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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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hier sind!«
    Joe hörte schweigend zu. Erneut machten sich Wut und Verzweiflung in ihm breit.
    »Melinda Strickland, diese Wahnsinnige, hat sich nicht mal auf den von mir vorgeschlagenen Kompromiss eingelassen, am Samstag anzugreifen. Und wissen Sie, warum? Weil sie nicht am Wochenende arbeiten will, hat sie gesagt! Ist das denn zu glauben? Sie bringt nur während der Bürozeit Leute um! Sie hätten sie heute Morgen erleben sollen – unfassbar! Sie saß in Decken eingemummt auf dem Rücksitz einer Raupe, als ginge es auf eine Schlittenfahrt! Und sie hat wieder ihren Hund dabei. Sie ist verrückt – genau wie Munker. Ich verabscheue diesen Einsatz. Genau wie diese Stadt. Und den verdammten Schnee!«
    Joe legte wortlos auf.
    Während er einige Stunden zuvor die Timberline Road runtergerast war, war die Kolonne aus Schneeraupen und Motorschlitten auf der Bighorn Road in die Berge und zum Lager
gerumpelt. Er hatte nicht nur den zurückkehrenden Cargill verpasst, sondern auch das Angriffsteam auf dem Weg zum Zeltplatz! Er schlug mit der Hand auf den Küchentresen und brachte die Kaffeemaschine zum Tanzen.
    Dann öffnete er die Haustür und trat auf die Veranda. Nate sah ihn und ließ das Seitenfenster herunter.
    »Sie sind schon auf dem Weg zum Lager«, sagte Joe ausdruckslos.
    Sollte diese Nachricht bei Nate Besorgnis ausgelöst haben, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    »Nate, schauen Sie bitte nach, ob Spud seine Brieftasche dabeihat. Ich brauche einen Ausweis von ihm, um Munker und Strickland zu beweisen, dass wir ihn tatsächlich geschnappt haben.«
    Nate nickte. »Werden wir versuchen, sie vom Einsatz abzuhalten? «
    »Ich werde es versuchen«, erwiderte Joe. »Sie genießen bei diesen Leuten noch weniger Glaubwürdigkeit als ich. Sie bringen Cargill zur Bezirksverwaltung und hinter Schloss und Riegel. Fragen Sie einfach nach Tony Portenson. Ich habe eben mit ihm telefoniert; er ist im Gebäude.«
    Plötzlich gab es ein Handgemenge im Führerhaus. Spud versuchte, Nate bewusstlos zu schlagen. Nates Kopf schnellte von einem Schlag zurück. Doch statt panisch zu reagieren, gab Nate Joe mit einer Handbewegung zu verstehen, dass alles in Ordnung sei, schloss das Fenster und wandte sich Cargill zu.
    Joe war verblüfft.

    »Jagdaufseher?«, ertönte B.J. Cobbs Stimme von drinnen.
    Joe drehte sich um, in der Annahme, der Pfarrer werde ihn bitten, die Tür zu schließen.

    »Das müssen Sie sich ansehen«, sagte Cobb mit eisiger Stimme.
    Joe trat ins Haus und folgte ihm durchs gesteckt volle Wohnzimmer an den PC. Der Pfarrer setzte sich vor eine E-Mail von Wade Brockius.
    Ihr Betreff lautete: Sie sind da.
    Die Nachricht selbst war kurz:
     
    Sie haben uns umzingelt. Hilf uns, Liebster.
     
    Joe wollte fragen, warum in der Mail »Liebster« stand, als von draußen ein Schrei hereindrang, der ihm durch Mark und Bein ging.

    Joe eilte aus dem Haus, schloss die Tür und schaute sich um. Nate saß nicht mehr im Pick-up, sondern rieb sich die Hände mit Schnee sauber.
    »Was war das?«
    Nate wies in Joes Wagen, wo Spud Cargill sich die Hände an die Ohren presste. Seine Augen waren aufgerissen, und sein Mund stand offen, was Joe an das Gemälde von Edvard Munch denken ließ. Und jetzt schrie er erneut.
    »Ich hab seine Brieftasche, aber das reicht nicht«, sagte Nate. »Munker würde bloß denken, Sie hätten sie bei ihm zu Hause oder in seiner Werkstatt gefunden.«
    Oh nein, dachte Joe. »Nate …«
    Romanowski streckte ihm die Hand entgegen. »Deshalb hab ich Ihnen sein Ohr besorgt.«

32
    Joe kochte vor Zorn, als er seine Schrotflinte auf dem Parkplatz bei der Kirche mit Gummiseilen ans Heck des Schlittens schnallte. Er konnte nicht fassen, dass sich das Angriffsteam bei diesem Wetter auf den Weg gemacht hatte, und er war wütend darüber, so viele Stunden damit vergeudet zu haben, Spud den Berg hoch, runter und schließlich dorthin nachgejagt zu sein, woher er gekommen war.
    Nate schlug vor, Joe zum Lager zu begleiten. »Gut möglich, dass Sie mich brauchen.«
    Noch immer schockiert darüber, Spuds Ohr in der Tasche zu haben, knurrte Joe ihn an: »Sie haben ihn verstümmelt!«
    »Wenn Sie erst darüber nachgedacht haben, werden Sie merken, dass das eine gute Idee war. Immerhin haben Sie das Ohr eingesteckt, oder?«, gab Nate zurück. »Der Mistkerl hat’s verdient. Denken Sie daran, was er in diesem Tal losgetreten hat.«
    Joe atmete tief ein und sammelte sich. Nate hatte Recht, doch die ganze Episode – sein

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