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Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Blutland - Von der Leidenschaft gerufen

Titel: Blutland - Von der Leidenschaft gerufen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah S. Dawson
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Hand und schwang ihn, und ich wandte den Kopf ab und hob schützend den Arm.
    Aber es reichte nicht. Der massive Holzstock donnerte seitlich gegen meinen Kopf, und ich plumpste als unsichtbarer Haufen zu Boden. Das Letzte, was ich sah, bevor ich ohnmächtig wurde, waren Rudys geiferbedeckte Zähne.
    Er sah aus, als würde er lachen.
***
    Das Aufwachen war schlimm. In meinem Kopf hämmerte es vor Schmerz, der von einem wunden Punkt direkt über meinem linken Ohr ausging. Als ich blinzelte, stach mir trübes Licht wie ein Messer ins Gehirn. Ich wollte eine Hand an meinen Kopf heben, doch mein Arm war fest an meinen Körper gebunden. Dann sah ich an mir herab, und da war mein Körper wieder, voller Beulen und Flecken in nassem orangefarbenem Taft. Es war eine Erleichterung, wieder sichtbar zu sein, auch wenn ich schrecklich aussah. Ich lag auf einem schmalen Bett und war an Achseln, Taille, Schenkeln und Waden daran gefesselt. Durch einen Riss in meinem besonders nassen Rock, der Spuren von Rudys Zähnen aufwies, sah man meine feuchten grauen Strümpfe.
    Ich sah mich im Zimmer um, aber ich war allein. Es war ein Gästezimmer, ein Ort, den eine altjüngferliche Tante für einen längeren Besuch erwarten würde. Schaukelstuhl, Toilettentisch, Spiegel, ein Wasserkrug und ein Becken, wie das in meinem Wohnwagen, bestickte Dekokissen und Zierdeckchen überall, als seien die wie Pilze einfach aus dem Boden geschossen. An den Wänden hingen einige schreckliche Ölbilder von Blumen, zusammen mit einem Porträt eines viel jüngeren Jonah Goodwill. Darauf war er etwa vierzig Jahre alt und sah hoffnungsvoll und strahlend aus, mit nur einer Andeutung jenes Schnurrbartes, der nun sein Markenzeichen war. Er wirkte beinahe sympathisch. Um seinen Hals hing eine Goldkette mit einem Verlobungsring, der direkt über seinem Herzen lag.
    Da hörte ich Stimmen im Flur und schloss die Augen, als die Tür aufschwang.
    »Tu nicht so, als würdest du schlafen, Dämchen«, hörte ich Tabitha. »Du bist keine gute Schauspielerin.«
    Sie stolzierte herein, mit meinem Medaillon um den Hals – diesmal vielleicht das echte. Und hinter ihr erschien Jonah Goodwill höchstselbst.
    Er kam zu mir, streichelte mir mit einem freundlichen Lächeln über den Kopf und meinte: »Sie haben uns ja eine ganz schöne Verfolgungsjagd geliefert, Miss Paisley. Und dann haben Sie sich auch noch eine Kopfwunde zugezogen und sich eine ganze Weile hartnäckig geweigert, aufzuwachen. Ich hoffe, Sie bescheren mir nicht noch mehr Probleme.«
    »Wo ist Criminy?«, grollte ich.
    »Er ist genau hier, natürlich«, antwortete Mr Goodwill. Sein freundliches, verständnisvolles Getue wirkte irgendwie abschreckend auf mich, als sei er ein Priester mit sehr üblen Absichten – was ja irgendwie zutraf.
    Zwei Copper zerrten Criminy herein. Seine Arme waren hinter dem Rücken gefesselt, die Illusion des Rafael Fester war verschwunden, und Criminys eigenes Gesicht sah blass und mitgenommen aus. Unsere Blicke trafen sich, und in seinen Augen stand Verzweiflung, Angst, Trotz und Liebe, alles auf einmal. Sein Mantel mit den vielen magischen Taschen fehlte, und auf seinem zerknitterten Hemd waren Blutflecken. Ich sehnte mich schmerzlich nach dem Trost, ihn berühren zu können, und zerrte an meinen Fesseln.
    »Letitia«, krächzte er. »Egal, was er will, tu es nicht.«
    »Genug von dir«, meinte Goodwill leichthin. Er zog ein weißes Taschentuch aus seiner Westentasche und stopfte es Criminy in den Mund, der daraufhin würgte.
    »Nun, dann wollen wir mal ein kleines Pläuschchen halten, ja?«, wandte sich der alte Mann mir zu. »Mr Stain, wollen Sie sich uns nicht anschließen?«
    Er zeigte auf den Schaukelstuhl, und die Copper setzten ihn unsanft hinein und fesselten ihn mit einem Seil um den Brustkorb. Er wehrte sich nur schwach, als sei etwas mit ihm nicht in Ordnung, das ich aber nicht sehen konnte.
    »Miss Scowl, nun brauche ich das Medaillon«, erklärte Mr. Goodwill, und sie zog widerstrebend die Kette über ihren Kopf und ließ sie in den Handschuh des alten Mannes fallen. Daraufhin nahm er das gefälschte Medaillon vom Tisch neben mir und warf es ihr zu. Sie fing es mit einem spöttischen Grinsen auf und wischte es an ihrem Ärmel ab.
    »Rubin bleibt Rubin, und fair bleibt fair«, meinte sie und machte einen Knicks. »Und vergessen Sie nicht, ihr Körper gehört mir – danach.«
    »Ich würde doch nie unsere Vereinbarung vergessen, Miss Scowl.« Er lachte leise. »Und jetzt

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