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Blutrote Lilien

Blutrote Lilien

Titel: Blutrote Lilien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathleen Weise
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der Erzieher gestanden, aber im Grunde genommen hatte ich über mich selbst bestimmt. Manons Warnungen bei unserer Abreise aus Chantilly, dass das Protokoll am Hof sehr viel strenger sei, hatte ich ignoriert.
    Etwas anderes machte mir außerdem zu schaffen. Sämtliche Versuche, mit Henri über den Herzog d’Épernon oder Auguste Bonfour zu reden, scheiterten, da Henri mit mir nicht darüber sprechen wollte, mit wem er seine Zeit verbrachte. Das hielt ihn jedoch nicht davon ab, mir Vorschriften zu machen. Wenn ich versuchte, von seiner Frau Jeanne etwas zu erfahren, beendete sie das Gespräch hastig und sah traurig zur Seite. Henri früheres freundliches Naturell verschwand immer mehr hinter einer Maske der Sturheit. Zwischen uns tat sich ein Graben auf, der von Tag zu Tag größer wurde.
     
    Und wie vieles Schöne besaßen auch diese Zusammentreffen mit dem König ihre Schattenseiten. Sophie sah ich nur noch selten. Erst nach einer ganzen Woche kam ich dazu, ihr von den wunderlichen Dingen zu berichten, die mir der König gezeigt hatte. Gemeinsam waren wir nach Paris hineingefahren, um bei einer Schneiderin eine zweite Anprobe durchführen zu lassen, während Manon die Gelegenheit nutzte, Besorgungen zu erledigen. Inzwischen hatte sie sich nämlich an die Stadt gewöhnt, auch wenn sie ihre Begeisterung dafür hinter einer Tirade von Beschwerden verbarg, die längst niemand mehr ernst nahm.
    In der Tat dauerte die Anprobe Stunden, weil sich die alte Schneiderin immer wieder beim Abstecken vertat, bis ihre Schwiegertochter mit hochrotem Gesicht die Arbeit übernahm. Nun, da ich so viel Zeit mit dem König verbrachte, bestand Vater darauf, dass die Aufstockung meiner Garderobe schneller voranging.
    »Die Leute werden dich jetzt noch genauer beobachten«, hatte er zu mir gesagt und Manon einen Beutel voller Münzen in die Hand gedrückt, damit sie die Schneiderin bezahlen konnte. Ich bekam neue Röcke aus Samt mit silberbroschiertem Satin, auf dem sich Blumenmuster abwechselten. Hemden aus Seide, in die aufwendige Streifenmuster eingestickt waren, die der König so liebte und die inzwischen so viele Hofdamen trugen, um ihm zu gefallen. Die Knöpfe bestanden aus emailliertem Gold ebenso wie die Mantelringe und Verschlüsse. Ein indigoblaues Kleid mit hellblauem Kronenmuster rundete die Kollektion ab, dennoch hörte die Schneiderin nicht auf, mir weitere Stoffe vorzulegen, von denen einer schöner war als der andere. Die Pracht der Farben machte mich schwindlig, denn noch nie in meinem Leben hatte ich solch kostbare Kleidung gesehen.
    Als wir endlich mit der Anprobe fertig waren, war Manon auf einem Schemel eingeschlafen und draußen hatte bereits die Dämmerung eingesetzt. Der Weg zurück in den Louvre erfolgte in aller Eile und am Tor schalt uns der Gardesoldat, dass wir Glück gehabt hätten, denn sie waren schon dabei, die Tore zu schließen.
    »Nun plustere dich mal nicht so auf, Mann«, erwiderte Manon und reckte sich aus dem Fenster der Kutsche. »Noch sind die Tore ja offen und wir rasch hindurch. Oder willst du etwa unter unseren Röcken nachsehen, wen wir in den Louvre schmuggeln?«
    Der Soldat errötete unter ihrem Spott und winkte die Kutsche durch, ohne sie zu durchsuchen. Hinter vorgehaltener Hand kicherte Manon, bis die Kutsche vor dem Eingang hielt.

- 17 -
     
    Eines Nachmittags ließ der König mich erneut zu sich rufen. Ich fand ihn in einer nachdenklichen Stimmung. Mit zusammengezogenen Brauen und verschränkten Armen saß er vor dem Kamin und trank Rotwein, die Füße in einer Schüssel warmen Wassers. Nachdem ich das Zimmer betreten hatte, stand ich eine Weile stumm an der Tür, bis der König mich zu bemerken schien und mürrisch auf einen Schemel deutete.
    »Es ist kalt heute, nicht wahr? Den Winter in Paris mochte ich nie. Bei uns daheim in Navarra ...« Er sprach den Satz nicht zu Ende, sondern seufzte nur. Gedankenversunken starrte er ins Feuer und dann wieder zu mir. »Ihr habt Euch sicher schon gefragt, wieso ich Euch so oft zu mir bitte.«
    Das hatte ich und bis jetzt war mir eine Antwort immer verschlossen geblieben.
    »Vor vielen Jahren einmal kannte ich eine Frau. Sie war schön wie keine zweite. In ihrer Gegenwart konnte man die Zeit vergessen. Sie hatte blondes Haar und blaue Augen ...« Er verlor sich in Erinnerungen. Erst nach einer Weile fuhr er fort, sein Blick suchte meinen. »Ihr Name war Gabrielle d’Estrées und sie sah Euch sehr ähnlich.«
    Das war es also. Die Erinnerung an

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