Bluttrinker (German Edition)
Richtungen.
Unschlüssig verharrte Johann.
„Ich gehe hier entlang“, verkündete Jeremias.
„Bist du sicher?“ Diegos Frage war nur ein Hauch.
„Ich habe den Grundriss im Kopf. Wenn er stimmt, weiß ich, wo ich ihn finde.“
Jeremias ging entschlossen an Johann vorbei.
Die beiden anderen Jäger zögerten nicht lange, der gegenüberliegenden
Abzweigung zu folgen.
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Jeremias hatte, schon als er die Pläne studierte, eine
ziemlich genaue Vorstellung davon bekommen, wo Bodo sich bevorzugt aufhalten
würde.
Das war nicht sonderlich schwierig für ihn. Trotz seiner Bemühungen, mit der
modernen Welt mitzuhalten, war auch Jeremias ein uraltes Wesen, dem diese
beständige Anstrengung manchmal einfach zu viel wurde. Zu seinem Wohlbefinden
zog er es vor, sich an Orte zurückzuziehen, die aus lange vergangen Zeiten
stammten, oder ihn zumindest daran erinnerten.
Im Zentrum dieser unterirdischen Festung aus Stahlbeton lag
noch immer der alte, aus Bruchsteinen erbaute Keller der Villa. Dort befand
sich ein großzügiges Gelass, das mit einem riesigen Kamin ausgestattet worden
war.
Mochten die jüngeren Generationen getrost auf den Schutz papierdünner Rollos
und unsichtbarer Beschichtungen auf Glasscheiben vertrauen. Er, der über die
Jahrtausende in tiefen Höhlen und meterdicken Gewölben Zuflucht gefunden hatte,
würde sich in solcher Umgebung niemals wirklich entspannen können.
Bodo erging es zweifellos nicht anders.
Als der Jäger die Grenze zwischen dem neuen Betonkeller und den
Bruchsteingewölben überschritt, traf er erstmals auf Widerstand. Die beiden
Bluttrinker, die sich ihm in den Weg stellten, und der Dritte, der versuchte
ihm in den Rücken zu fallen, waren keine Kämpfer. Sie versäumten es, ihren
Angriff zu koordinieren. Es gelang Jeremias problemlos, zwei der Männer mit
einer Kugel genau ins Herz zu treffen. Das konnte die Bluttrinker zwar nicht
töten, setzte sie aber lange genug außer Gefecht, um sich dem Angreifer in
seinem Rücken zuzuwenden.
Während die beiden ersten Gegner nicht einmal versuchten,
seine überlegenen Reflexe durch einen psychischen Angriff lahm zu legen,
unternahm der Dritte einen beherzten Vorstoß in Jeremias Geist. Nicht, dass er
eine Chance gehabt hätte. Er hatte grade mal achthundert Lebensjahre auf dem
Buckel.
Da der Angreifer keineswegs genug hypnotische Kräfte
aufbrachte, um Jeremias auch nur kurz zu irritieren, schränkte er mit seiner
Aktion nur seine eigene Konzentration ein. Jeremias Klinge sauste in einem
eleganten Bogen durch die Luft und durchtrennte den Hals des Feindes. Der Jäger
wartete nicht ab, um den Artgenossen fallen zu sehen. Mit einer Eleganz, der
man die lange Vertrautheit mit Hiebwaffen ansah, wirbelte Jeremias herum. Er
köpfte auch seine beiden ersten Gegner, bevor sie eine Chance bekamen sich
aufzurappeln, schnell, elegant und gnadenlos.
Gänzlich unbewegt stieg der Jäger über die kopflosen Leichen hinweg und ging
weiter, seinem eigentlichen Ziel entgegen.
In seinem Verstand arbeitete es.
Wo steckten sie, die berüchtigten Krieger der Alten? Das waren wahrhaftig nicht
die Kämpfer, die er losgeschickt hätte, um sich selbst entgegenzutreten! Mit
jedem Meter, den er ohne ernsthafte Gegenwehr zurücklegte, wurde deutlicher,
dass etwas faul war. Das ergab keinen Sinn.
Bodo musste längst wissen, mit wem er es zu tun hatte, selbst wenn seine
Abneigung gegen moderne Technik so weit gehen sollte, dass es hier unten keine
Überwachungskameras gab.
Ohne noch einmal behelligt zu werden, erreichte Jeremias den
Raum, in dem er seinen wahren Gegner vermutete. Ohne Zögern feuerte der Jäger
die verbliebene Munition seines Colt auf die drei schweren Schlösser ab, welche
die massive Eichenholztür sicherten.
Natürlich rechnete er mit einer Falle. Aber er konnte so
viel Zeit auf dieser Seite der Tür verbringen, wie er wollte. Die
Bleieinlagerungen im Türblatt behinderten seine telepathischen Kräfte ebenso
stark, wie es die dicken Steinwände taten. Um zu sehen, was dahinter lag,
musste er hindurch. Es gab keine Alternative.
Schnell lud er seine Schusswaffe nach. Mit aller Kraft warf
er sich gegen die massive Tür. Das Geräusch des sich verbiegenden Metalls war
ohrenbetäubend, doch es war nichts gegen die Maschinengewehrsalven, die hinter
ihm in die Wand droschen. Damit hatte er gerechnet. Er beging keineswegs den
Fehler, sofort in den Raum einzudringen. In dem Augenblick, als die Tür
nachgab, hatte er sich auch schon zur Seite geworfen, in
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