Blutiges Gold
Abfragen eingab. Er rollte seinen Stuhl zurück und wandte sich einem anderen Computer zu. »Die wissen, was ich esse. Bestellen Sie für sich, was Sie wollen.«
»Sushi«, sage sie.
»Fragen Sie nach Norataki. Das ist unser bester Sushi-Koch.«
April wollte antworten, sah aber, dass er ihr nicht mehr zuhörte. Er war bereits in ein weiteres Programm vertieft. Der Bildschirm mit der Grafik veränderte sich unablässig und zeigte fantastische Formen, die ihr als eine Kunstform gefielen, die aber keinen Sinn für sie ergaben. Es hätte dem Ausse hen nach auch eine Art Malen nach Zahlen sein können.
Stirnrunzelnd tippte sie die Nummer 01 und verlangte Kaffee, Essen für Shane und eine Auswahl vom Sushi-Küchenchef persönlich für sich.
Nachdem sie den Hörer wieder aufgelegt hatte, stand sie einfach hinter Shane und beobachtete, was er tat. Die Computerspezialisten der Regierung hatten ihr gesagt, dass Tannahill zu den besten Programmierern und Hackern seiner Generation gehört hatte, dass er dem aber nicht seine ganze Zeit widmen wollte und dadurch wahrscheinlich etwas den Anschluss verloren hätte. April fragte sich, ob das wohl stimmte oder ob Shane einfach nicht das Bedürfnis hatte, seine Fähigkeiten einem bewundernden Publikum zu präsentieren.
» Scheiße.«
Das leise gezischte Wort war alles, was Shane sagte. Dann beugte er sich nach vorne und tippte die Befehle für ein spezielles Programm ein, das er entwickelt hatte, falls er Spuren von Hackern auf seiner Festplatte fand. Das bekam ihnen dann schlecht.
April hätte gerne gefragt, was passiert war. Nach einem Blick in sein Gesicht war ihr klar, dass sie damit besser wartete. Der Mann war wütend. Die Art von Wut, die rauchte wie Trockeneis.
Eine Minute darauf hieb Shane auf die Entertaste und lehnte sich zurück. Der farbige Bildschirm mit der Grafik veränderte sich weiterhin. Er warf ihm noch einen empörten Blick zu und wandte sich dann ab. Er hatte genug gesehen.
»Was ist los?«, fragte April.
Shane schaute auf den Monitor, auf dem sein neuestes Programm lief, und entschied sich, ihr die gute Neuigkeit mitzuteilen. Jedenfalls gut für sie. Für ihn waren die Neuigkeiten sicher nicht gut.
»Ich bin Besitzer eines ungewöhnlich profitablen Casinos«, sagte er unbewegt.
»Und das bedeutet?«
»Meine Automaten haben zuletzt ständig mehr eingebracht als üblich, trotz der Verluste durch ein Betrügerteam letzte Woche. Statt des üblichen Herbsteinbruchs hat das Geschäft an den Tischen weiter gebrummt. Nicht auffällig genug, um Alarm auszulösen. Ein paar Prozente hier und noch ein paar mehr dort. Das addiert sich schnell zusammen. Meine Kontrollprogramme sind so angelegt, dass sie andauernde plötzliche Verluste anzeigen, nicht aber Gewinne. Daher haben sie keinen Alarm geschlagen.«
April beobachtete Shane mit dunklen Augen und völlig konzentriert. Sie sagte nichts.
»Das Ganze wurde erleichtert für die – wer immer es auch war –, dass ich meine Firewall nicht alle paar Wochen erneuert habe«, fügte Shane hinzu. »Ich war zu intensiv mit meiner Keltengold-Ausstellung beschäftigt.« Und mit Risa, aber das musste April nicht wissen.
»Und weiter?«, fragte April.
»Jemand hat sich in meinen Computer eingehackt. Statt mich auf die übliche Art um Geld zu erleichtern, haben sie meinen Konten Geld hinzugefügt – Millionen von Dollar, deren Herkunft ich nicht erklären kann, die ich aber bereits beim Gaming Control Board angezeigt und für die ich alle notwendigen Steuern entrichtet habe.«
»Ergo?«
»Sieht so aus, als hätten Sie Ihren Geldwäscher.«
April spürte Shanes gezügelte Emotionen und sagte nichts. Er war zwar bereit, ihr zu helfen, aber er war noch lange nicht geschlagen. Wütend, ja. Er kochte. Doch es war auch eine Art wilder Triumph in seinen Augen, den sie nicht verstand.
Und was sie nicht verstand, machte sie nervös.
»Und jetzt den Rest«, sagte sie.
»Hat sich einer der Computerexperten der Regierung bei mir eingehackt?«, fragte er.
»Nicht dass ich wüsste.«
»Wünschen Sie sich lieber, dass es die Bösen waren.« Shane sah dem Programm zu, das weiterlief, und lächelte, als die Nachricht »Programm beendet« aufleuchtete. »Weil ich gerade jemandes sehr teures Spielzeug zerstört habe.«
64
Las Vegas
5. November
Abends
Gail Silverado, Rich Morrison und Carl Firenze hatten bereits den Tisch verlassen, der zum Dinner in Gails Büro gerollt worden war. Die kalten Reste von Ente, Steak und Garnelen
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