Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blutstein

Blutstein

Titel: Blutstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johan Theorin
Vom Netzwerk:
erste
Feuerwehrmann wieder im Türrahmen auf und schüttelte den Kopf. Er hob die Hand. Rückzug! Sie stiegen die Treppe wieder hinab.
    Da wusste Per, dass für jene, die sich noch im Haus befanden, alle
Hoffnung verloren war.
    »Fahren, Pelle?«, sagte Jerry.
    Das war ein verlockender Vorschlag, einfach den Motor zu starten und
nach Öland zu fahren – aber das war natürlich nicht möglich.
    »Nein«, entgegnete Per also. »Wir müssen hier warten.«
    In der Ferne ertönten erneut Sirenen. Ein Rettungswagen bog auf die
Auffahrt und hielt zwischen Pers Saab und den Löschfahrzeugen. Die Sirenen
verstummten, und zwei Rettungssanitäter stiegen aus.
    »Komm mit«, forderte Per seinen Vater auf und half ihm aus dem
Wagen.
    Sie gingen auf den Rettungswagen zu, Per zeigte auf Jerry.
    »Mein Vater hat eine Verletzung am Bauch und am Kopf ... Könnten Sie
sich um ihn kümmern?«
    Die Sanitäter nickten, ohne weitere Fragen zu stellen. Sie öffneten
die hinteren Türen des Wagens, sodass Jerry auf der Liege Platz nehmen konnte.
    Per ging es allmählich besser, er brauchte vor allem viel frische
Luft. Er ließ Jerry bei den Sanitätern und ging zu dem Zaun hinterm Haus.
    Eine Weile stand er nachdenklich davor und starrte auf den
Nadelwald. Dann kletterte er über die Holzpfähle.
    Er hatte die ganze Zeit so sehr auf das brennende Haus geachtet,
dass er nicht bemerkt hatte, dass die Sonne untergegangen war. Es war schon
ziemlich dunkel, ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass es zehn vor sieben war.
    Da fiel ihm ein, dass sein Vater immer zwei Armbanduhren getragen
hatte, eine aus rostfreiem Stahl und eine goldene.
    Der Nadelwald türmte sich vor ihm auf. Per suchte zwischen den
Bäumen nach dem kleinen Pfad und fand ihn nach kurzer Zeit. Es war ein Waldweg,
menschenleer, aber nicht zugewuchert. Er sah ganz deutlich zwei Spurrillen mit
einem Grasstreifen in der Mitte.
    Er bückte sich, der Boden war hart und mit Schottersteinen bedeckt,
aber an einigen Stellen sah er feuchte Lehmflecken, und trotz des schwachen
Dämmerlichts meinte er sogar frische Reifenspuren zu erkennen.
    Per richtete sich wieder auf und folgte dem Waldweg mit den Augen,
der sich zwischen den Bäumen hindurchschlängelte und hinter einer Kurve verschwand.
Wo endete er? Unter Umständen stieß er auf eine Landstraße nördlich von Ryd.
    Ein perfekter Fluchtweg.
    Zehn Minuten später war er zurück auf der Kiesauffahrt. Er lief an
den Löschfahrzeugen vorbei zum Rettungswagen.
    Die Sanitäter hatten Jerrys Wunde versorgt und von getrocknetem Blut
gereinigt. Man konnte deutlich die lange Schnittwunde auf seinem weißen Bauch
sehen.
    »Es sieht aus wie Messerstich«, sagte der eine Sanitäter, während er
den Verband anlegte. »Aber nur oberflächlich, ich vermute, dass das Messer
abgerutscht ist.«
    »Abgerutscht?«, wiederholte Per.
    »Ja, abgerutscht ... Ihr Vater hat Glück gehabt, die Wunde wird in
etwa einer Woche verheilt sein«, sagte der Sanitäter. »Dann gehen Sie zu Ihrem
Hausarzt und bitten ihn, den Verband abzunehmen. Oder Sie machen das einfach
selbst.«
    Per begleitete Jerry zurück zu seinem Wagen.
    Schweigend saßen sie nebeneinander im Auto und starrten auf das
brennende Haus.
    Schließlich brach Per das Schweigen.
    »Ich habe in einem Bett oben im ersten Stock einen Körper liegen
sehen«, sagte er und fügte hinzu: »Zumindest glaube ich, dass es ein
menschlicher Körper war, allerdings konnte ich kaum etwas sehen in all dem
Rauch ... aber ich habe auch einen Schrei gehört.«
    Er seufzte und lehnte sich zurück. Er musste an das geöffnete
Fenster denken. Wer hatte es geöffnet?
    Sein Vater murmelte etwas, aber seine Worte waren unverständlich.
    »Was?«, fragte Per. »Was hast du gesagt?«
    »Markus Lukas«, wiederholte Jerry.
    Per kannte den Namen.
    »Markus Lukas? War der im Haus?«
    Das Gehirn seines Vaters schien sich wieder auszuschalten.
    Per probierte es erneut.
    »Worüber hast du mit Bremer gesprochen?«, fragte er. »Was hat er
gesagt, als er anrief und dich hier treffen wollte?«
    »Weiß nicht mehr«, entgegnete Jerry.
    »Aber warum habt ihr gekämpft?«
    Jerrys Antwort war ein neuerliches Husten, dann lehnte er sich in
den Sitz zurück. Per seufzte, legte die Hände aufs Lenkrad und sah hinauf in
den dunkelgrauen Himmel.
    »Ich muss bald nach Hause fahren«, sagte er. »Meine Tochter Nilla
liegt im ...«
    Er verstummte, weil ein weißer Volvo auf den Hof einbog. Er umfuhr
die Löschfahrzeuge und blieb direkt vor Pers Wagen

Weitere Kostenlose Bücher