Blutsdaemmerung - Licht Und Schatten
wiederzufinden.
"Tut mir leid, aber ich habe keine Ahnung wovon du sprichst." erwiderte ich so gelassen wie möglich und zog die Schultern nach oben.
Jetzt bekam ihr Gesicht einen verwunderten Ausdruck, der sich aber prompt wieder verfinsterte.
"Ehrlich? Du weißt von gar nichts?! Sieht ihr ja ähnlich, erst verleugnet sie mich und dann macht sie auch noch ein riesen Geheimnis daraus um ihre perfekte Familie nicht zu zerstören." Sie klang verbittert.
Ich konnte ihren Aussagen immer noch nicht folgen.
Warum zum Teufel konnte ich nicht hören was sie jetzt dachte, das hätte die Sache wesentlich einfacher gemacht. Es schien, als würde mir eine schwierige menschliche Konversation bevorstehen.
"Warum...ähm begleitest du mich nicht in die Cafeteria? Eine Freundin wartet dort auf mich und dann könntest du mir die Sache in aller Ruhe erklären." schlug ich vor und lächelte aufmunternd.
Da schien ihr Ärger urplötzlich zu verfliegen und sie erwiderte mein Lächeln kurz.
"Es scheint dich also wirklich zu interessieren? Na gut, aber du musst wissen, danach wird vielleicht nichts mehr so sein wie vorher." erklärte sie ernst.
Wie oft hatte ich diesen Satz im letzten dreiviertel Jahr gehört, ich hatte so langsam das Gefühl - ganz gleich was es auch war - mich konnte nichts mehr so leicht schocken. Wir liefen schweigend nebeneinander in die Cafeteria. Valentina saß schon an einem der Tische und winkte mir zu.
Sie lächelte, doch als wir näher kamen gefror ihr fröhlicher Gesichtsausdruck und sie starrte uns ungläubig an.
"Tamara... wie ich sehe hast du schon eine Freundin gefunden." sagte sie honigsüß und mit gespielter Begeisterung.
"Ist schon gut Val, auch ihr ist schon aufgefallen dass etwas nicht stimmt."
Ich nickte mit meinem Kinn in die Richtung des Mädchens dessen Namen ich immer noch nicht kannte und fügte in Gedanken hinzu:
Und zu allem Übel kann ich nicht hören was sie denkt!
Valentina bemühte sich, nicht völlig aus der Fassung zu geraten und setze ihr charmantestes Lächeln auf - das hatte bis jetzt noch bei jedem gewirkt.
"Hallo, ich bin Valentina. Tamara und ich wohnen zusammen."
"Ich bin Caroline, Caroline Young." stellte sie sich höflich vor.
Ich setzte mich zu Valentina an den Tisch. Sie hatte uns schon Tabletts mit Essen als Requisite besorgt.
"Ich hole mir auch schnell etwas zu essen." sagte Caroline und wandte sich zum Gehen. In ihrem menschlichen Tempo würde das ewig dauern und ich wollte endlich ihre Geschichte hören.
"Äh...hier, du kannst meins haben. Ich...bin nicht besonders hungrig." sagte ich schnell und schob ihr mit einem freundlichen Lächeln mein Tablett hin.
"Oh, danke." erwiderte sie und setzte sich, "Und du willst wirklich nichts?"
Ich schüttelte den Kopf und hoffte sie würde endlich erzählen, was sie zu wissen glaubte.
"Also..." setzte ich an, "du wolltest mir etwas sagen?"
Caroline schob sich gerade eine Gabel Spaghetti in den Mund.
"Ach so....ja." sagte sie kauend und schluckte.
"Wie fange ich am besten an...ähm...ich bin erst vor kurzem hierher nach Philadelphia gezogen, um meine leibliche Mutter zu suchen. Die Sache ist die, ich wurde als Baby adoptiert und meine Adoptivmutter erzählte mir davon, als ich achtzehn geworden bin. Für mich stand fest, dass ich meine leibliche Mutter suchen und sie fragen wollte, warum sie mich damals weggegeben hat...."
"Aber was hat das alles mit mir zu tun?" fiel ich ihr ins Wort.
"Hm...also, geboren wurde ich laut Unterlagen als Caroline Goldman."
Als ich meinen Nachnamen hörte, fühlte ich, wie mir urplötzlich der Boden unter den Füßen weggerissen wurde - ich musste mich getäuscht haben, oder hatte sie wirklich Goldman gesagt?
Ich versuchte, mir nichts anmerken zu lassen und lächelte weiterhin verbissen.
"Na ja, ich weiß auch den Namen meiner leiblichen Mutter und...als du vorhin in die Klasse kamst und dich vorgestellt hast...hm...und dann habe ich dein Gesicht gesehen. Ich meine, du bist wirklich wunderschön und diese grünen Augen...kein Vergleich zu mir aber irgendwie habe ich mich in deinen Gesichtszügen erkannt." erklärte sie und stocherte nervös in ihrem Essen herum.
Ich war unfähig mich zu bewegen.
"Wie heißt denn deine leibliche Mutter?" fragte ich gedehnt und klammerte mich an den letzen Strohhalm, dass es vielleicht nur ein dummer Zufall war.
"Cordelia Goldman." antwortete sie. Ich atmete geräuschvoll ein und stütze den Kopf in meine Hände. Valentina sah erst Caroline und dann mich an.
"Wow." Mehr
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