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Blutrausch

Blutrausch

Titel: Blutrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlie Huston
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Zivil, die Dealer hochnehmen wollen. Drück ab, und sie sind in null Komma nichts zur Stelle. Die kassieren dich sofort ein. Natürlich nur, wenn du Glück hast und die Enklave grade nicht in der Nähe ist. Die warten nämlich nur drauf, dass du Ärger machst.
    – Halt verdammt noch mal die Fresse.
    – Scheiße, Tom. Warum machst du dir nicht mal die Mühe und legst dir einen Plan zurecht? Einen guten Plan, meine ich.
    – Halt verdammt noch mal die Fresse.
    – Weißt du, wie dich Terry hinter deinem Rücken nennt?
    – Halt!
    – Schlappschwanz.
    – Deine!
    – Ich dachte, das tut er, weil du immer so schnell ausflippst.
    – Scheiß!
    – Aber vielleicht weiß er auch etwas, das ich nicht weiß.
    – Fresse!
    – Wenn du verstehst, was ich meine.
    Er versteht’s.
    Er stürmt um die Motorhaube des Lieferwagens herum, wobei er die Pistole in eine Tasche seiner Armeejacke stopft. Mit fliegenden schmutzig blonden Dreadlocks kommt er auf mich zu.
    – Dafür prügel’ ich die Scheiße aus dir raus. Weiß Gott, ich hab deine Scheißvisage schon einmal in der Mangel gehabt.
    Stimmt. Damals hat er mich ziemlich übel erwischt. Seitdem habe ich eine Lücke zwischen zwei Backenzähnen, wo mal ein dritter Zahn war. Den hat er ausgeschlagen. Mann, war ich sauer. Mit erhobener Faust kommt er auf mich zu. Ich lasse zu, dass er mich im Genick packt, reiße an seinem Kragen und ziehe ihn zu mir ran, damit er denkt, ich hätte Lust auf eine Rauferei. Dann ziehe ich mit der freien Hand die .32er, die in meinem Hosenbund steckt. Leider war Tom zu blöd, um mich abzutasten, als er die Gelegenheit dazu hatte. Während er versucht, seine Hände um meine Kehle zu legen, presse ich den Lauf gegen seinen Oberschenkel und drücke ab.
    Der Schuss wird durch unsere Körper gedämpft, aber die Leute, die stehen geblieben sind, um unsere kleine Auseinandersetzung zu beobachten, entscheiden sich spontan dafür, schnell weiterzugehen. Tom fällt zu Boden und drückt mit beiden Händen auf das Loch in seinem Bein. Ich drehe mich um und laufe zügig wieder zur Sixth zurück. Dort mische ich mich unter die anderen Passanten und lausche auf das Geräusch herbeieilender Schritte, die darauf hindeuten, dass tatsächlich einige Drogenfahnder im Park unterwegs waren.
    Ich gebe mir nicht die Mühe, mich nach Tom umzudrehen. Inzwischen wird er sich wieder aufgerappelt haben, aber mit dem Loch im Bein wird er mich wohl kaum verfolgen. Stattdessen humpelt er vermutlich so schnell er kann auf Society-Territorium und zu seinen Partisanen und hofft, dass keine Cops in der Nähe sind. Wenn er mal die Grenze überschritten hat, ist ganz sicher auch ein Unterschlupf in der Nähe, das Versteck, in das er mich eigentlich hatte schleppen wollen.
    Ich laufe am Basketballplatz vorbei und die Treppe zur U-Bahn-Station West Ecke 4th hinunter. Hoffentlich haben sie Tom nicht erwischt. Dass ich ihn angeschossen habe, könnte gerade noch so durchgehen. Aber wenn sie ihn einsperren, könnte ich genauso gut mit der U-Bahn bis zur Endstation fahren und von dort immer geradeaus weitermarschieren, bis ich von der verdammten Insel falle.
     
    Es ist kurz nach sechs. Die U-Bahn ist rappelvoll. Die Pendler, die sich in den Gängen aneinanderquetschen, beäugen neidisch die Pendler, die sich auf den Sitzplätzen aneinanderquetschen. Ich bahne mir einen Weg durch die Masse aus Körpern, die sich immer vor den Türen drängt, und entdecke endlich einen Platz mit etwas mehr Ellbogenfreiheit im hinteren Teil des letzten Wagens. Als die Bahn losfährt, werden alle ordentlich durchgeschüttelt.
    Bis zur 14th sind es nur ein paar Minuten. Ein paar Leute steigen aus, um ihre Anschlusszüge zu bekommen, aber noch viel mehr steigen ein und quetschen sich noch enger zusammen. Aus dem Lautsprecher dringt Rauschen, als der Fahrer die Leute auffordert, die Türen nicht zu blockieren. Dann geht es endlich weiter. Über die Grenze und ins Gebiet der Koalition.
    Ich rage etwas über die Menge hinaus und nutze diesen Vorteil, um die Gesichter zu studieren. Ich wittere nichts Verdächtiges. Nur die abgestandene Luft und den Schweiß, der sich langsam unter den Wintermänteln der Fahrgäste sammelt. Sollte sich ein Renfield der Koalition an Bord befinden, ist augenblicklich nichts von ihm zu sehen. Aber richtig gefährlich wird es ohnehin erst ab der 34th, der ersten Haltestelle auf Koalitionsboden.
    Die Bahn fährt ohne anzuhalten durch die kleine Haltestelle auf der 23rd. Irgendwo in der Mitte

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