Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
Sprache.
»Ja, ja, sei bitte still!«
Julie Schroeder betrat das Zimmer. Sie trug ein dünnes, fließendes rotes Kleid. Als sie an den flackernden Kerzen vorbeirauschte, bemerkte Moira, dass sie darunter nackt war.
Moira brachte zumindest ein »verlogenes Miststück!« heraus.
Julie lachte, und Moira runzelte die Stirn. Als sie entführt worden war, hatte sie ihre Sinne aus Angst und zum Selbstschutz verschlossen. Nun ließ sie die Barrieren langsam wieder herunter.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis sie begriff, dass sie es mit einem Dämon zu tun hatte.
Und nicht mit irgendeinem. Der Dämon Wollust steckte in Julies Körper.
»Wo ist meine Seele?«, fragte der Dämon.
»Wir beginnen mit dem Ritual und suchen sie.« Wendy funkelte Moira wütend an. »Du hast meine Pläne durchkreuzt, als du zum Velocity gekommen bist. Deinetwegen konnte ich nicht auf Grant warten!«
»Oh, jetzt fühle ich mich richtig mies!« Moira täuschte ein Gähnen vor, behielt allerdings Nicoles Ritual genauestens im Auge.
»Das macht nichts, denn ich weiß, wie ich ihn finde.«
Die drei Frauen stellten sich um den Dämon herum auf und fassten sich bei den Händen. Der Dämon schloss die Augen, ein verstohlenes Grinsen auf dem Gesicht.
Wendy sprach einen alten lateinischen Gesang, den Moira nicht gleich erkannte. Sie hörte zu, konnte aber nicht so schnell übersetzen. Dann hörte sie ein Wort: oculus , Auge. Es war ein Alles-sehend-Zauber, mit dem Hexen nach jemandem suchten. Auge … Blut …
Mein Auge, sein Auge. Mein Blut, sein Blut. So wie es oben ist, so ist es auch unten.
Wendy hielt das kleine Glasröhrchen mit der roten Flüssigkeit in die Höhe, von dem Moira bereits geahnt hatte, dass es sich um Grants Blut handelte. Wendy drehte die Kappe ab, und für eine Sekunde dachte Moira, sie würde es trinken. Stattdessen streckte sie ihr Handgelenk vor, das der Dämon mit Nicoles Athame einschnitt. Nach einem kurzen Seufzer tropfte Wendy etwas von Grants Blut auf den Schnitt. Der Dämon legte einen Finger auf die Wunde und malte ein blutiges Symbol auf Wendys Unterarm.
Die Intimität der Geste verblüffte Moira. Nicht einmal Fiona hätte ihr Leben riskiert, indem sie einem Dämon erlaubte, ihr die Haut einzuschneiden – nicht einmal für mehr Macht.
Wendy breitete ihre Arme aus, und der Dämon sprach etwas aus der Conoscenza , dem uralten von Dämonen verfassten Buch, das Fiona gefunden hatte. Jenes Buch, das Moira zerstören sollte, damit die Sieben nie wieder gerufen werden konnten. Moira verstand die Sprache nicht, folglich hatte sie keine Ahnung, was der Dämon Wollust sagte. Doch der Rhythmus und der Tonfall reichten, dass ihr eiskalt wurde und sie zu zittern anfing. Auch der Boden des Hauses vibrierte kaum merk lich, während magische Energie um sie herumfloss, eine Wolke formte und wie von einem Windstoß getrieben aufflog, um Grant zu suchen.
»Ich sehe ihn!«, rief Wendy. Ihr Lachen klang völlig wahnsinnig.
Ein Handy bimmelte.
Nicole sagte: »Das ist Julies.«
Wendy, deren Augen vor dämonischer Magie leuchteten, ging ran.
Vom anderen Ende konnte Moira Rafes Stimme hören.
»Ich habe Grant Nelson, Sie haben Moira. Wollen wir tauschen?«
Wendy lachte, bis ihr Tränen über die Wangen rollten, dann drückte sie das Gespräch weg, ohne Rafe geantwortet zu haben. Mit einem hämischen Lächeln drehte sie sich zu Moira. »Ich hoffe, du hast deinem Freund Lebewohl gesagt, denn du siehst ihn erst in der Hölle wieder.«
Der Dämon, Wendy und Pam Erickson gingen.
Nicole lächelte Moira an. »Jetzt sind nur du und ich hier.« Moira fühlte, wie sich neue Energie aufbaute. »Noch darf ich dich nicht töten, aber ein bisschen Spaß haben kann ich schon.«
EINUNDDREISSIG
R afe hatte Grant Nelson in der umgekehrten Geisterfalle festgebunden. Sie befanden sich in Jacksons Kirche, in dem großen Altarraum, den Jackson frei geräumt hatte. Ein sechs Meter hohes Kreuz hing an dicken Ketten von der Decke, das untere Ende etwa zweieinhalb Meter über und hinter ihnen.
Eine dicke Salzlinie umgab Grant, ihrerseits umrahmt von einer weniger auffälligen Linie aus geweihtem Öl. Rafe hoffte, dass es kein Fehler war, eine Kirche für das entscheidende Gefecht auszuwählen. Dies hier war einmal eine katholische Kirche gewesen, und Jackson sagte, die Reliquien unter dem Altar wären nie entfernt worden. Sie lagen sicher in einer Holzkiste unter dem Boden. Vielleicht übertrieb er es, aber Rafe band Grant auf einem Stuhl direkt
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