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Blutschnee

Blutschnee

Titel: Blutschnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Box
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Fernseher zu.
    Er ging vorn raus und musste kräftig gegen die Haustür drücken, um eine kleine Schneewehe wegzuschieben. Es war bitterkalt. Der Wind war so stark, dass seine Haut sofort schmerzte, und Flockenkristalle reizten seine Augen. Er zog sich die Mütze über die Ohren und stapfte ums Haus herum in den Hinterhof. Seine Stiefel sanken tief in den nur oberflächlich verharschten Schnee ein, und Joe hatte das Gefühl, wie Frankensteins Monster einherzuschlurfen.
    Das Zimmer der Mädchen befand sich im Erdgeschoss. Aprils und Lucys Etagenbett stand an der Wand beim Fenster, Sheridans Bett neben der Tür. Von frischen Hundespuren und einem gelben Fleck abgesehen, den Maxine hinterlassen hatte, wirkte der Hof unberührt. Er ging zur hinteren Veranda und blinzelte im Wind, um sich den Schnee unterm Fenster genau anzuschauen.
    Alles war weiß in weiß, und die Flocken, die ihm in die Augen wehten, machten es noch schwerer, etwas zu sehen.
    Doch sie waren da – zwei gerade noch sichtbare Abdrücke unterm Fenster, kaum größer als die von Kinderstiefeln. Jedenfalls glaubte er, sie zu erkennen. Bei dem Neuschnee, der die Abdrücke füllte, und dem Wind, der ihre Ränder verschliff, war schwer zu sagen, ob es sich wirklich um Stiefelspuren handelte. Der Wind ließ den Schnee wie Wasser über den Zaun strömen und durch den Hof kriechen.

    Joe hielt inne und schloss die Augen. Er hoffte, er würde klarer sehen, wenn er sie wieder aufschlug.
    Als er die Lider öffnete, waren die Abdrücke immer noch da. Irgendwie jedenfalls. Um sich vor Aprils Fenster zu stellen, hätte Jeannie Keeley das Vordertor öffnen und um das dunkle Haus herumgehen müssen. Er wusste, dass es in der Nacht furchtbar kalt gewesen war. Und sollte sie es getan haben, so musste es nach Marybeths Heimkehr von der Totenfeier für Lamar Gardiner und Missys Fahrt in die Stadt und vor Missys Rückkehr von der Silvesterparty geschehen sein. Joe überlegte, wann April ihre Mutter zu sehen geglaubt hatte, doch ihm war klar, dass sie wohl kaum auf die Zeit geachtet hatte. Und er wollte April durch diese Frage nicht weiter beunruhigen.
    Sein Fotoapparat lag im Beweissicherungskoffer, und der lag in seinem Pick-up. Also stapfte er in seinen Spuren vors Haus zurück, um ihn zu holen. Beweise, dass April verfolgt wurde, ließen sich vor Gericht bei einer Sorgerechtsverhandlung immerhin ins Feld führen. Als er erneut hinters Haus marschierte, fragte er sich, ob der Auslöser bei dieser Kälte funktionieren würde. Fotografieren im Schnee war immer schwierig.
    Doch es war sowieso egal: Als er zurückkehrte, waren die Spuren vor dem Fenster – falls es sie je gegeben hatte – unter dem Schnee, der sich über den Boden schlängelte, verschwunden.

    Als er den Schnee von den Stiefeln stampfte, kam Marybeth in die Umkleide.
    »Und?«, fragte sie.
    Joe zuckte schniefend die Achseln. »Vielleicht. Schwer zu sagen.«

    Ein Schauder schien Marybeth zu überlaufen, doch Joe glaubte nicht, dass das auf die Kälte zurückzuführen war.

    Am Nachmittag kämpfte Joe sich mit seinem Pick-up durch die Schneewehen auf der Schotterpiste zu Romanowskis Haus am Fluss. Auf der Ladefläche lagen plattgefahrene Eselhasen, die er von der Landstraße aufgesammelt hatte, und zwei Fasane aus der Tiefkühltruhe. Der Wind trieb den Schnee wie eine Flutwelle über die Büsche und raubte Joe die Sicht auf Romanowskis Haus und den Stall.
    Am Ufer stoppte er. Die Wucht des Sturms riss ihm die Tür glatt aus der Hand. Er bückte sich gegen Wind und Schnee, drückte sich den Hut auf den Kopf, trug den Jutesack mit den Hasen und Fasanen zum Fluss und deponierte die Kadaver zwischen großen, runden Ufersteinen, damit sie nicht weggeweht wurden. Dabei hielt er vergeblich nach Nates Raubvögeln Ausschau. Falls sie am Himmel kreisten oder ihn vom Rand der Klippe aus beobachteten, so konnte er sie nicht sehen.
    Als er zurückfuhr und seine Finger langsam wieder warm wurden, hoffte er, dass die Vögel noch in der Nähe des Hauses waren und finden würden, was er ihnen gebracht hatte.
    Damit hatte er jedenfalls einer von Romanowskis Bitten entsprochen. Nun wird es Zeit, auch an der Erfüllung der zweiten Bitte zu arbeiten, dachte er. Immerhin weiß ich nun mehr. Ich weiß, dass Nate die Wahrheit gesagt hat.

15
    Am nächsten Morgen rief ein Rancher bei Joe an und klagte, Wapitis hätten seinen Zaun umgestoßen und fräßen das Heu, das als Wintervorrat für seine Rinder gedacht war. Als Joe zur Ranch

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