Blutschuld (Krieg der Magier) (German Edition)
verständnislos aufriss, und zog, ganz langsam dieses Mal, das Band aus dem Geist heraus. Und ganz ohne Widerstand, als hinge das Band einfach so in der Luft, folgte es meinem Griff, löste sich von seinem Besitzer und sauste in meinen eigenen Bauch.
Mir wurde dieses Mal nicht übel, mir wurde nicht schwindelig, es wurde mir auch nicht Schwarz vor den Augen. Ich verspürte lediglich eine kleine kribbelnde Sensation am ganzen Körper und das sofortige Verständnis dafür, was geschehen war. Ich hatte soeben eine neue Kraft erlangt, und ich wusste auch welche. Und obendrein gefiel das ganze sowohl mir, als auch der kleinen Stimme in mir. Macht! Ich hatte soeben ein kleines bisschen Macht errungen. Doch ich brauchte noch mehr, sehr viel mehr, würde ich meinen Freunden helfen wollen.
Ich sah, wie sich der Geist des deutschen Soldaten vor mir aufzulösen begann, durchsichtiger wurde, und dann auf einmal ganz verschwunden war. Hatte ich den Geist vernichtet, erlöst oder in die Hölle geschickt? Ich wusste es nicht, und streng genommen war es mir auch egal. Ich sah auf meine rechte Hand hinab, betrachtete sie während ich die Finger zu einer Faust ballte, und spürte meine neue Kraft. Oh ja, das würde sehr praktisch sein. Davon brauchte ich mehr. Und so wandte ich mich dem russischen Geist zu, beziehungsweise dem Luftwirbel in dem sich der Geist befinden hätte sollen, doch der Geist war fort. Hatte ich durch das Vernichten des anderen Geistes den Fluch der beiden gelöst? War der Russe nun frei?
Auch das war mir eigentlich ziemlich egal. Das einzige was zählte war, dass ich mehr Macht benötigte. Und kaum hatte ich diesen Gedanken innerlich formuliert spürte ich, dass sich eine weitere magische Quelle in meiner Nähe befand, weiter in der Richtung in die ich zuvor gegangen war, weg von der Hütte in der sich die Maria und die anderen Blutmagier befanden. Was war das für eine seltsame magische Quelle? Ich hatte so etwas noch nie gespürt. Doch hatte ich zuvor Magie auf diese Art überhaupt jemals gespürt? Nein, das war mir natürlich neu, und doch fühlte es sich so vertraut an, so gewohnt...und vor allem...so richtig.
20
Das Buch, welches Juliano Setps ehemaliger Meister, James, in den Händen gehalten hatte als er diesen gestört hatte, hatte sich leider als absolut unbrauchbar erwiesen. Es handelte sich dabei lediglich um Geschichten mit zweifelhaftem Wahrheitsgehalt über den Krieg der Vampire gegen die Magier. Das große Mysterium dieses Krieges bestand bereits darin, dass niemand Setp jemals hatte sagen können wann der Krieg denn stattgefunden hatte. Er hatte viele Theorien gehört, doch keine die wirklich sattelfest gewesen wäre. Zudem unterschieden sich die Geschichten äußerst stark. In manchen Versionen hatten die Magier die Vampire fast ausgerottet und dann versagt den letzten Schlag zu platzieren, in einer anderen Version hatten die Vampire die Magier vernichtend geschlagen und dann ihrerseits vergessen oder versäumt den Todesstoß anzusetzen. Was war nun wahr? Was war Mythos? Und wieso gab es in manchen Versionen einen König der Vampire, den letzten wie es geheißen hatte, und in manchen kam nichts dergleichen vor?
Generell handelte es sich bei dem König der Vampire eigentlich um eine Geschichte, die nicht vielen Magiern bekannt war, und die noch weniger glaubten. Nach der Begegnung mit dem Endmagier und den anderen Gestalten sah Setp dies etwas anders. Offensichtlich gab es eine Art Hierarchie unter den Vampiren. Ob es ein Oberhaupt oder mehrere gab war eigentlich auch egal. Begannen die Vampire koordiniert zu handeln könnte dies ernste Probleme bedeuten. Doch hatten die Vampire nicht längst begonnen dies zu tun? Wie sonst hätte man Avalon mit Vampiren angreifen können? Wie sonst erklärten sich die Geschehnisse in Berlin? Doch warum war der angebliche König der Vampire, jener der sich selbst Van Helsing nannte, bereit die Jagd auf Bloody Mary zu unterstützen? Es war klar, dass Mary mit Dämonen in Verbindung stand und nun eine Mischung aus Magierin und Vampirin war. Und der Angriff auf Avalon, bei dem die heiligste Reliquie der Magier, ja vielleicht aller Christen, der heilige Gral, geraubt worden war, war von Vampiren und mindestens einem Dämon in Kooperation ausgeführt worden.
Etwas Großes ging vor sich, und von dem vermeintlichen Untergang der Welt wollte Setp noch gar nicht mal anfangen. Was also, obendrauf auf all das Chaos das ohnehin bereits herrschte, hatte sein
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