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Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition)

Titel: Blutiger Regen: Leonie Hausmann ermittelt im Schwäbischen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Kern
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geklaut hast? Mann, das stand in allen Zeitungen. Peinlich.«
    Alessio spürte, wie er rot wurde, und ärgerte sich. Schließlich pustete Kain anderen Leuten so locker den Kopf weg, wie er sich einen Espresso machte. Was war dagegen ein kleiner Handtaschenraub? »Darüber musst gerade du dich aufregen.«
    »Ich tue, was die Ehre gebietet«, sagte Kain würdevoll und streckte die Hand aus. »Behalt dein schmutziges Geld! Komm mit mir, und alles wird vergessen sein!«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich bleib hier.«
    Kain trat so nahe an ihn heran, dass sein Atem Alessio ins Gesicht blies. Er hatte Knoblauch gegessen. »Du tust, was ich dir sage. Nicht, weil ich dein älterer Bruder bin, sondern weil du einen Eid geschworen hast, bei deinem Blut.«
    Dieser verdammte Eid. Wer ihn brach, hatten sie gesagt, dem drohe nicht nur der Tod, sondern die ewige Verdammnis. Er glaubte zwar nicht daran, dass ihn der heilige Antonius von Padua bei Gott verpfeifen würde, aber konnte er sich dessen wirklich sicher sein?
    »Ich bin kein Mörder.« So wie du, hätte er am liebsten hinzugefügt.
    »Du bist ein Soldat.«
    »Ich führe keine scheißsinnlosen Befehle aus.«
    »Doch, das tust du«, sagte Kain. »Und weißt du auch, warum?« Alessio schüttelte den Kopf und biss sich auf die Lippe, bis er Blut schmeckte. In diesem Moment begriff er, dass er verloren hatte.
    »Glaubst du, ich hätte nicht bemerkt, wie die Kleine mit dem Hund dich ansieht? Und glaubst du wirklich, ich wüsste nicht, dass sie heute Morgen mit dir in der Wohnung war?«
    Alessio öffnete den Mund und schloss ihn wieder. Es war zwecklos, noch etwas zu sagen.
    »Es geschieht ihr nichts, keine Sorge«, fuhr Kain fort. »Noch nicht. Aber du kannst sie als kleines Unterpfand dafür verstehen, dass du spurst. Das ist eine einfache Rechnung. Alessio erfüllt seine Aufgaben und sieht seine Kleine wieder, heiße Liebe, heißer Sex.« Er machte eine eindeutige Bewegung über seiner Kehle. »Oder Alessio ist weiterhin widerspenstig, und es gibt keine Kleine mehr, mit der er sich rumtreiben kann.«
    »Lass uns gehen!«, sagte er müde.
    Über die Wiese kam Ron auf sie zu. »Alles in Ordnung, Alessio?«, fragte er und musterte Kain, als hätte er ihn durchschaut.
    »Ja, ja, schon gut.« Nicht weil er hoch oben auf dem Baum gewesen war, wusste Alessio, wie Freiheit schmeckte, sondern weil er das Gegenteil dieses Zustands kannte. Er hätte den Gurt lösen und aus dem Baum springen sollen, als noch Zeit dafür gewesen war.
    »Warte!« Er legte Kain die Hand auf den Arm. »Ich komme mit dir, aber ich will mich eben … von den anderen verabschieden.«
    Er überquerte die Wiese mit bleischweren Schritten und ging auf die Gruppe der Straßenkinder zu. Sie hatten sich im Schneidersitz rund um den Baum gesetzt, barfuß, das Gras war noch nass vom Gewitter. Blue sprang auf, als sie ihn kommen sah. »Alessio, das ist doch dein Bruder. Was will der von dir?«
    »Ich muss … kurzfristig weg.«
    »Aber …« Ronja schnüffelte an seiner Hand und bellte beunruhigt.
    »Ich komme bald wieder«, log er und zog sie ein Stück fort. »Bitte, ihr dürft mich nicht verraten! Auch nicht, wenn die Bullen kommen.« Er zog das Bündel Geldscheine aus seiner Hosentasche, für das er so viel riskiert hatte. »Hier nimm! Davon kommt ihr eine Weile über die Runden.«
    Sie zog den Gummiring ab und blätterte die Scheine auseinander. »Aber das ist richtig viel Kohle.«
    Er nickte grimmig. »Es ist für dich. Dieser ganze Mist soll nicht umsonst gewesen sein.«
    »Danke«, sagte sie.
    Alessio drehte sich nicht noch einmal um, sondern folgte seinem Bruder zurück in ein Leben, das ihm nicht gehörte.

24.
    Sie waren wieder zu spät gekommen. Es hatte gedauert, bis sie nach Stuttgart fahren konnten, weil sie zuerst einen Bericht über die Besuche bei Frau Hegele und Herrn Hertneck verfasst hatten. Mistbürokratie , hatte Fabian gedacht. Danach hatten sie in der Stuttgarter Klinik angerufen, in der der fremde Junge im Koma lag. Zustand unverändert. Und schließlich passte den Kollegen aus der Landeshauptstadt der Termin am Nachmittag nicht. Der frühe Abend sei besser. Gegen halb sieben quetschten sie sich zu viert in den Streifenwagen, die beiden Esslinger Kommissare mit zwei Hauptwachtmeistern der zuständigen Polizeistation in Stuttgart Mitte, und fuhren in den Schlossgarten. Als sie am Lager der Parkschützer ankamen, lag dieser idyllisch in der Abendsonne, die Gewitterwolken hatten sich verzogen, und

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