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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeaniene Frost
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das nicht unterstützen?«
    Er sah mich durchdringend und unverwandt an, seine Augen klare dunkle Tümpel von brauner Farbe. Dann zuckte er mit den Schultern. »Wie du meinst.«
    Plötzlich stand er vor mir. Ich hatte nicht einmal blinzeln können, so schnell war er gewesen.
    »Du kannst gut zielen. Davon konnte ich mich letzte Nacht überzeugen, als du mir deinen Kreuzdolch entgegengeschleudert hast. Ein bisschen tiefer, dann hätte ich mir jetzt die Radieschen von unten ansehen können.« Er grinste, als fände er die Vorstellung lustig. »Wir werden an deiner Schnelligkeit und Treffsicherheit arbeiten. Aus der Entfernung zu töten ist ungefährlicher für dich. Im Nahkampf bist du viel zu leicht verwundbar.«
    Er packte mich bei den Oberarmen. Ich versuchte, mich von ihm loszumachen, doch er hielt mich fest. Eisenstangen hätten eher nachgegeben.
    »Deine Körperkraft lässt stark zu wünschen übrig. Du bist stärker als ein männlicher Sterblicher, aber wohl so schwach wie der schwächste Vampir. Daran müssen wir auch arbeiten. Du bist auch viel zu steif, und die Beinarbeit vernachlässigst du im Kampf komplett. Deine Beine sind nützliche Waffen, und so sollten sie auch eingesetzt werden. Was deine Schnelligkeit betrifft... damit ist es wohl hoffnungslos. Aber wir versuchen es trotzdem. Meiner Ansicht nach bist du in ungefähr sechs Wochen einsatzbereit. Ja, fünf Wochen hartes Training, und eine Woche lang kümmern wir uns um dein Äußeres.«
    »Mein Äußeres?«, rief ich empört. Wie konnte ein Toter es wagen, mein Aussehen zu kritisieren. »Was stimmt damit nicht?«
    Bones lächelte gönnerhaft. »Oh, so furchtbar schlimm ist es nicht, aber ein paar Änderungen müssen schon sein, bevor wir dich losschicken können.«
    »Du...«
    »Immerhin haben wir es auf ein paar große Fische abgesehen, Süße. Ausgebeulte Jeans und mittelmäßiges Aussehen bringen's da nicht. Und sexy kannst du ja wohl nicht mal buchstabieren.«
    »Bei Gott, dich werde ich...«
    »Halt die Luft an. Wolltest du nicht deine Mutter anrufen? Komm mit. Mein Handy ist hinten.«
    Im Geist ließ ich seinen gefesselten und hilflosen Leib zahllose Folterqualen erleiden, in Wahrheit aber biss ich mir auf die Zunge und folgte ihm tiefer in die Höhle hinein.
     

Kapitel 4
    Hartes Training. So bezeichnete er die brutalen, qualvollen, lebensgefährlichen Torturen, die nicht einmal das Militär seinen zähesten Truppen zugemutet hätte.
    Bones jagte mich in einem Tempo durch den Wald, bei dem selbst ein Auto nicht hätte mithalten können. Ich stolperte über umgestürzte Baumstämme, Felsbrocken, Wurzeln und Bodenvertiefungen, bis ich so erschöpft war, dass ich mich nicht einmal mehr übergeben konnte. Auch Bewusstlosigkeit entband mich nicht von meiner Pflicht. Er kippte mir einfach so lange Eiswasser ins Gesicht, bis ich wieder zu mir kam. Ich übte Messerwerfen, bis meine Fingerknöchel rissig wurden und bluteten. Seine Reaktion ? Er warf mir ungerührt eine Tube Neosporin zu und ermahnte mich, nichts davon auf die Handflächen zu reiben, weil ich sonst die Messer nicht mehr richtig festhalten könne. Seine Vorstellung von Gewichtheben? Er ließ mich wieder und wieder Felsbrocken stemmen, deren Größe und Gewicht er allmählich erhöhte. Und ich musste die Abhänge in der Höhle mit großen Steinbrocken auf dem Rücken hinaufklettern.
    Nach einer Woche warf ich die ganzen Gewichte ab und weigerte mich weiterzumachen, indem ich ihm klipp und klar mitteilte, dass ich mich mit Freuden für den Tod entschieden hätte, wäre mir klar gewesen, was er mit mir vorhatte.
    Bones lächelte mich einfach mit gebleckten Fangzähnen an und befahl mir, ihm den Beweis zu erbringen. Da es ihm anscheinend ernst war, schnallte ich mir alles wieder um und trabte müde weiter.
    Doch die mit Abstand schlimmsten Qualen stand ich in seiner Nähe aus. Er machte Dehnungsübungen mit mir, bis mir Tränen über das Gesicht liefen, wobei er immer wieder meine Unbeweglichkeit tadelte. Im Nahkampf dann schlug er mich so gründlich k.o., dass alles Eiswasser der Welt mich nicht wieder zu Bewusstsein bringen konnte. Als ich wieder zu mir kam, schmeckte mein Mund nach Blut, und danach ging alles wieder von vorn los. Zu sagen, ich stellte mir in jeder einzelnen Sekunde vor, wie ich ihn umbringen würde, wäre eine Untertreibung gewesen. Doch ich wurde besser, mir blieb nichts anderes übrig. Bei Bones hieß es Fortschritte machen oder sterben.
    Erste Anzeichen gesteigerter

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