Blutschande
Sonntagnachmittag gemacht haben. Akribisch Stunde um Stunde. Und auch, mit wem sie gesprochen haben. Liv und Max, kümmert ihr euch darum.«
Liv sah zu Max hinüber, der sie anlächelte. Wunderbar, das passt, dachte Roland. Er kommt mit ihr zurecht.
»Unter Cecilies Nägeln sind Seifenreste gefunden worden, was darauf hindeutet, dass der Täter ihre Nägel nach der Tat gereinigt hat, vermutlich weil sie ihn in ihrem Todeskampf am Hals oder im Gesicht gekratzt hat. Der Täter ist stark und sehr berechnend, aber ihre Fingernägel haben vermutlich deutliche Spuren bei ihm hinterlassen. Achtet darauf, wenn ihr Verhöre führt. Wir untersuchen im Moment, wo im Ort die entsprechende Seifenmarke verkauft wird. Vermutlich ist das eine Sackgasse, da viele in der Stadt diese Seife gekauft haben können. Ich kümmere mich selbst darum. Und dann hat man bei Cecilie auch noch eine kleine Porzellanfigur gefunden. Einen kleinen – tja, am ehesten könnte man das wohl als einen kleinen, bissigen Hund bezeichnen.«
Roland reichte ein Bild des wütenden Hundes herum.
Vereinzeltes Kichern war zu hören.
»Verdammt, der sieht wirklich grimmig aus«, platzte Max Motor hervor.
»Lacht nur, aber das könnte wirklich eine Spur sein, ich fahre damit heute selbst noch zu einem Antiquitätenhändler.«
Roland machte eine Pause und nahm das Bild wieder entgegen.
»Das Letzte, was bei der Obduktion herauskam, war die Tatsache, dass Cecilies Hände erst nach ihrem Tod gefesselt worden sind. Besonders interessant ist aber die Art und Weise, wie der Täter sie gefesselt hat. Für uns bedeutet das, dass wir einen alten Fall wieder öffnen müssen, einen Fall, bei dem der Täter die gleiche Handschrift hatte, und den Svendsen und ich zur Genüge kennen. Vor zwölf Jahren verschwand ein Mädchen in Cecilies Alter, Kathrine Reinholdt. Auch sie stammte aus Espergærde. Sie war auf dem Rückweg vom Espergærde Reitcenter. Drei Tage später fand man sie tot an eine Laterne gefesselt in Næstved, vergewaltigt und misshandelt. Dieser Fall hat damals ganz Seeland erschüttert. Zwei Jahre später geschah es wieder. Eine junge Reiterin aus einem Dorf in der Nähe von Næstved verschwand und tauchte drei Tage später im Nachbarort wieder auf, an einen Baum gefesselt, misshandelt und vergewaltigt. In beiden Fällen waren die Hände der Mädchen mit zwei halben Schlägen vor dem Körper gefesselt.«
»Wie bei Cecilie?«, fragte Max.
»Genau wie bei Cecilie. Deshalb ist das ja so interessant.«
»Aber wir haben den doch eingebuchtet«, sagte Svendsen. »Ist der denn schon wieder draußen?«
»Nein, der sitzt noch. Ich habe eben mit dem Gefängnis telefoniert. Die bringen ihn her, damit wir schnellstmöglich mit ihm reden können. Ich kümmere mich selbst darum«, sagte er und hängte ein Foto des Mannes neben die Bilder der anderen Verdächtigen.
»Kent Levin«, sagte er und zeigte auf das Foto.
»Kann er im Freigang gewesen sein?«
»Das ist wahrscheinlich«, antwortete Roland.
»Vielleicht habt ihr damals ja den Falschen eingebuchtet«, schlug Miroslav vor, doch Svendsen widersprach ihm sofort aufs Schärfste.
»Natürlich war der das. Er wurde an beiden Tatorten gleich von mehreren Zeugen gesehen. Außerdem hatte er ein Seil im Auto, das mit dem übereinstimmte, mit dem die Opfer gefesselt worden waren, und einen Golfschläger, mit dem er sie niedergeschlagen hat.«
»War denn die DNA der Opfer an dem Golfschläger?«
»Damals war man noch nicht so weit mit der Sicherung von DNA-Material«, sagte Roland. »Weshalb wir nichts gefunden haben.«
»Nee, wir haben die hier genutzt«, sagte Svendsen und deutete auf seine Nase.
»Dann könntet ihr damals prinzipiell doch auch den Falschen festgenommen haben«, wiederholte Miroslav.
Svendsen hob an, um noch einmal zu protestieren, wurde von Roland aber gebremst.
»Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Er hat nie gestanden. Wir müssen noch einmal mit ihm reden. Aber Liv, du hast dir die Seile angesehen, die in den drei Fällen benutzt worden sind?«
»Ja«, sagte sie und beugte sich vor, während sie ihre platinblonden Haare entwirrte. »Und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Seile, die bei den ersten beiden Fällen benutzt worden sind, nicht ganz mit dem übereinstimmen, das jetzt zur Anwendung kam. Sie stammten zwar von einem Boot, es handelte sich aber nicht um eine Schot wie in Cecilies Fall.«
»Was war es dann?«
Liv blätterte durch ihren Block und fand ihre Notizen.
»Also, es
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