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Blutspuk in Venedig

Blutspuk in Venedig

Titel: Blutspuk in Venedig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Reflexen über das Metall hinweg. Bei anderen Vorgängen strahlte es auch regelrecht auf, das passierte hier nicht. Es war nur die geringe Abgabe der Wärme, die mich mißtrauisch gemacht hatte. Zugleich fragte ich mich, ob ich nicht einer Täuschung erlegen war und die Wärme von meiner Hand stammte.
    Hier war es nicht der Fall, wie ich erfuhr, als ich die rechte Zeigefingerspitze gegen das Metall drückte.
    Es war wärmer als meine Haut.
    Also doch!
    Ich holte tief Luft und war auch jetzt beruhigter, daß mein Kreuz reagiert hatte. Für mich der Beweis, daß ich diesen Weg nicht umsonst gegangen war. Es gab hier etwas, das meinem Kreuz widersprach. Es hielt sich nur versteckt. Demnach lag es einzig und allein an mir, dieses Etwas hervorzulocken.
    Ich wollte und mußte es sehen und schaute auch weiterhin nach vorn, wobei ich nicht umhin konnte, mich genauer mit der Säule zu beschäftigen, die die Verbindung zwischen Fußboden und Decke herstellte. Mein Kreuz hatte reagiert, als ich in ihre Nähe geraten war, und ich konnte mir vorstellen, daß sie etwas mit dem Geheimnis dieses Palazzo zu tun hatte. Die folgenden Schritte setzte ich langsamer und auch vorsichtiger. Ich behielt dabei die Säule unter Kontrolle, aber auch mein Kreuz. Kein Flimmern, kein Blitzen, doch es wurde wärmer. Und das, je näher ich der Säule kam.
    Dort verbarg sich das Rätsel…
    ***
    Längst war die Spannung in mir gestiegen. Die Luft war die gleiche geblieben, ebenso der Geruch, trotzdem hatte sie sich verändert. Sie kam mir schärfer und dichter vor. Es war schlecht zu beschreiben, was ich wahrnahm, aber ich fühlte mich von etwas umgeben, mit dem ich nicht zurechtkam. Ich war der Suchende, während die andere Seite Bescheid wußte.
    Dann hatte ich die Säule erreicht.
    Noch berührte ich sie nicht. Zwischen ihr und mir bestand eine Distanz von etwa einer Armlänge. Erst jetzt fiel mir auf, daß sie schwach bemalt war. Eigentlich zu schwach im Vergleich zu den Fresken an der Decke und den Wänden.
    Ich schaute zu ihnen hin.
    Bewegten sie sich? Bildete ich es mir ein?
    Ein Luftzug erwischte mein Gesicht. Er war warm und kalt zugleich und schien aus der Säule gekommen zu sein.
    Das mußte ich genauer wissen. Welches Geheimnis in ihr steckte, war mir noch unbekannt. Mein Kreuz sollte es herausfinden. Ich wollte die Säule berühren – und, wenn möglich, auch die Formel sprechen, um sie regelrecht zu knacken.
    Mit der oberen Spitze des Kreuzes schuf ich den Kontakt. Die erste Silbe des Aktivierungsspruchs lag mir bereits auf der Zunge, als es passierte.
    Plötzlich hörte ich das Zischen der Säule. Als hätte jemand einen Gashahn aufgedreht. Aber nicht Gas strömte hervor, sondern etwas anderes, das ebenso schlimm war.
    Die Säule flog förmlich auseinander, und einen Augenblick später fauchten die heißen Flammen hervor…
    ***
    Ich hatte unwahrscheinliches Glück gehabt, denn es war mir gelungen, mich mit einem blitzschnellen Sprung nach hinten zu retten, so daß mich die Flammen nicht direkt erwischten, sondern an mir vorbei und hochstrichen wie Glutfinger.
    Ob meine Haare dabei angesengt wurden, war mir egal. Ich lag am Boden und rollte mich herum, wollte dem Feuer entkommen, das sich von seinem Mittelpunkt, der Säule, wie ein gewaltiger Flammenkelch ausbreitete. Mit seinen langen Zungen schlug es bis gegen die Decke, wo es dafür sorgte, daß die frische Farbe der Fresken verkohlte und aus den Gesichtern schreckliche Fratzen wurden.
    Mir war klar, daß sich das Feuer nicht allein auf die Säule beschränken würde. Ich konnte es auch nicht als normalen Brand ansehen. Ich selbst hatte da etwas in Bewegung gesetzt, mit dem ich zurechtkommen mußte. Ich hatte mir selbst eine Falle gestellt, und ich mußte verdammt aufpassen, daß mich die Flammen nicht erwischten.
    Aber nicht nur ich war betroffen. Suko würde auch nach unten eilen müssen, wenn er das Haus verlassen mußte, und er wußte bereits, daß bei mir nicht alles normal ablief, denn ich hörte seine laute Stimme, die aus der oberen Etage herabklang.
    »John, was ist…?«
    »Komm, es brennt!« Ich hatte mich längst wieder auf die Beine gestellt und war zurückgewichen. Nicht weit von der breiten Tür entfernt blieb ich stehen, schaute auf den breiten lodernden Teppich vor mir, der sogar ein dichteres Zentrum besaß, die noch immer brennende Säule. Sie ragte dort wie ein gleißender Arm in die Höhe, grell, beinahe schon weiß. Sie zitterte, zischte und sprühte. Wenn ich

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