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Blutschande

Titel: Blutschande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Therese Philpsen
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sagte er und hielt sich das Handy ans Ohr. Nach einem kurzen Gespräch legte er auf und sah in die Runde.
    »Das war der Wachhabende. Die Junge-Larsens sind heute Morgen wieder aufgetaucht, und ich habe eine Streife rausgeschickt, um sie zu holen und zum Krankenhaus zu fahren. Der Wagen ist jetzt unterwegs. Liv und Max, ihr fahrt mit mir dorthin. Es ist langsam an der Zeit, dass sie uns erklären, wer das gefundene Mädchen ist, außerdem kann Liv sich dann das Loch in ihrem Kopf behandeln lassen.«

30
     
    Vor dem Haupteingang des Krankenhauses von Helsingør wartete bereits eine größere Schar von Journalisten mit Diktiergeräten und Notizblöcken, samt einigen großgewachsenen Männern mit Kameras auf der Schulter. Roland parkte hinter dem Ü-Wagen von TV2, aus dem immer live gesendet wurde. Max öffnete Liv die Autotür und reichte ihr die Hand, sie ließ sich aber nicht helfen, sondern stieg selbst aus. Das Blut war auf ihrem Kopf angetrocknet und klebte wie eine harte Kruste in den blonden Haaren. Auf dem Weg zum Eingang wurden sie gleich von den Journalisten und ihren Fotografen bestürmt, die sie mit Fragen und Blitzlichtern bombardierten.
    »Geht ihr rein, damit sich jemand um Livs Kopf kümmern kann, ich halte die hier so lange auf«, sagte Roland.
    Liv und Max nickten und schoben sich rasch an den Journalisten vorbei. Nur einer rannte ihnen nach und fragte nach Livs Verletzung, wurde aber brüsk von ihr abgefertigt. Die anderen feuerten ihre Fragen auf Roland ab.
    »Sind Sie gekommen, um sich Cecilies Doppelgängerin anzusehen?«
    »Stimmt es, dass es sich um Cecilies Schwester handelt?«
    »Wo ist sie all die Jahre gewesen? Haben ihre Eltern sie eingesperrt?«
    »Wie sieht es mit einer Pressekonferenz aus? Wann erfahren wir endlich etwas Konkretes?«
    »Haben Sie Cecilies Mörder gefunden?«
    Die meisten Fragen blieben unbeantwortet oder wurden mit den Antworten »dazu kann ich mich jetzt noch nicht äußern« oder »das werden die Ermittlungen zeigen« abgewürgt. Die Journalisten gaben aber nicht auf, obgleich sich nun auch Per Roland in Bewegung setzte.
    »Haben Sie einen Verdächtigen verhaftet?«
    »Was ist mit Kent Levin?«
    Roland blieb stehen. Der junge Mann, der die letzte Frage gestellt hatte, kam vom Ekstra Bladet . Er hielt Roland ein Handy vors Gesicht. Viele der Journalisten nutzten ihre Telefone als Diktiergeräte. »Er ist doch damals 1998 wegen der Morde an den beiden Mädchen verurteilt worden, die auf die gleiche Weise gefesselt waren wie Cecilie Junge-Larsen, nicht wahr?«, fragte der junge Journalist. »Haben Sie mit ihm gesprochen?«
    »Er sitzt im Vestre Gefängnis«, sagte Roland und hoffte, den Journalisten mit diesem Kommentar zum Schweigen zu bringen. Es durften jetzt keine Spekulationen aufkommen, andererseits war es vermutlich bereits zu spät, denn was er auch erwiderte, das Gesicht von Kent Levin würde morgen auf den Titelseiten prangen, begleitet von der Frage, ob wieder ein Serienmörder während des Hafturlaubs einen Mord begangen hatte.
    Roland ging mit schnellen Schritten zum Haupteingang und stellte sich von Angesicht zu Angesicht mit den Kameras vor den Schwingtüren auf.
    »Eine Pressekonferenz ist derzeit nicht geplant«, sagte er dann. »Wir haben im Cecilie Junge-Larsen Fall noch keinen dringend Tatverdächtigen, wohl aber eine Reihe von Verdächtigen.«
    »Was ist mit Mette Berendsen? War das derselbe Täter?«
    »Wir wissen noch nicht, ob es derselbe Täter war, dazu fehlen noch einige kriminaltechnische Untersuchungen, aber der Gedanke liegt nahe. Auf jeden Fall sind beide Opfer erstickt worden. Das kleine Mädchen, das hier im Krankenhaus liegt, ist Cecilies Zwillingsschwester, aber wir wissen noch nicht, wo sie bisher gelebt hat. Darauf werden wir hoffentlich bei der für später geplanten Vernehmung der Eltern eine Antwort erhalten. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, ich muss meine Arbeit tun«, sagte er und verschwand zum Ärger der Journalisten durch die Schwingtüren nach drinnen.
    »Cecilies Eltern werden vernommen?«, riefen sie ihm hinterher.
    »Wie geht es dem kleinen Mädchen?«
    Roland ließ die Fragen im Raum stehen und stürmte zum Aufzug. Dann fuhr er in den 3. Stock hinauf, wo er den Arzt vom Tag zuvor begrüßte.
    »Wie geht es ihr?«, fragte Roland.
    Der Arzt lächelte.
    »Gut. Ihr Zustand ist noch immer stabil.«
    »Ist sie wach?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf.
    »Leider nein. Sie müssen mit der Befragung noch ein bisschen

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