Blutschande
gibt einen kleinen Unterschied, aber ...«
»Jedes Detail ist wichtig«, unterbrach Carsten Svendsen und erntete einen zurechtweisenden Blick von Anette.
»Lass das Mädchen doch ausreden, Carsten«, sagte sie lehrerinnenhaft.
»Mein Gott, ich wollte doch nur ein bisschen Leben in unser Gespräch bringen.«
»Das war noch nicht mal witzig«, sagte Anette.
»Red weiter, Liv«, bat Roland nur.
»Also, das erste Mädchen aus Espergærde und das aus Næstved wurden beide mit vor dem Körper gefesselten Händen gefunden. Das Seil, das damals benutzt wurde, war aber aus Polypropylen und Polyethylen. Das sind die billigsten Taue. Gut geeignet für Vertäuungen oder Schleppleinen, weil dieses Material schwimmt. Für Schote wird es nicht benutzt, weil es elastischer ist als Polyester. In Cecilies Fall wurde aber ein Seil aus Polyester benutzt, wie man es häufig an Deck von Segelbooten als Schote findet. Beide Seiltypen haben gemeinsam, dass sie kaum elastisch sind, also so gut wie nicht nachgeben, was praktisch ist, wenn man jemanden so fesseln will, dass er nicht freikommen kann.«
»Ich habe den Unterschied zwischen diesen Seilen noch nicht ganz verstanden«, sagte Miroslav.
»Das Seil, mit dem Cecilie gefesselt worden ist, sah aus wie eine Spillschot, während die beiden anderen mit einem Seil gefesselt wurden, das eher wie ein Fall aussah. So steht es im Bericht«, sagte Liv und sah zu Roland hinüber. »Wobei ich den genauen Unterschied auch nicht wirklich kenne.«
»Sag mal, du bist doch von hier, oder? Sind deine Eltern nicht gesegelt?«, fragte er.
»Als ich noch ziemlich klein war, ist mein Vater mal Boot gefahren, aber nur, wenn hinten ein Motor war, gesegelt ist er nie.«
Per Roland warf Liv einen mitleidigen Blick zu.
»Das tut mir leid. Was wir daraus aber ableiten können, ist, dass beide Seiltypen von einem Boot stammen. Wir haben es allem Anschein nach also mit jemandem zu tun, der segelt. Vermutlich ein routinierter Wassersportler, der seine Knoten kennt.«
»Das trifft sicher für die Hälfte der Stadt zu«, sagte Miroslav frustriert.
»Korrekt«, unterbrach Anette ihn. »Und damit nicht genug. Wir haben es mit einem organisierten, gut vorbereiteten Täter zu tun. Diese Seile lagen nicht zufällig da rum, als er seine Opfer überfallen hat. Die hat er von zu Hause mitgenommen. Das war alles bis ins letzte Detail geplant.«
Anette goss sich Kaffee nach und sah dabei, dass auch Rolands Tasse leer war. Sie schenkte ihm nach und erhielt als Dank ein Lächeln. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, fuhr er fort.
»Lange Lind? Was hast du zu erzählen?«
»Der Fundort der Leiche wird noch untersucht. Wir haben aber inzwischen die Schuhmarke desjenigen, der das Fahrrad unten zur Mole geschoben hat. Es handelt sich um einen Schuh Größe 44 der Marke Prada.«
»Nicht gerade ein Allerweltsschuh«, sagte Roland.
»Eine ziemlich teure Sache«, sagte Liv und offenbarte ein heimliches Interesse für Mode. »Der Kronzprinz soll solche Schuhe tragen.«
»Dann haben wir es also mit einem Reichen zu tun, der segelt und teure Schuhe trägt«, unterbrach Miroslav sie in gewohnt skeptischer Manier. »Davon gibt es hier in der Gegend ja kaum welche.«
»Einen gibt es auf jeden Fall«, sagte Roland und zeigte auf das Bild von Erik Adelskov, das sie neben Hans Schultheiss oben an die Tafel geheftet hatten. Dann verband er die beiden mit einem Strich. »Der eine sagt während des Verhörs, dass wir uns den anderen mal näher anschauen sollten. Was verbindet die beiden?«
»Sie mögen beide kleine Kinder«, sagte Max.
Roland nickte.
»Nach meinem Gespräch mit Adelskov unten im Hafen habe ich das Gefühl, dass Max recht hat. Aber das kann nicht alles sein. Warum sollte Schultheiss unsere Aufmerksamkeit auf Adelskov lenken?«
Max zuckte mit den Schultern.
»Um von sich selbst abzulenken?«
Jetzt zuckte Roland mit den Schultern.
»Vielleicht, aber würde das nicht dazu führen, dass wir nur noch tiefer im pädophilen Milieu Nordseelands graben würden? Dadurch würden sein Leben und sein Handeln doch nur noch unsicherer werden, oder nicht?«
»So weit denkt er nicht, wenn du mich fragst.«
»Vielleicht, vielleicht auch nicht.«
Roland schwieg und starrte auf die Bilder. Dann wandte er sich wieder zu seinen Leuten um. »Sonst noch etwas? Liv? Du hast Schultheiss doch verhört? Was hast du für ein Gefühl?«
»Jetzt, da der Tatzeitpunkt auf Sonntagabend vorgerutscht ist, hat er kein Alibi mehr. Er
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