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Blutspur des Todes

Blutspur des Todes

Titel: Blutspur des Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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wirklich jede Ecke zu kontrollieren. Für den vorbeifließenden Verkehr waren sie nicht zu sehen. Seit sie hier parkten, war niemand in die Bank hineingegangen oder aus dem Gebäude herausgekommen. Wie lange standen sie hier überhaupt schon? Melanie hatte jedes Zeitgefühl verloren.
    »Gehen wir«, forderte Jared Charlie auf und musste ihm das nicht zweimal sagen.
    Im Rückspiegel sah sie die beiden auf den Eingang zugehen. Sie trommelte nervös mit den Fingern auf das Lenkrad, und ihr Fuß wippte unaufhörlich. Vielleicht hatte Charlie diese Angewohnheit ja von ihr geerbt. Als Jared und Charlie durch die Tür verschwunden waren, wagte sie es, den Eingang für einen Moment aus den Augen zu lassen und ihr Gesicht im Spiegel zu betrachten.
    Sie stellte fest, dass ihre Unterlippe rot und bläulich angelaufen war, weil sie die ganze Zeit daran herumgeknabbert hatte. Sie wollte gerade die Haarsträhne zurückschieben, die unter der Kappe hervorlugte, da hörte sie den ersten Schuss. Gedämpft, aber laut genug, dass sie zusammenzuckte.
    Die nächsten Schüsse folgten dicht aufeinander – drei vielleicht oder vier. Sie war viel zu verdattert, als dass sie auf den Gedanken gekommen wäre, mitzuzählen. Noch bevor sie sich wieder fassen konnte, sah sie im Rückspiegel, wie Jared aus der Bank rannte, dicht gefolgt von Charlie. Sie saß da wie gelähmt, nicht in der Lage, sich zu ihnen umzudrehen. Sie sah nur, wie ihre Gestalten im Spiegel rasch größer wurden, als sie auf den Wagen zuliefen.
    Jared sprang auf den Beifahrersitz. »Fahr! Fahr los! Verdammt, fahr endlich los!«
    »Was war los? Ich habe Schüsse gehört!«
    »Verdammt, nun fahr doch!«
    Charlie hechtete auf den Rücksitz, und sie trat das Gaspedal durch. Sie bemerkte erst, dass die hintere Tür noch offen war, als sie im Rückspiegel sah, wie Charlie halb aus dem Wagen hing und versuchte, sie zu schließen. Instinktiv ging sie vom Gas.
    »Was zum Henker machst du?« schrie Jared sie an, trat auf ihren Fuß und drückte das Gaspedal bis zum Boden durch. Der Wagen schlingerte auf die Zufahrtsstraße. Sie schaffte es, einem Lieferwagen auszuweichen, und erntete wütendes Hupen, als sie das Stoppzeichen überfuhr. Mit einem Mal war sie hellwach. Sie riss den Wagen herum auf die andere Seite.
    Jared wurde gegen die Tür geschleudert, und ihr Fuß war wieder frei.
    »Geradeaus!« Jared wies nach vorn. »Und bei Sapp Brothers fährst du hinten auf den Hof. Da steht ein anderer Wagen, wir müssen diese Kiste hier loswerden.« Sie hatten noch nicht die Kreuzung erreicht, als Melanie eine Sirene hinter sich hörte. Und noch bevor sie den Streifenwagen im Rückspiegel sah, wusste sie, dass er hinter ihnen her war.

15. Kapitel
    16.33 Uhr
    Melanie wünschte sich, endlich aufzuwachen. Das konnte doch alles nur ein verdammter Albtraum sein. Wieso ging das so schnell, was war verdammt noch mal schief gelauten? Das war doch alles nicht wahr.
    Ihr Blick schien zu verschwimmen. Die Straße flog graugrün an ihr vorbei. Sie suchte nach etwas, das sie hätte fixieren können, vergeblich, und auf einmal wurde ihr klar, dass sie es war, die in diesem Tempo durch die Gegend schoss. Das Gefühl, zu schlingern und zu gleiten, als sei der Wagen auf dickem Eis außer Kontrolle geraten, versetzte sie in Panik.
    Jareds Worte pochten wie gedämpfte Hammerschläge an ihr Ohr. »Schneller … drehen«. Nur einzelne Worte durchdrangen das Aufheulen des Motors, das Quietschen der Reifen und das Geräusch, das von hinten kam, als Charlie die Rückbank voll kotzte. Sie riskierte einen Blick in den Rückspiegel, doch er war nicht zu sehen. Sie sah nur rote und blaue Blinklichter und den Kühlergrill des Streifenwagens -
    Haifischzähne, die zubeißen und sie verschlingen wollten.
    Säuerlicher Geruch erfüllte den Wagen, und Melanie spürte ihren Magen rebellieren. Doch es war nicht der Geruch nach Erbrochenem, der ihr Übelkeit verursachte, da war noch etwas anderes, Warmes, Widerliches, fast Süßliches.
    »Fahr zurück zum Highway 50!« schrie Jared. »Verdammt! Nur raus aus diesem Irrgarten.«
    Sie riss das Steuer nach rechts und merkte erst dann, dass das, was sie für eine Kreuzung gehalten hatte, eine Parkplatzzufahrt war.
    »Scheiße!« schrie Jared. »Da vorne! Da vorne rein!«
    Er zeigte auf etwas, das nach einem weiteren Parkplatz aussah. Sie verfehlte die Einfahrt, schoss über den Bordstein, und das Chassis schrammte mit einem elenden Kreischen über den Beton. Jared schrie sie an,

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