Blutzeichen: Deadly Sins 2 - Roman (German Edition)
würden ihr wehtun.
Oder sie umbringen.
ZWEI
N ach siebzehn Jahren bei der Polizei, den letzten neun als Detective, traute Grant Nelson seinem Instinkt. Und der lag selten falsch. Schon während er auf die Kriminaltechniker war tete, stand für ihn fest, dass George Erickson bei einem außer Kontrolle geratenen Sexspielchen gestorben war.
Grant sah sich den Tatort an. Es handelte sich um ein Privat haus im teuren Westwood, die Ehefrau über Nacht bei Freun den. Im Schlafzimmer war alles für ein romantisches Stell dichein hergerichtet: Kerzen, Champagner und leise, rauchige Patsy-Cline-Musik im Hintergrund.
Und dann war da natürlich der Tote; splitternackt lag er rücklings auf dem gemachten Bett. Es war keine Todesursache erkennbar, also entweder Herzinfarkt oder Überdosis. Grant hätte auf Herzinfarkt getippt, denn es gab weder Erbrochenes noch einen Hinweis auf starke Krämpfe, ebenso wenig wie Spuren von Drogenkonsum. Hatte seine Geliebte Panik be kommen und war weggelaufen? Falls ja, würden sie gewiss ihre Fingerabdrücke finden. Oder war Erickson nach ihrem Besuch an Erschöpfung gestorben? Brachte die Frau zur Tür und fiel hinterher tot um? Denkbar wäre auch, dass die Ehefrau ihn überraschte, als er seinen Rausch ausschlief, begriff, dass die Kerzen und der Champagner nicht für sie bestimmt waren, und ihn mit einem Kissen erstickte. Was immer auch geschehen war: Ihnen stand einiges an Laufarbeit bevor, um die Teile zusammenzufügen. Dies war der Teil der Polizeiarbeit, den Grant liebte – das Puzzle.
»Nur ein Glas Champagner.« Grants neuer Partner, Jeff Johnston, schritt langsam das Zimmer ab. Johnston, der bis zu seiner Beförderung als Uniformierter in der Devonshire Division gearbeitet hatte, sah man immer noch an, dass er beim College-Football als Lineman gespielt hatte. Er linste in den Papierkorb in der Ecke. »Nein, stimmt nicht. Hier ist noch eines, aber völlig zerdeppert. Meinst du, die CSI -Leute können das wieder zusammenkleben und Fingerabdrücke sichern?«
Grant blickte in den Papierkorb. Warum war das Glas zerbrochen worden? Noch ein Puzzleteil für ihn. Den Tod nicht zu melden, war eine Sache; ihre Identität zu verschleiern, in dem sie das benutzte Glas in tausend Teile brach, eine andere. Vielleicht suchten sie nach einer vorbestraften Prosti tuierten.
Das CSI -Team und der Gerichtsmediziner trafen ein. Grant und Jeff überließen ihnen den Tatort und gingen zu der Frau des Verstorbenen. Officer Ann Timmons hatte sich um Mrs. Pamela Erickson gekümmert. Ann stand auf und kam auf die beiden zu, als sie das Wohnzimmer betraten.
»Viel Glück!«, sagte sie und verdrehte die Augen.
Komisch, dachte Grant, als Timmons sich zu ihrem Partner auf der Vorderveranda gesellte.
Pamela Erickson war hübsch, ein bisschen hager. Sie sah verweint aus, ihr langes braunes Haar war im Nacken hochgesteckt. Und sie wirkte sauer.
»Wer war die Nutte, die meinen Mann einfach liegen gelassen hat?«, fragte sie. »Welche Frau macht denn so was? Geht sang- und klanglos weg, wenn jemand stirbt?«
Grant musterte sie. Er hatte schon Hunderte von Angehörigen befragt und alle möglichen Reaktionen auf einen Todesfall erlebt. Diese hier war allerdings anders. Wieso nahm die Ehefrau an, dass die Geliebte noch da gewesen war, als Erickson starb?
»Wir wissen nicht mit Sicherheit, dass jemand hier bei Ihrem Ehemann war«, erwiderte er, obwohl er es selbst nicht glaubte. »Oder, falls jemand hier war, ob Mr. Erickson vor oder nach dem Besuch starb.«
Sie starrte ihn an. »So blöd können Sie unmöglich sein! Ich habe ihn gefunden, habe das Schlafzimmer gesehen. Jemand war letzte Nacht bei George, und ich war es nicht.«
»Wussten Sie, dass Ihr Mann eine Affäre hatte?«
Ihr Lachen klang eindeutig verbittert. »Er hatte keine ›Affäre‹. Er hat rumgevögelt. Natürlich wusste ich davon! Er hat es schließlich nicht hinter meinem Rücken getan.«
Sie waren also Swinger, hatten sich darauf geeinigt, beide auch aushäusig ihren Spaß zu haben. Solche Geschichten kannte Grant, und sie gingen nie gut aus – erst recht nicht in seiner Ehe. Aber bei den Reichen und Mächtigen von L.A. war es dieser Tage üblich und hatte sich bis in die Vororte ausgebreitet. »Wissen Sie, mit wem er letzte Nacht zusammen war?«
»Nein.«
»Und ich nehme an, Sie waren nicht mit Freundinnen aus?«
Sie funkelte ihn wütend an. »Ich lasse mir ganz sicher nicht von einem Cop vorhalten, wie George und ich gelebt haben.
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