Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Verbündete.
»Ich würde gern mehr über die Orgien und die okkulten Rituale hören«, erklärte Moira.
»Nein!«, fauchte Grant, der die Beherrschung verlor. »Dies ist eine polizeiliche Ermittlung!«
»Haben Sie nicht gesagt, der Fall sei abgeschlossen?«, konterte Moira spitz.
»Abgeschlossen?«, wiederholte Nina. »Sie haben den Fall abgeschlossen?«
»Nein, habe ich nicht!«
»Aber Sie haben gesagt …«, begann Moira.
»Das war nicht ernst gemeint!«
»Also brauchen Sie meine Hilfe noch.«
»An dem Tag, an dem ich eine Hellseherin um Hilfe bei meinen Ermittlungen bitte, reiche ich meinen Abschied ein.«
Nina sah Moira mit großen Augen an. »Sie sind Hellse herin?«
Moira wusste nicht recht, ob die Anwältin skeptisch oder fasziniert war. »Nicht ganz. Manchmal habe ich Visionen von der Vergangenheit oder von gegenwärtigen Ereignissen.« Das war nicht einmal gelogen. Nina Hardwick gefiel ihr, denn diese Frau war eindeutig tough, und sie machte Grant Nelson wütend. »Von welchen Unterlagen haben Sie eben gesprochen?«
»Wo sind meine Akten, Grant?«, fragte Nina. »Ich will sie die ser jungen Frau zeigen – Miss O’Donnell, richtig?«
»Moira.«
»Die sind Teil einer polizeilichen Ermittlung«, entgegnete Grant.
»Aha! Also ist der Fall nicht abgeschlossen.«
Grant stand auf. »Das reicht! Sie verschwinden beide, oder ich stecke Sie wegen Behinderung der Justiz in Untersuchungshaft! Nina, halten Sie sich da raus! Und Sie, O’Donnell, verlassen L.A. nicht, ehe ich es Ihnen erlaube!«
Nina wollte widersprechen, doch Moira ergriff rasch das Wort: »Danke, Detective Nelson. Sie haben meine Nummer.« Sie warf Nina einen Blick zu, den die sofort verstand.
»Sagen Sie mir lieber genau, was Sie über Pamela Erickson und diese tote Verdächtige herausgefunden haben«, sagte Nina zu Grant, »oder ich schwöre Ihnen, dass ich Ihnen das Leben zur Hölle mache!«
Vorausgesetzt, er lebt lange genug, dachte Moira.
ZWEIUNDZWANZIG
J ulie fuhr in ihrem Sport-Cabrio zu Wendys Villa in den Hollywood Hills. In ihrem ganzen Leben hatte sie noch nie solche Angst gehabt.
»Wendy weiß es nicht«, murmelte sie vor sich hin. Sie konnte es nicht wissen! Doch warum wollte sie jetzt mit ihr reden?
Julie hatte alles getan, was Wendy von ihr verlangte. Sie hatte den Zauberbeutel wie befohlen angebracht. Sie hatte Moira O’Donnell belogen, weil sie deren Hilfe brauchte, um Grant zu retten, aber mit dem Talisman fand sie ihn überall, genau wie Nadine. Sie hatte Rachel Prince überredet, den Trank zu schlucken, damit der Dämon sich in ihrem Körper einnisten konnte, und sie hatte Nadine aufgespürt, als Wendy sie nicht erreichen konnte. Wie hätten sie auch ahnen sollen, dass der Dämon von sich aus Nadines Hülle verlässt? So war es nicht geplant gewesen. Julie fragte sich, ob Moira O’Donnell das getan hatte. Sie glaubte ihr kein bisschen, dass sie keine praktizierende Hexe war. Wie hätte sie sonst noch am Leben sein sollen? Ihr Wissen konnte den Hexenzirkeln überall auf der Welt massiv schaden. Folglich musste sie eine mächtige Hexe sein, denn andernfalls hätte längst jemand sie umgebracht.
Julie hatte ihre Aufgaben erledigt, ausgenommen die, Grant an den Sukkubus auszuliefern. Wieso dachte Wendy trotzdem, dass Julie sie hinterging?
»Wir treffen uns bei mir, um das Problem mit Moira O’Donnell und ihrem Freund zu besprechen. Sei pünktlich!«, hatte Wendy gesagt.
Julie war sogar früh dran. Sie parkte in der Einfahrt. Bisher war nur Pam dort. Nach Nadines Tod zählte ihr Hexenzirkel noch acht Mitglieder. Neun stellte die perfekte Anzahl dar, womit sich die Frage stellte, wen Wendy rekrutieren würde. Dass Nicole sich freiwillig meldete und Befehle von ihrer Schwester Wendy entgegennahm, konnte Julie sich nicht vorstellen.
Sie atmete tief ein und stieg aus dem Wagen. Statt zur Haustür lief sie zur Außentreppe, die zum untersten Geschoss hinunterführte. Durch das Fenster sah sie, dass in dem Raum ein einziges Chaos herrschte. Immerhin war ein neuer Kreis auf dem Boden im Vorraum gelegt worden, nicht vor dem Altar. Julie war schleierhaft, wie Cooper und O’Donnell dort lebend herausgekommen waren – wenn nicht mittels Magie. Moira O’Donnell musste über unglaubliche Kräfte verfügen; eine andere Erklärung gab es nicht.
Warum stritt sie es ab?
Julie öffnete die Tür. Wendy stand mit ihrer Schwester Nicole und mit Pam Erickson auf der anderen Seite des Zimmers.
»Julie«, sagte Wendy, ohne
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