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Blutiges Gold

Blutiges Gold

Titel: Blutiges Gold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Lowell
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nach. »Ich geb dir eine Minute, um mit dem Gold zurückzukommen. Dann komm ich rein und hau die Scheiße aus dir raus. Und in den Kabinen brauchst du dich gar nicht erst zu verstecken. Den Zickentrick kenn ich.«
    Der Blick in Socks’ dunkle Augen verriet Risa, dass eine Minute genau neunundfünfzig Sekunden mehr waren, als Socks ihr eigentlich geben wollte.
    Sechzig Sekunden waren nicht viel, aber mehr, als sie im Moment hatte.
    Sobald er den Griff lockerte, war sie schon durch die schmucke vergoldete Tür hindurch. Als sich die Tür hinter ihr schloss, rannte sie zum westlichen Eingang der Toilettenanlage. Sie hatte nur ein Ziel – zum nächsten Personalaufzug zu gelangen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, die Türen hinter sich zu schließen und alle Alarmknöpfe auf einmal zu drücken.
    Sie verließ die Toiletten auf der anderen Seite und ging mit langen, schnellen Schritten weiter. Das war fast so schnell wie rennen, aber es erregte viel weniger Aufmerksamkeit.
    Sie hätte es vielleicht auch bis zum Aufzug geschafft, wenn einer der Automaten, an denen sie vorbeilief, nicht in dem Moment einen Hauptgewinn ausgespuckt hätte. Wie alle anderen drehte sich auch Socks neugierig nach dem glücklichen Gewinner des Jackpots um. Das Erste, was er sah, war Risa, die ihm davonlief.
    »Hey!«, schrie er und riss seine Pistole heraus.
    Risa kannte sich genau aus im Casino. Der Kerl im Hawaiihemd stand zwischen ihr und den Türen, die auf die Straße hinausführten. Der nächstgelegene Personalaufzug lag hinter den Baccara- und Würfeltischen, die ihr wie Hürden direkt im Weg standen.
    Wenigstens war im Moment sehr wenig Betrieb an den Tischen.
    Sie hob ihren Rock bis zu den Hüften hoch und spurtete los. Darum herumlaufen war Unsinn. Sie sprang auf einen Würfeltisch und auf der anderen Seite wieder hinab, eilte zwischen zwei anderen Tischen hindurch, verpatzte ihren nächsten Sprung und landete mitten in einem Baccara-Spiel, wo die Karten sowie die Wettenden und die Croupiers auseinanderspritzten. Die Tatsache, dass sie die ganze Zeit über schrie »Er hat eine Waffe! Runter auf den Boden! Aus dem Weg!«, konnte etwas damit zu tun haben, dass ihr tatsächlich fast niemand im Weg war.
    Der erste Schuss zerschmetterte einen Spielautomaten. Der zweite riss ein ordentliches Stück aus einem der Würfeltische. Der dritte ließ ein Trinkglas auf einem Baccara-Tisch, den Risa gerade überquert hatte, in tausend kleine Scherben zerplatzen. Sie schlug zuletzt einen Haken nach rechts und verschwand zwischen der stählernen Reihe der Spielautomaten.
    » Scheiße! «, schnaubte er.
    Er war zwar nicht besonders intelligent, aber er hatte eine Menge Erfahrung von der Straße. Wenn er die nächsten paar Jahre seines Lebens mit Koks und Frauen verbringen wollte, musste er sofort hier raus, das wusste er.
    Und zwar schnell.
    Mit einer erstaunlichen Geschwindigkeit für einen Mann, der bis eben noch Mühe hatte, aufrecht zu stehen, drehte er sich um und rannte Richtung Ausgang. Die Leute sprangen vor ihm beiseite, um Platz zu machen. Keiner der Casinowächter eröffnete das Feuer, denn die Anweisungen von Shane – und die der Polizei von Las Vegas – in Situationen wie dieser waren klar und unmissverständlich: Keine Gefährdung Unbeteiligter!
    Noch bevor sich die ersten heulenden Polizeisirenen dem Golden Fleece näherten, saß Socks schwitzend und schwer atmend in seinem lila Baby. Im Schritt hatte er unerträgliche Schmerzen. Genauso in seinem Kopf vom vielen Nachdenken. Aber egal, wie heftig er auch nachdachte, er sah keine Möglichkeit, an das Gold zu kommen. Eine Kanone war einfach nicht genug.
    Aber er wollte verdammt sein, wenn so eine Zicke – zwei Zicken – einen Narren aus ihm machen durfte.
    Es war an der Zeit, seinen Onkel in das Geschehen einzuschalten.
    Er ließ den Motor aufheulen, gleichzeitig ging das Radio an. Eine brandneue Retro-Rap-Gruppe schrie ihren rhythmischen Hass durch den Äther.
    Grinsend und im Takt mit dem Fuck-Them-Kill-Them-Eat-Them-Rap knurrend, der aus dem Radio dröhnte, fuhr Socks den Strip runter.

33
Las Vegas
3. November
Am Nachmittag
    Risa lehnte an der Wand neben dem Personalaufzug und versuchte keuchend, Sauerstoff in ihre Lungen zu pumpen. Dabei schwor sie sich, wieder öfter die Fitnesseinrichtungen für die Mitarbeiter zu benutzen. Sie sollte in der Lage sein, hundert Meter zu rennen, ohne das Gefühl zu haben, dass ihre Brust zersprang.
    Aber die Angst mochte dabei auch eine Rolle

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