Blutmord (Ein Paula Franz und Max Dörner Krimi)
in Ihnen selbst. Das können nur Sie selbst herausfinden, Frau Franz. Vielleicht ist es gar nicht so schlecht, dass Sie eine Affäre mit einer anderen Frau hatten oder vielleicht auch weiterhin haben werden. Manchmal müssen alte Muster aufgebrochen und Dinge ausgesprochen werden, damit sich etwas ändert. Menschen neigen dazu, Dinge einfach unter den Teppich zu kehren und jahrelang weiterlaufen zu lassen, weil sie zu ängstlich oder zu bequem sind, etwas zu ändern. Beziehungen sind harte Arbeit, man sollte die Beziehung nicht einfach so nebenher laufen lassen und sich denken, das wird schon wieder. Ich gebe Ihnen einen Ratschlag, Frau Franz, nehmen Sie sich die Zeit, bewusst ohne Anne und auch ohne die andere Frau. Alleine oder mit jemandem, dem Sie vertrauen, dem Sie die ganzen Dinge erzählen können. Entscheiden müssen letztendlich Sie selber, aber wenn man alles erzählen und laut aussprechen kann, wird einem manchmal einiges bewusst und es werden einem die Augen geöffnet. Nehmen Sie sich zwei, drei Tage eine Auszeit und fahren zum Beispiel weg, raus aus der gewohnten Umgebung. Am besten an einen Ort, der Sie nicht an Anne erinnert. Und dann entscheiden Sie für sich ganz alleine, ob die Beziehung zu Anne für Sie noch Bestand haben kann und soll, ob es sich lohnt darum zu kämpfen, aktiv, was auch Schmerz und Arbeit bedeutet. Vielleicht sogar eine Trennung, denn es kann sein, dass Anne die Beziehung nicht weiter fortführen möchte. Aber Sie müssen das unabhängig von Anne und vor allem unabhängig von der anderen Frau entscheiden. Nach dieser Entscheidung können Sie über die andere Frau nachdenken.“ Die Psychologin lächelte Paula aufmunternd an. „Wir sehen uns regulär in einer Woche, ja? Ich bin mir sicher, dass Sie bis dahin schon viel klarer sehen. Nehmen Sie sich die Zeit für sich selbst, das ist oft das Allerwichtigste.“ Mit diesen Worten erhob sich die Psychologin.
Kapitel 31
Einige Tage später war Paula abends bei Marie Krenz zum Abendessen verabredet. Sie freute sich auf den Abend. Sie wollte diesen Abend einfach genießen. Ihre private Situation lähmte Paula und ließ fast keinen anderen Gedanken zu. Zugleich stockte die Ermittlung im Fall Kate Dreyer. Max und Paula hatten keinerlei neue Erkenntnisse hinzugewonnen. Max hatte sich erneut im Tennisverein umgehört, sie hatten gemeinsam die Diskos der Umgebung besucht und nach Kate gefragt und Paula hatte sich nochmals mit dem Schul-Psychologen unterhalten. Alles ohne Erfolg. Herr Meindel erschien Paula zwar nach wie vor verdächtig, doch Paula hatte das Gefühl, als würde er etwas ganz anderes verbergen. Etwas, das nichts mit Kate Dreyer zu tun hatte. Max und Paula waren ratlos.
Umso mehr freute sich Paula auf einen Abend abseits der aktuellen Ermittlung. Zugleich wollte sie zumindest für einen Abend Anne und Johanna vergessen. Vielleicht konnte sie währenddessen noch einige weitere Informationen über Kate Dreyer erfahren. Vielleicht würde Maries Tochter Lara gemeinsam mit ihnen essen. Paula stand nun vor der Tür und klingelte, nach einigen Minuten wurde die Tür geöffnet. Neben Marie stand ein Junge. Paula schätzte ihn auf siebzehn, achtzehn Jahre. Er sah Paula an und blickte sofort unangenehm berührt zur Seite.
Marie lachte nun, nahm Paula in den Arm und begrüßte sie. „Paula, ich freue mich wirklich, dass du da bist. Wie schön. Jetzt machen wir zwei uns einen schönen gemütlichen Abend.“ Mit diesen Worten schob Marie den jungen Mann fast aus der Tür. „Das ist Jan, ein Mitschüler von Kate“, stellte Marie ihn vor.
Verlegen streckte er Paula die Hand hin und sah zur Seite - zu Marie.
„Dann haben wir uns bestimmt schon einmal gesehen, oder? Ich war ja schon zwei Mal bei euch in der Klasse.“ Paula zog die Augenbrauen hoch, musterte ihn und versuchte sich an ihn zu erinnern.
Er nickte und brummte „Hm.“
„Hast du Kate gut gekannt?“
Jetzt schüttelte er nur seinen Kopf und vermied jeden Blickkontakt mit der Polizistin. Er wirkt linkisch, dachte Paula. Verlegen. Vermutlich schüchterte ihn die Polizei ein. In dem Alter fühlt sich vermutlich jeder unwohl in Gegenwart der Polizei. Daher machte ihn vielleicht schon der Anblick der Polizei nervös. Mit zusammengezogenen Schultern stand er vor ihr und wartete förmlich darauf, endlich aus der Tür treten zu können. Er wippte nervös mit dem Bein und trat von einem Fuß auf den anderen. Plötzlich richtete er das Wort direkt an Paula: „Hat die Polizei denn
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