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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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emporgeschnellt kam und sich nur widerwillig zurückdrängen ließ, kannte er nicht von sich. Sogar seine Hände hatten sich unbemerkt zu Fäusten geballt! Rasch entspannte er sie.
    »Dann machen wir das morgen«, entschied Justine und trug Eugen auf, sie wieder ins Hotel zu bringen, nicht ohne ihm mit zuckersüßem Gesicht ein paar Dinge auf Französisch zu sagen, die sich zwar allesamt nett anhörten, aber Saskias Meinung nach mit Sicherheit die schlimmsten Verwünschungen waren, die man sich vorstellen konnte. »Wir chartern uns ein Boot und fahren zum Kloster, sobald die Sonne aufgeht.«
    Die Rückfahrt verlief in tiefem Schweigen, jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Im Radio dudelte Musik, eine merkwürdige Mischung aus russischer Folklore und asiatischen Tönen; Eugen erklärte unaufgefordert, es sei etwas Mongolisches, das in den hiesigen Charts ganz weit oben stünde.
    Will nutzte die Internet-Funktion seines Handys, weil er wissen wollte, ob es Neuigkeiten über den Vorfall in der Villa gab. Es dauerte ewig, bis er einen Zugang über einen internationalen Anbieter gefunden hatte und die Informationen abrufen konnte. Saskia sah auf das Display und las mit. »Sag, dass das nicht wahr ist!«, rief sie.
    Justine drehte sich erstaunt um. »Was ist los?«
    »Hier steht, dass in Hamburg vierzehn Polizisten an der Pest erkrankt sind.«
    »La peste?« Justine lachte auf. »Das ist nicht dein Ernst!«
    Saskia hatte Schwierigkeiten, sich zu beruhigen. »Was ist, wenn das die Männer sind, die in der Villa nach Spuren gesucht haben?«
    »Reg dich nicht auf«, winkte Justine ab. »Es gibt doch sicher ein Medikament dagegen. Will schüttelte den Kopf. »Zwei Männer sind schon gestorben. Es ist eine sehr ungewöhnliche Art der Pest, ein... mutierter Erreger, vermuten die Ärzte, die die Proben untersucht haben.« Justine runzelte die Stirn. »Das ist allerdings ungewöhnlich ... oder vielleicht auch nicht.« Sie sah Will an. »Was ist, wenn es kein mutierter Erreger ist, sondern ein sehr, sehr alter? Einer, wie er zuletzt im alten Venedig gewütet hat?«
    Will wurde bleich. »Willst du damit sagen, dass ich etwas damit zu tun habe?« »Sicher nicht!«, sagte Saskia schnell. »Aber es wäre eine Erklärung dafür, warum es dich immer wieder dorthin zieht.«
    »Soll ich mich deswegen jetzt besser fühlen?«, blaffte er sie an; sofort tat es ihm leid. »Das ist alles so verwirrend«, versuchte er sich zu entschuldigen.
    »Und dabei geht die Party gerade erst los ...«, murmelte Justine.
    Eugen stoppte den Wagen vor dem Red Star und ließ sie aussteigen, nachdem er versprochen hatte, sie am nächsten Morgen um neun Uhr abzuholen. Während Will und Saskia vorgingen, blieb Justine auf der Fahrerseite stehen und redete mit dem Russen, bevor sie ihnen folgte. Als das Taxi anfuhr, fragte Will: »Hast du dich für dein Benehmen ihm gegenüber entschuldigt?« Justine lachte. »Keine Sorge, ich bin nicht krank!« Dann wurde sie schnell wieder ernst. »Ich habe mit ihm gesprochen und ihn ermahnt, auf sich achtzugeben.«
    »Aber hast du nicht gesagt, dass wir uns nicht einmischen sollen?«, fragte Will. »Ich habe gesagt, dass du "dich nicht einmischen sollst.« Sie lächelte böse. »Das ist ein entscheidender Unterschied.«
    »Was hat er denn gesagt?«, wollte Saskia wissen.
    »Dass er nicht weiß, was ich meine, und er auch keinerlei Schulden bei jemandem hätte. Aber ich sah in seinen Augen, dass ich recht habe. Er steht bei jemandem in der Kreide - und er hat Angst.« Justine drehte eine Visitenkarte zwischen ihren Fingern.
    »Was hast du dir von ihm geben lassen?« Will schob Saskia durch den Eingang, damit sie endlich dem klirrenden Frost entkamen.
    »Die Nummer der Taxizentrale, bei der er arbeitet«, antwortete sie ruhig. »Ich glaube nicht, dass wir ihn morgen noch einmal sehen. Dem Schicksal entkommt man nicht.« Saskia nahm sich im Vorbeigehen einen Apfel aus der Schale vom Tresen, und sie fuhren mit dem Fahrstuhl nach oben. Ihnen stand eine kurze Nacht bevor.
    Die beiden Frauen teilten sich ein Zimmer, Will schlief nebenan. Die Verbindungstür zwischen ihnen hatten sie öffnen lassen, so dass keiner wirklich allein blieb.
    Saskia verschwand zuerst im kleinen Bad, putzte sich die Zähne und betrachtete sich dabei in den verspiegelten Türen des Toilettenschranks.
    Sie besaß die nötige Disziplin, um die Gabe zu beherrschen, sonst wäre sie niemals beim Fechten so weit gekommen. Sie konnte Gegenstände öffnen, sie

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