seiner Stimme herauszuhören war. »Vergebt mir, Vetter – aber ich gehöre jedenfalls auch nicht zu denen, die sich überrumpeln lassen.«
    »Das ist mir durchaus bewusst.« Florian Geyer ließ nicht locker. »Nur, nehmt Euch nicht zu viel Zeit. Schon sammeln sich die Bauern aus dem ganzen Neckartal; im Kraichgau und im Kemptener Land gibt es bereits bewaffnete Kriegshaufen, die nur auf das Signal zum Losschlagen warten. Sogar die Odenwälder beginnen sich zusammenzutun. Einzelne Gruppen sind schon auf dem Weg zum Treffen der Hellen Haufen in Krautheim ...«
    »Vetter«, sagte Albrecht, »so gerecht Euer Ansinnen auch sein mag – bei Licht besehen kommt mich nicht die geringste Lust an, in diesen Kampf gegen die Fürsten einzutreten.« Er brachte jetzt endlich den Gleichmut auf, dem leidenschaftlichen Blick seines Gastes zu begegnen. »Ich habe vor, mich diesen Frühling zu verheiraten, und darum gelüstet es mich wahrlich nicht nach kriegerischem Kräftemessen ...«
    Florian Geyer hob ruckartig den Kopf. »Ihr wollt ein Weib nehmen, Vetter ... ist das wirklich Euer Wunsch und Wille? Ihr wollt den Weißenstein mit weiteren mittellosen kleinen Freiherren bevölkern, die nichts zu beißen haben und irgendwann auf Raub und Mord zurückgreifen müssen, damit sie am Leben bleiben?«
    Albrecht hatte sich kerzengerade aufgerichtet. »Solche Unterstellungen dulde ich von niemandem«, sagte er scharf, »auch nicht von Euch, Florian Geyer. Nehmt das alles sofort zurück und entschuldigt Euch, so will ich darüber hinwegsehen, dass Eure Worte überhaupt gefallen sind!«
    Aber der Geyer dachte nicht daran, um Verzeihung zu bitten. »Ihr wollt es einer jungen Frau zumuten«, sagte er, »in dieser zugigen, zerkrümelnden alten Burg Kinder zur Welt zu bringen und großzuziehen – einem Haus, das Ihr kaum noch in Reparatur halten könnt? Ihr habt vor, weiterhin von den kärglichen Abgaben nur weniger elender Bauern und von gelegentlichen Straßenzöllen Euer Leben zu fristen, die Euch rechtens gar nicht zustehen? O Vetter – das kann nicht die Zukunft sein, die Ihr Eurer Gemahlin bieten wollt!«
    Albrechts Zorn, der so schnell aufgeflammt war, sackte wieder in sich zusammen. Übrig blieb ein Gefühl der Hilflosigkeit, das schwer zu ertragen war. »So sind nun einmal die Zeiten«, sagte Albrecht mit zusammengebissenen Zähnen, »was bleibt mir denn anders übrig ...«
    »Wacht auf, Vetter!« Florian Geyer hatte sich ebenfalls steilaufgerichtet und den Blick kämpferisch auf Albrecht gerichtet. »Erkennt Ihr denn immer noch nicht, dass die Sache der Bauern auch unsere Sache ist? Wenn wir den Fürsten unsere Freiheit wieder abgewonnen haben, dann mögt Ihr Eure Braut heimführen. Dann müsst Ihr auf keine Fürstenlaune mehr ein Fingerschnippen geben und könnt Euer Leben so einrichten, wie’s Euch

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