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Blutnetz

Blutnetz

Titel: Blutnetz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Justin Scott
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bekam einen drängenden Unterton. »Diskretion bedeutet Überleben. Niederlagen und Siege sollten in aller Stille und aus der Distanz betrachtet werden.«
    Um seine eigene Haut zu retten - und aus wer weiß welchen anderen Motiven noch war Kenta bereit, das Superhirn zu verraten. Wie Abbington-Westlake, der ebenfalls zum Verrat bereit war, an diesem Tisch so spöttisch erklärt hatte: »Willkommen in der Welt der Spionage, Mr Bell.«
    »Wie kann und sollte ich Ihnen vertrauen?«
    »Ich nenne Ihnen zwei Gründe, weshalb Sie sich auf mich verlassen können. Erstens, ich habe Sie nicht getötet, dabei hätte ich es tun können. Einverstanden?«
    »Sie hätten es versuchen können.«
    »Zweitens, nehmen Sie meine Pistole. Ich reiche sie Ihnen unter dem Tisch. Tun Sie, was Sie wollen.«
    Er reichte Bell die Pistole mit dem Griff zuerst.
    »Ist sie gesichert?«, fragte Bell.
    »Jetzt ist sie es, da sie auf mich gerichtet ist«, erwiderte Yamamoto Kenta. »Und nun werde ich aufstehen. Mit Ihrer Erlaubnis.«
    Kenta erhob sich. Bell sagte: »Ich würde Ihnen noch mehr vertrauen, wenn Sie mir die zweite Pistole übergeben, die in Ihrer Seitentasche steckt.«
    Yamamoto Kenta lächelte knapp. »Sie haben scharfe Augen, Mr Bell. Aber um die angebotene Ware liefern zu können, werde ich sie vielleicht brauchen.«
    »In diesem Fall«, sagte Bell, »nehmen Sie diese wieder zurück.«
    »Ich danke Ihnen.«
    »Gute Jagd.«
    Spät am gleichen Abend traf Yamamoto Kenta mit dem Spion in dessen Lagerhaus im Hafen von Alexandria, Virginia, zusammen. »Ihr Plan, die Große Weiße Flotte vor Marc Island anzugreifen«, begann er mit der formellen, gemessenen Ausdrucksweise eines Diplomaten, »liegt nicht im Interesse meiner Regierung.«
    Es regnete seit zwei Tagen, und der Potomac River schwoll an, gespeist von den Wassermassen aus Tausenden von Quadratmeilen von Maryland, Virginia, West Virginia, Pennsylvania und Washington, D.C. Die mächtige Strömung ließ den Fußboden erzittern. Der Regen trommelte auf das altersschwache Dach. Tropfen fielen in einen Soldatenhelm, der umgedreht auf dem Schreibtisch des Spions lag, zerplatzten auf dem altertümlichen Suchscheinwerfer hinter ihm und rannen an der Linse herab.
    Der Spion konnte seine Verblüffung nicht verbergen. »Wie haben Sie das herausgefunden?«
    Yamamoto Kenta lächelte ein wenig herablassend. »Vielleicht dank meiner natürlichen Begabung fürs Spionieren und eines Scharfsinns und einer Selbstkontrolle, wie man sie im Westen nirgendwo antreffen kann‹.« Sein Lächeln gefror, als er die Lippen so fest zusammenpresste, dass sich die Umrisse seiner Schneidezähne durchdrückten. »Ich werde es nicht zulassen«, fuhr der Japaner fort. »Sie treiben genau zum falschen Zeitpunkt einen Keil zwischen Japan und die Vereinigten Staaten.«
    »Der Keil ist bereits in Bewegung«, sagte der Spion nachsichtig.
    »Welcher Nutzen sollte sich daraus ergeben?«
    »Das kommt ganz auf den Standpunkt an. Aus deutscher Sieht würde ein Konflikt zwischen Japan und den Vereinigten Staaten gewisse Möglichkeiten im Pazifik eröffnen. Und Großbritannien würde sich gewiss auch nicht beschweren, wenn die US Navy gezwungen werden würde, ihre Schlachtschiffe vor der Westküste in Stellung zu bringen. Vielleicht wittern sie sogar eine Chance, Westindien zurückzuerobern.«
    »Aber Japan hätte nichts davon.«
    »Ich habe deutsche und englische Freunde, die bereit sind, mich für die soeben skizzierte Entwicklung zu bezahlen.«
    »Sie sind ja noch übler, als ich angenommen habe.«
    Der Spion lachte. »Verstehen Sie nicht? Das internationale Marine-Wettrüsten bietet ungeahnte Möglichkeiten. Man muss nur auch den Mut haben, sie zu nutzen. Die rivalisierenden Nationen werden jeden Preis bezahlen, um sich gegenseitig aufzuhalten. Ich bin nichts anderes als ein Händler auf einem Verkäufermarkt.«
    »Sie hetzen beide Seiten gegeneinander, um sich einen Profit zu verschaffen.«
    Der Spion lachte lauter. »Sie unterschätzen mich, Yamamoto. Ich hetze alle Parteien gegeneinander und verdiene dabei ein Vermögen. Was würde es mich kosten, um Sie aus dem Spiel aussteigen zu lassen?«
    »Ich bin nicht käuflich.«
    »Oh, ich vergaß. Sie sind ein Patriot.« Beiläufig griff er nach einem dicken schwarzen Handtuch, das über die Armlehne seines Sessels drapiert war. »Ein Gentleman-Spion mit hohen moralischen Ansprüchen. Aber ein Gentleman-Spion ist wie eine Pistole, die Schreckschusspatronen verschießt - gut

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