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Blutiges Echo (German Edition)

Blutiges Echo (German Edition)

Titel: Blutiges Echo (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe R. Lansdale
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Gleichheit und Einheit akzeptieren und sie dann hinter mir lassen.
    Leichter gesagt als getan. Ich versuche immer noch herauszufinden, inwiefern sie und ich identisch sind. Oder eins miteinander.
    Zen, Baby. Echt verwirrend.
    An einem guten Tag erinnert mich das Ganze weniger an Haie, sondern eher an den Lärm von einer Baustelle zehn Häuserblocks entfernt. Ein Fortschritt.
    Aber das ist nicht der Grund, warum ich mich heute an Dich wende, liebes Schreibheft. O nein. Ich schreibe Dir, um Dir etwas sehr Schlimmes zu erzählen und davon, wie die Geräusche und Bilder manchmal weder von weit weg kommen noch an mir vorbeischwimmen, um mich nervös zu machen. Manchmal sind sie so nah wie die eigene Haut, meine Eingeweide, meine Gehirnzellen, in mir drin wie mein Herzschlag.
    Aber ach, ich weiche aus. Und aus gutem Grund.
    Am besten erkläre ich es Dir einigermaßen verständlich, indem ich mit dem Anfang anfange, statt mich hinter einem Felsen zu verstecken, das Ganze von Weitem zu beobachten und mir zu wünschen, ich hätte eine Winchester in der Hand.
    Also, hier kommt’s.
    Alles lief richtig gut, mit Betonung auf GUT, aber es gab gewisse Zeichen, mein lieber Freund. Zeichen und Omen, und den Rat von Tad, den er mir in meinen Unterrichtsstunden auf dem Silbertablett präsentierte. All das prasselt jetzt wieder auf mich ein, und mir geht nur noch eins durch den Kopf: Hast du denn gar nicht aufgepasst, du Arschloch?
    Es war einmal ein armer Junge, der Angst vor Geräuschen hatte – und zwar zu Recht, darf ich hinzufügen –, dem es besser ging, wenn er sich betrank, aber nicht mehr so gut, wenn er nüchtern war, und der einen Alkoholiker kennenlernte, dem es auch nicht so gut ging. Also beschlossen sie, gemeinsam mit dem Saufen aufzuhören.
    So ungefähr.
    Pläne wurden geschmiedet, Abmachungen getroffen.
    Und siehe da, allmählich fanden sie ihre innere Mitte, die sie verloren hatten. Das Herumeiern ließ nach.
    Tja, bei mir, liebes Notiztagebuch (so sollst Du von nun an heißen), hat das Eiern wieder angefangen, weil ich vergessen habe, wer ich bin und was in mir steckt, und ich habe vergessen, wer Talia ist und dass diese Welt ihr gehört, nicht mir.
    Quatsch. Ich habe es nicht vergessen. Ich habe mich bloß geweigert, daran zu denken.
    Meine Welt ist der Staub unter ihren Füßen, und ihre Welt sind die Wolken, hoch oben im nebligen Weiß, gesprenkelt mit hellem Blau und allerlei Hoffnungen und Glück und einer schönen Zukunft.
    Ich dagegen hocke hier unten bei den Würmern und bin womöglich genauso wirr im Kopf wie eine Ratte, die in den Farbmischer fällt, denn bei all meiner angeblichen Ausgeglichenheit habe ich doch die ganze Zeit darauf gewartet, dass die Posaune erschallt – die Posaune, die den Verrat verkündet.
    Aber vielleicht war es auch der Posaunenstoß, der die Wahrheit verkündet. Wie es auf Erden zugeht und nicht im Himmel, und wie es für die Nicht-so-Feinen und Nicht-so-Schönen läuft, für die Nicht-so-Talentierten, Nicht-so-Glücklichen und Nicht-so-Reichen.
    Und, wie läuft’s, fragst Du?
    Gar nicht gut, antwortet der arme Junge. Gar nicht gut.
    Joey ist ein Arschloch, und vielleicht wirft er wirklich wie ein Affe mit seiner eigenen Scheiße, Zitat Tad, weil er keine andere Munition hat. Aber trotzdem hat er das eine oder andere kapiert; in der Scheiße, mit der er wirft, steckt doch hin und wieder eine unverdaute Frucht oder Nuss mit einem wahren Kern.

Kapitel 38
    »Es wird eine sehr schicke Party«, sagte Talia. »Da willst du schick aussehen.«
    »Ich habe einen guten Anzug.«
    »Den in deinem Kleiderschrank? Oder war das dein Zimmer?«
    »Was meinst du damit?«
    »Die Wohnung ist winzig.«
    »Ja. Ja, sie ist winzig. Manchmal stelle ich mir vor, sie wäre riesig, aber wenn ich die Augen aufmache, ist sie immer noch winzig.«
    »Ach, werd nicht gleich sauer.«
    »Ich meine ja bloß. Ja, sie ist klein. Und mein Anzug ist völlig in Ordnung. Und übrigens, als ich deinen Dad kennengelernt hab, hast du mir nicht mal Zeit gelassen, zu duschen und mich zu rasieren. Und jetzt soll ich mich rausputzen?«
    »Ich hatte da nicht groß drüber nachgedacht. Ich wollte einfach, dass du ihn kennenlernst, wenn ich ihn mal irgendwo erwische, wo er mir nicht ausweichen kann.«
    »Das war alles?«
    »Natürlich. Was denn sonst? Aber heute solltest du gut aussehen. Es kommen eine Menge Leute, die alle sehr gut gekleidet sein werden. Und Harry, ich hab deinen Anzug gesehen – woher hast du den, vom JC

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