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Blutmale

Blutmale

Titel: Blutmale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tess Gerritsen
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eifersüchtig macht.
    Sie berührte seine Wange. »Reden wir nicht mehr von ihm. Er ist nicht wichtig. Komm, lass mich deinen Mantel nehmen.«
    Immer noch machte er keine Anstalten, ihn aufzuknöpfen. Da erst begriff sie.
    »Du bleibst heute Nacht nicht bei mir«, sagte sie.
    Er seufzte. »Ich kann nicht. Es tut mir leid.«
    »Warum bist du dann gekommen?«
    »Ich sagte dir doch, ich habe mir Sorgen gemacht. Ich wollte mich vergewissern, dass er dich sicher nach Hause gebracht hat.«
    »Und du kannst nicht bleiben, auch nicht für ein paar Stunden?«
    »Ich wünschte, ich könnte es. Aber sie haben mich in letzter Minute gebeten, an einer Konferenz in Providence teilzunehmen. Ich muss heute Abend noch hinfahren.«
    Sie. Maura hatte keinen Anspruch auf ihn. Die Kirche bestimmte über sein Leben - natürlich. Er gehörte ihr .
    Er schlang die Arme um sie, und sie spürte seinen warmen Atem in den Haaren. »Lass uns mal zusammen irgendwo hinfahren«, murmelte er. »Ein bisschen raus aus der Stadt.«
    Wo niemand uns kennt.
    Während er zu seinem Wagen ging, stand sie in der offenen Tür und ließ die eisige Luft an sich vorbei ins Haus strömen. Auch nachdem er gefahren war, blieb sie noch auf der Schwelle stehen, ohne auf den bitterkalten Wind zu achten. Es war die gerechte Strafe dafür, dass sie ihn begehrte. Das war es, was seine Kirche von ihnen verlangte. Getrennte Betten, getrennte Leben. Konnte der Teufel selbst grausamer sein?
    Wenn ich Satan meine Seele verkaufen könnte, um deine Liebe zu gewinnen, ich glaube, ich würde es tun.

30
    Cora Bongers lehnte sich mit ihrem ganzen nicht unbeträchtlichen Gewicht gegen die Stalltür, worauf diese mit einem ge quälten Quietschen aufglitt. Aus dem dunklen Inneren drang das nervöse Meckern von Ziegen, und ein schwerer Geruch nach feuchtem Stroh und dicht zusammengedrängten Tieren stieg Jane in die Nase.
    »Ich weiß nicht, wie viel Sie bei dem Licht erkennen können«, sagte Mrs. Bongers und leuchtete mit ihrer Taschenlampe in den Stall. »Schade, dass ich Ihre Nachricht nicht früher gekriegt habe, dann hätten wir's uns bei Tageslicht anschauen können.«
    Jane schaltete ihre eigene Taschenlampe ein. »Das dürfte schon reichen. Ich will nur die Schnitzereien sehen, falls sie noch da sind.«
    »O ja, sie sind noch da. Mein Mann, der hat sich ja jedes Mal furchtbar aufgeregt, wenn er hier reinkam und sie gesehen hat. Ich hab ihm immer gesagt, er soll sie doch einfach übermalen, weil ich wollte, dass die Schimpferei endlich auf hört. Aber er hat gemeint, das würde ihn nur noch wütender machen, wenn er einen Stall von innen streichen müsste. Das wäre ja wie Schöner Wohnen für die Ziegen.« Mrs. Bon gers trat ein und stapfte mit ihren schweren Stiefeln über den strohbedeckten Lehmboden. Schon die paar Schritte vom Haus hierher hatten sie außer Atem gebracht, und sie schnaufte vernehmlich, als sie stehen blieb, um ihre Taschenlampe auf einen hölzernen Verschlag zu richten. Ein Dutzend Ziegen drängte sich darin zu einem unruhigen Pulk zusammen. »Sie vermissen ihn immer noch, die Viecher. Sicher, Eben hat sich alle naselang beklagt, wie viel Arbeit das ist, sie jeden Morgen zu melken. Aber er hat seine Mädels wirklich geliebt. Sechs Monate ist er jetzt tot, und sie haben sich noch immer nicht dran gewöhnt, von jemand anders gemolken zu werden.« Sie klinkte die Tür des Verschlags auf und blickte sich zu Jane um, die zurückgeblieben war. »Sie haben doch keine Angst vor Ziegen, oder?«
    »Müssen wir unbedingt da reingehen?«
    »Ach, die tun Ihnen nichts. Passen Sie nur auf Ihren Mantel auf. Sie knabbern gerne an allem herum.«
    Schön brav sein, ihr Ziegen , dachte Jane, als sie in den Verschlag trat und das Gatter hinter sich schloss. Nicht an der Polizistin rumkauen. Vorsichtig bahnte sie sich einen Weg durch das Stroh und versuchte, ihre Schuhe dabei nicht zu ruinieren. Die Tiere beobachteten sie mit kalten, seelenlosen Blicken. Das letzte Mal, dass sie einer Ziege so nahe gekommen war, musste dieser Schulausflug zum Streichelzoo gewesen sein, als sie in der zweiten Klasse war. Sie hatte die Ziege angestarrt, die Ziege hatte sie angestarrt, und im nächsten Moment hatte sie flach auf dem Rücken gelegen, und ihre Klassenkameraden hatten schallend gelacht. Sie traute den Viechern nicht, und das beruhte offenbar auf Gegenseitigkeit - die Tiere hielten gehörigen Abstand, als sie ihren Verschlag durchquerte.
    »Hier«, sagte Mrs. Bongers und richtete ihre

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