Blutrote Sehnsucht
Begegnung war sie nicht auf zärtliche Erforschung aus, sondern wollte ihn in sich haben, hart und heiß, während sein Mund den ihren küsste und sich an ihren Brüsten labte. Sie wollte spüren, wie er in ihr den Höhepunkt erreichte, wie er seine Lust in ihr verströmte, wieder und wieder, als könnte er nicht mehr aufhören. Sie würde nie genug von ihm bekommen. Ann zerrte an seiner Hose, und die Knöpfe sprangen ab. Während sie sie ihm abstreifte, zog Stephan ihr das Hemd über den Kopf. Als er sich mit dem Rücken wieder an den Fels lehnte, ließ sie sich auf seinen Schenkeln nieder, hob die Hüften an und nahm ihn mit einer geschmeidigen Bewegung in sich auf. Ein tief empfundenes Stöhnen entrang sich ihnen, als sie so innig miteinander verbunden waren, wie es zwischen einem Mann und einer Frau nur möglich war.
Die Hände auf seiner Brust, begann Ann, ihre Hüften auf und nieder zu bewegen, zunächst nur langsam, doch dann immer schneller. Stephan keuchte genau wie sie, aber dann biss er sich auf die Lippe, und sie hörte ihn etwas murmeln.
»Wag ja nicht, dich zurückzuhalten, Stephan Sincai!«, flüsterte sie und biss ihn, wenn auch nur ganz sachte, in die Unterlippe. »Du weißt, dass du mich nicht verletzen kannst. Und ich will alles von dir, hörst du?«
Ein Grinsen huschte über sein Gesicht, das jedoch sogleich von einer derartigen Intensität verdrängt wurde, dass Ann auf der Stelle in Flammen hätte aufgehen können. Er schlang die Arme um sie und drückte sie an sich. In perfekter Harmonie miteinander bewegten sie die Hüften, während ihre Lippen sich zu einem leidenschaftlichen Kuss vereinten. Die Flut der Empfindungen, die auf Ann einstürmten, drohte sie zu überwältigen. Der berauschende Kontakt mit Stephans pulsierender Hitze, die Stimulation ihres empfindsamsten Punktes – all das war beinahe unerträglich. Hatte überhaupt einmal jemand derart intensiv empfunden? Ein Mensch ganz sicher nicht.
Dann verdrängte wilde Lust jeden zusammenhängenden Gedanken, und ihre Welt explodierte in Millionen kleiner Stücke. Fragmente von ihr vermischten sich mit dem Licht und der Farbe, die in das Universum hinausschossen. Es war, als stieße jemand anderer die heiseren kleinen Schreie aus, die Ann hörte. Sie spürte Stephans Pulsieren in ihr, als er unkontrollierbar stöhnte. Wieder und wieder bäumten sie sich miteinander auf und erschauerten im Rhythmus des unbändigen Lebens in ihnen. Nach einer kleinen Ewigkeit, wie ihr schien, verspürte Ann ein Ziehen in ihrem Innersten, und die berauschende Empfindung ließ ganz allmählich wieder nach. Erschöpft sank sie an Stephans auf und ab wogende Brust, und er zog sie in die Arme.
Immer noch aufs Innigste mit ihm verbunden, blieb sie wohlig ermattet auf ihm liegen, bis sie langsam wieder ruhiger atmete. Sie dachte an nichts, aber dann kamen ihr plötzlich die Tränen. Stephan hob sie sanft von sich herunter und nahm sie in den Arm, doch merkwürdigerweise schien er nicht überrascht zu sein vom Ansturm ihrer Gefühle.
»Psst«, flüsterte er. »Ich weiß, Liebste. Ich weiß ...«
»Es war ... so schön«, stammelte sie. »Ich fühlte mich ... dir so nahe.«
»Blut ist Leben«, flüsterte er an ihrem Haar, und damit schien alles gesagt zu sein.
Aber Moment ... Er schrieb alles, was sie fühlte, dem Gefährten zu? Ihre Empfindungen waren zweifellos stärker gewesen als beim ersten Mal, doch dies alles ihrem neuen Zustand zuzuschreiben, erschien ihr zu leicht, zu abwertend. Es war nicht nur der Drang zu leben. Der Liebesakt mit Stephan war so wundervoll, weil sie ihn liebte und weil sie sich von ihm wiedergeliebt fühlte. Das musste er erkennen und anerkennen.
»Ich liebe dich, Stephan«, gestand sie leise.
Stephan zog sie noch fester an sich, aber er sagte nicht, dass er sie auch liebte.
Ann löste sich aus seiner Umarmung und stützte sich auf einen Ellbogen, um ihm besorgt und prüfend ins Gesicht zu blicken.
Er schluckte, was kein gutes Zeichen war, und seine Lippen verzogen sich zu einem kleinen, etwas abschätzigen Lächeln. »Ich ... ich weiß, wie es mit der ersten Liebe ist, Ann. Ich war auch Beatrix’ erste Liebe. Die erste ist aber nicht immer die klügste oder wahrste Liebe. Selbst Beatrix musste irgendwann zugeben, dass sie aufgehört hatte, mich zu lieben.«
Ann fühlte Empörung in sich aufsteigen. »Aber deine Liebe zu ihr war auch erkaltet!«
Stephan warf ihr einen scharfen Blick zu, als wollte er protestieren. Doch dann
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